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02.10.2018 00:00
Erosion der Demokratie:
Die ideologische Homogenisierung
ökonomischer und politischer Eliten im
Neoliberalismus
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Demokratie in einer beispiellosen Weise
ausgehöhlt. Demokratie wurde durch die Illusion von Demokratie ersetzt, die
freie öffentliche Debatte durch ein Meinungs- und Empörungsmanagement, das
Leitideal des mündigen Bürgers durch das des politisch apathischen Konsumenten.
Wahlen spielen mittlerweile für grundlegende politische Fragen praktisch keine
Rolle mehr... [Quelle:
nds.de / Albrecht Müller / Rainer Mausfeld] JWD... Die
destruktiven ökologischen, sozialen und psychischen Folgen dieser Form der
Elitenherrschaft bedrohen immer mehr unsere Lebensgrundlagen. In diesen Tagen
erscheint nun das erste Buch von Rainer Mausfeld mit dem Titel „Warum
schweigen die Lämmer?“, in dem er die Systematik dieser Indoktrination
aufdeckt und uns sensibel macht für die vielfältigen psychologischen
Beeinflussungsmethoden. Ein exklusiver Auszug aus dem Buch zum Erscheinen am
2.10.2018: Albrecht Müller.
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Screenshot | Quelle: nds.de |
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In den vergangenen Jahrzehnten kam
es zu einer schleichenden aber äußerst tiefgreifenden Einschränkung des
öffentlichen Debattenraumes, die weitgehend durch die Medien hervorgebracht
wurde. Sie war eine Folge der neoliberalen Ideologie, die zu einer massiven
ideologischen Homogenisierung ökonomischer und politischer Eliten führte und
damit einhergehend auch der Massenmedien. Dies spiegelt sich auch in unseren
täglichen Erfahrungen wider: Bei sämtlichen Themen, die vitale Interessen der
ökonomischen und politischen Zentren der Macht berühren – sei es Syrien, Iran,
Israel, Ukraine, Russland oder Venezuela – weisen die Auswahl von Fakten und
ihre Einbettung in ein politisches Narrativ in den Konzernmedien praktisch keine
erwähnenswerten Variationen auf.
Diese massive Einschränkung des öffentlichen Debattenraumes unterminiert
grundlegend die Bedingungen der Möglichkeit von Demokratie. Eine demokratische
Gesellschaft beruht wesentlich auf den Möglichkeiten der Bürgern, in geeigneten
Gruppierungen und sozialen Organisationsformen zusammenzukommen und ihre
unterschiedlichen Interessen zu artikulieren, zu formulieren und zu diskutieren,
um damit eine kollektive Basis für einen Interessensausgleich und für ein
politisches Handeln zu finden. Ist der auf diese Weise entstehende öffentliche
Diskussionsraum in systematischer Weise eingeschränkt, so wird damit das
Fundament der Demokratie zerstört.
Demokratie im Sinne der Aufklärung bedeutet, auf der Basis der „Anerkennung
aller als Freier und Gleicher, ungeachtet ihrer faktischen Differenzen“, die
Vergesellschaftung von Herrschaft durch eine ungeteilte Souveränität der
Selbstgesetzgebung des Volkes bei strikter vertikaler Gewaltenteilung. In der
Demokratiekonzeption der Aufklärung wird das Volk weder ethnisch, noch kulturell
oder soziologisch bestimmt, sondern rein verfassungsrechtlich. Es konstituiert
sich erst durch eine Entscheidung zwischen Freien und Gleichen als Produkt des
Gesellschaftsvertrags: Es ist also eine Rechtsgemeinschaft und keine
Volksgemeinschaft. Die faktisch vorhandene soziale Heterogenität schließt also
keineswegs die Möglichkeit einer spezifisch politischen Homogenität aus. Die
sich aus einer Pluralität und Heterogenität von Werten und Interessen ergebenden
Spannungsbeziehungen müssen für ein politisches Handeln miteinander in Einklang
gebracht, also kompatibilisiert werden. Eine Demokratie, die nicht einfach eine
Diktatur der Mehrheit ist, ist also auf Prozeduren zur Kompatibilisierung
partikularer Interessen angewiesen. Der Austausch zwischen unterschiedlichen
Partikularinteressen erfolgt über den öffentlichen Debattenraum. Indem er
Beteiligten mit unterschiedlichen Interessen eine Möglichkeit zur Konsensfindung
gibt und sie verpflichtet, argumentative Anstrengungen zur Objektivierung ihrer
subjektiven Interessen zu unternehmen, ist der öffentliche Debattenraum das
Herzstück der Demokratie. Demokratie und Debattenraum hängen somit derart eng
aneinander, dass die Intaktheit des öffentlichen Debattenraums überhaupt erst
die Bedingung der Möglichkeit von Demokratie ist.
Da die jeweils Mächtigen zwangsläufig ein Interesse daran hatten und haben, die
für sie mit der Demokratie verbundenen Risiken zu minimieren, war und ist der
öffentliche Debattenraum stets massiven Angriffen ausgesetzt. […]
Mit dem Anwachsen und den Erfolgen sozialer emanzipatorischer Bewegungen Ende
des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verschärften sich für die Zentren der
Macht die Probleme, Demokratie risikofrei zu gestalten, massiv. Neben offen
autoritären Maßnahmen wie der gewaltsamen Auflösung von Streiks, der
Zerschlagung von Gewerkschaften und der Zersetzung emanzipatorischer Bewegungen
ließ sich die Gestaltung einer risikofreien Demokratie vor allem auf zwei Wegen
bewerkstelligen: Der erste Weg bestand in einer geeigneten systematischen
Bedeutungstransformation des Wortes ‚Demokratie‘(und ihrer konkreten
Organisation), durch die der ursprüngliche Sinn des Begriffs, wie er in der
Aufklärung gewonnen wurde, verloren geht. Demokratie im Sinne der
radikaldemokratischen Konzeption der Aufklärung bedeutet ungeteilte
Volkssouveränität der Gesetzgebung, strikte vertikale Gewaltenteilung und somit
Unterwerfung aller Staatsapparate unter den Willen des Volkes. Nach der nun
erfolgten Bedeutungsverschiebung bedeutet ‚Demokratie‘ jedoch nicht mehr
Volksherrschaft, sondern – im Gegenteil – Elitenherrschaft und
Wahl-Elitenoligarchie. Die radikalsten Konzeptionen, wie sich unter dem Mantel
von ‚Demokratie‘ das Volk von der Macht fernhalten lässt, sind die Konzeptionen
von Lippmann, Hayek oder Schumpeter sowie daran anschließend das gegenwärtige
Standardmodell einer ‚marktkonformen Demokratie‘.
Gab es in den kapitalistischen ‚Demokratien‘ der Nachkriegszeit immerhin noch
die prinzipielle Möglichkeit, die verbliebenen Reste demokratischer
Strukturelemente für eine Demokratisierung der Demokratie zu nutzen, so
schwinden unter den Bedingungen eines globalisierten Kapitalismus zunehmend auch
diese kärglichen Möglichkeiten, da es kein globales ‚Volk‘ gibt, das Träger
einer gesetzgeberischen Volkssouveränität sein könnte. Auch kann es auf der
Ebene der Weltgemeinschaft keinen globalen öffentlichen Debattenraum geben, in
dem unterschiedliche Partikularinteressen für ein politisches Handeln
miteinander in Einklang gebracht werden könnten. Folglich gibt es auch keine
Prozeduren demokratischer Konsensfindung auf globaler Ebene. Die Idee einer
demokratischen Selbststeuerung eines politischen Gemeinwesens wird zwangsläufig
völlig inhaltsleer, wenn private wirtschaftliche Macht faktisch so organisiert
ist, dass sie durch keine Form von Gemeinwesen mehr kontrolliert und gezügelt
werden kann. Demokratie – und mit ihr Errungenschaften wie der Sozialstaat –
sind auf organisatorische Einheiten angewiesen, die eine Souveränität der
Selbstgesetzgebung und eine demokratische Kontrolle aller Machtausübenden
ermöglichen. Demokratische Legitimationskreisläufe sind auf globaler
Organisationsebene unmöglich.
Der zweite Weg, wie sich für die Zentren der Macht, ‚Demokratie‘ risikofrei
gestalten lässt, zielt darauf, den öffentlichen Debattenraum soweit zu
kontrollieren und zu manipulieren, dass die periodischen Wahlen die Stabilität
der tatsächlichen Zentren der Macht nicht gefährden können. Die Entfaltung einer
‚kapitalistischen Demokratie‘ und die Entwicklung von geeigneten Techniken der
Meinungsmanipulation gingen historisch folglich Hand in Hand. Die Kontrolle über
den öffentlichen Debattenraum stand und steht also seit jeher im Zentrum eines
geeigneten Demokratiemanagements. […]
Mit dem Übergang zum globalisierten Finanzkapitalismus ging eine massive
ideologische Homogenisierung einher, die sich auch in den Medien widerspiegelt.
Die neoliberale Ideologie erweist sich als sehr wirkmächtige Rahmenerzählung,
die der sich immer massiver entfaltenden Umverteilung von unten nach oben, von
Süd nach Nord und von der öffentlichen in die private Hand den Schein einer
rationalen Zwangsläufigkeit und Alternativlosigkeit verleiht. Dadurch vermochte
diese Ideologie in der Bevölkerung eine Bereitschaft zu ‚Reformen‘ zu erzeugen,
obwohl diese als radikale Umverteilung von unten nach oben für die große
Mehrheit der Bevölkerung nachteilig sind und ohne Erzeugung von Angst nicht
demokratisch durchsetzbar wären.
Die neoliberale Ideologie gibt sich als ‚reine Rationalität‘ aus und kann daher
mit der Forderung nach Effizienz und Anpassung an die Gesetzmäßigkeiten des
‚freien Marktes‘ besonders wirksam alle Formen demokratischer Strukturen
erodieren und zerstören. Da die für politische Entscheidungen geforderte
‚Rationalität‘ nur von geeigneten Experten aufgebracht werden könne, müssten
alle Verfahren einer Gesetzgebung und exekutiver Verordnungen durch Vorgaben
geeigneter Experten und nicht durch Präferenzen der Bürger geleitet sein.
Folglich zeigt sich auf allen politischen Ebenen eine expertokratische
Entmündigung und Entmachtung der Bürger und ihrer politischen Vertreter. […]
Mit der neoliberalen Revolution von oben geht eine Reihe weiterer
charakteristischer Entwicklungen einher, die demokratische Strukturen in
grundlegender Weise unterminieren und in nur schwer reversibler Weise zerstören.
Hierzu gehören insbesondere die in den vergangenen Jahrzehnten vorangetriebene
nahezu vollständige Entmachtung der Legislative durch die Exekutive und die
Preisgabe der Exekutive an die jeweils mächtigsten wirtschaftlichen
Interessengruppen. Damit einher geht ein neoliberaler Konstitutionalismus, durch
den neoliberale Akkumulationsbedingungen auf internationaler Ebene verrechtlich
werden. So wird auf allen Ebenen zunehmend ein direkter Zugriff ökonomischer
Machtgruppen auf die Erstellung von Gesetzen und Vorschriften ermöglicht und
rechtlich verankert. Zugleich wurden Mechanismen geschaffen und verrechtlich,
durch die sich ökonomische Macht in politische Macht transformieren lässt. Auf
diese Weise konnten immer umfassendere Teile der organisierten Kriminalität der
besitzenden Klasse verrechtlicht werden. Diese Entwicklungen führten dazu, dass
Lobbyismus und Korruption durch Institutionalisierung zunehmend unsichtbar
gemacht werden. […]
Im Zuge der neoliberalen Revolution haben sich auch die traditionellen
Volksparteien grundlegend gewandelt, weil ihre gesellschaftliche Verankerung in
dem Maße schwand, wie sie sich in den Dienst der neoliberalen Revolution
stellten. Sie haben sich daher zur Selbsterhaltung zunehmend in die staatlichen
Machtapparate, von deren Finanzierung sie abhängig sind, integriert und in den
Parteienspitzen untereinander verflochten, sodass sie weitgehend austauschbar
geworden sind. Dieser Parteienwandel ist empirisch gut studiert. Die
Parteienforscher Richard S. Katz und Peter Mair prägten für diesen neu
entstandenen Typus politischer Großparteien den Begriff „Kartellpartei“. Die
Kartellparteien dienen staatlichen Apparaten als Wahlmaschinen zur
Legitimitätssicherung und als Dienstleistungsbetriebe für eine mediale
Inszenierung von Positionsdifferenzen. Zudem dienen sie der Organisation der
Ämterbesetzung. In enger Verbindung mit der Medienindustrie organisieren sie
politische ‚Produktwerbung‘ in dem Wettbewerb um Wählerstimmen. Die Mitwirkung
der Parteien bei der politischen Willensbildung reduziert sich auf ein mit
staatlichen Mitteln und mit industriellen Großspenden finanziertes
Produkt-Marketing medial inszenierter politischer ‚Positionen‘. Diese sind
tatsächlich jedoch nur noch leere Hülsen und haben kaum noch etwas mit
irgendwelchen relevanten Inhalten zu tun. Die Parteibasis darf sich dabei
weitgehend auf eine Rolle als Cheerleader und Plakatkleber in den periodisch
inszenierten Wahlspektakeln beschränken.
Die Kartellparteien deklarierten sich nun alle als ‚politische Mitte‘ – eine
Phantom-Mitte, die gerade dadurch gekennzeichnet ist, dass der öffentliche Raum
politisch entleert ist. Wie Peter Mair feststellt, geht die damit einhergehende
Verengung des Debattenraumes mit einem hohen Preis einher: „Der immer stärker
eingeschränkte Spielraum für Opposition innerhalb des Systems ist einer der
Gründe, warum der politische Bereich zu einem so starken Nährboden für
Populismus geworden ist.“ (Peter Mair) Die Entstehung der ‚alternativlosen‘
neoliberalen Phantom-Mitte und die Entstehung des Rechtspopulismus gehen Hand in
Hand. Das gegenwärtige Anwachsen des Rechtspopulismus ist eine Konsequent der
radikalen Entleerung des politischen Raumes durch die neoliberalen
Kartellparteien. Ist es verwunderlich, wenn in einer solchen Situation der
Rechtspopulismus blüht? Er verspricht Alternativen, wo die neoliberale Ideologie
gerade ihre Möglichkeit leugnet. Er verspricht natürliche, gewachsene
Gemeinschaft, wohingegen die neoliberale Ideologie Gemeinschaft zerstört und
ihre Möglichkeit leugnet. In dem Maße, wie ein Konsens der Alternativlosigkeit
erzwungen werden konnte, wurde das von den Mächtigen gewünschte Ziel erreicht,
dass sich Unbehagen, Unzufriedenheit, Empörung und Wut nicht mehr gegen die
Zentren der Macht richten. Für diesen strategischen Erfolg zahlt die
Gesellschaft über die neoliberalen sozialen Zerstörungen hinaus einen
zusätzlichen Preis. Als Konsequenz der Ideologie der Alternativlosigkeit
entladen sich Unbehagen, Empörung und Wut nun gegen die sozial Wehrlosen, auf
die sich die Ursachen gesellschaftlicher Ängste am leichtesten verschieben
lassen. Vor allem die Machtlosesten zahlen den Preis für die Strategie der
Mächtigen, ihre Macht für alternativlos zu erklären. Rechtspopulismus und
neoliberale Ideologie stehen beide in der Tradition der radikalen
Gegenaufklärung, sie teilen letztlich eine sozialdarwinistische Grundhaltung und
sind beide auf einem Menschenbild gegründet, das die dunklen und hässlichen
Seiten des Menschen, also gerade jene Seiten, gegen welche die Aufklärung
zivilisatorische Schutzbalken zu errichten suchte, verabsolutiert und zur
natürlichen Grundlage der sozialen Ordnung erklärt.
Der Einfluss des Rechtspopulismus wird nur dadurch einzuhegen sein, dass man den
das gesamte öffentliche politische Leben erstickende Würgegriff der neoliberalen
Ideologie beseitigt und einen öffentlichen Debattenraum schafft, in dem sich
alle gleichberechtigt über ihre unterschiedlichen Interessen austauschen können.
Die Überwindung der neoliberalen Ideologie bereitet vor allem deswegen besondere
Schwierigkeiten, weil sie es im Gegensatz zu anderen totalitären Ideologien
geschafft hat, sich als Ideologie gleichsam unsichtbar zu machen, indem sie sich
als bloße Widerspiegelung der Rationalität eines ‚effizienten freien Marktes‘
maskiert. Auf diese Weise konnte sie sich zu einer Ideologie steigern, die
gleichzeitig in der Lage war, vollends das ‚Ende der Ideologie‘ auszurufen. Alle
Ideologien hätten nun endgültig ausgedient, weil die ehernen
‚Naturgesetzlichkeiten‘ des ‚freien Marktes‘ bestimmten, was vernünftig ist –
und was vernünftig ist, das muss natürlich auch wirklich werden. Es gäbe keine
grundlegenden sozialen Antagonismen mehr und keinen Interessengegensatz von
Unternehmer und Lohnabhängigem. Auch ein Lohnabhängiger sei letztlich ein
Unternehmer seiner Selbst, eine Ich-AG, die sich flexibel für seine
Fremdverwertbarkeit auf dem ‚Markt‘ optimieren müsse. […]
Es ist angesichts der immensen sozialen und ökologischen Zerstörungen, welche
die neoliberalen Elitendemokratien in den vergangenen Jahrzehnten hinterlassen
haben, nicht zu erwarten, dass die politischen und ökonomischen Eliten zu
Alternativen, die für Lösungen der drängendsten Probleme der Gegenwart
erforderlich sind, bereit wären oder solche Alternativen auch nur denken
könnten. Im Gegenteil: Sie reagieren zunehmend unberechenbar und scheinen vor
den von ihnen angerichteten Problemen selbst kapituliert zu haben – sei es der
immer destruktiver und unkontrollierbarer werdende Finanzkapitalismus, seien es
die nicht mehr reversiblen ökologischen Schäden, seien es die soziale Zersetzung
von solidarischer Gemeinschaft und die mit ihnen einhergehenden psychischen
Verwüstungen und Verformungen, sei es die immer autoritärer werdende Verwaltung
der politisch ‚Irrelevanten‘, die nur noch als Konsumenten benötigt werden, und
die Disziplinierung der ökonomisches ‚Überflüssigen‘, die nicht einmal mehr als
Konsumenten benötigt werden.
Denkalternativen zur Lösung gegenwärtiger Probleme müssen also deutlich viel
tiefer ansetzen und, wie dies seinerzeit die Aufklärung geleistet hat, die
Wurzeln derartiger desaströsen Folgen demokratisch nicht mehr eingehegter Macht
erkennen und die erforderlichen Konsequenzen daraus ziehen. Die dazu nötigen
Denk- und Handlungsalternativen können nur gemeinsam und unter Verwendung des
reichen Erfahrungsschatzes emanzipatorischer Bewegungen ‚von unten‘ entwickelt
werden. Dazu müssen wir die immer noch verbliebenen demokratischen
Residualstrukturen nutzen, um auf ihrer Grundlage überhaupt erst wieder
Spielräume für eine Re-Politisierung und Re-Demokratisierung der Gesellschaft zu
erhalten.
Die gesellschaftlichen Lösungsmöglichkeiten, die die Menschheit nach den
Erfahrungen schlimmster zivilisatorischer Katastrophen in einem mühsamen
kollektiven Prozess gewonnen hat, also die Leitideale der Aufklärung, liegen
nach den massiven Einschränkungen des öffentlichen Debattenraumes der letzten
Jahrzehnte weit außerhalb des als ‚vernünftig‘ oder ‚zulässig‘ deklarierten
Debattenraumes. Solange dies der Fall ist, werden wir keine Chance haben, die
drängenden Probleme der Gegenwart zu lösen und uns vor weiteren und vermutlich
schlimmeren Katastrophen zu schützen. Daher gehört es zu unseren vordringlichen
Aufgaben, diese systematisch herbeigeführte Degeneration des öffentlichen
Debattenraumes zu überwinden. Nur dadurch können wir wieder die notwendigen
Denk- und Handlungsalternativen gewinnen.
Rainer Mausfeld, „Warum
schweigen die Lämmer? Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere
Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören“, 304 Seiten, mit
zahlreichen Illustrationen, Westend Verlag, Oktober 2018. 24 Euro.
Link zum Originaltext bei ' nachdenkseiten.de '
..hier
Nachtrag: Ich empfehle gerne folgendes Interview mit Prof. Rainer
Mausfeld bei KenFM:
05.10.2018 00:00
KenFM im
Gespräch mit: Prof. Rainer Mausfeld ("Warum schweigen die Lämmer?")
Dass Professor Rainer Mausfeld es im Alter von 68 Jahren mit seinen Vorträgen
noch zu einem Millionenpublikum bringen würde, hätte er selbst vermutlich als
Letzter vermutet. Doch ganz offensichtlich trifft er mit seinen Inhalten,
verbildlicht durch die inzwischen weitläufig bekannte politische Metapher der
„schweigenden Lämmer“, den Nerv der Zeit. Es ist, als hätten wir jahrelang eine
dunkle Vermutung gehegt und endlich spricht sie einmal jemand aus – Unsere
Demokratie ist bei weitem nicht so demokratisch, wie sie uns verkauft wird. [Quelle:
KenFM] JWD ..weiterlesen
Passend zum Thema:
09.07.2018 00:00
"Wie werden politische Debatten gesteuert?"
Für Florian Ernst Kirner (Prinz Chaos II) ist Rainer Mausfelds neuer Vortrag:
„Wie werden politische Debatten gesteuert?“, ein bestens bestückter
Werkzeugkoffer für alle, die sich aus dem Würgegriff der Herrschaftstechniken
befreien wollen. Überwiegend euphorisch sind auch die Kommentare zum
Vortragsvideo auf Youtube. JWD
..weiterlesen
04.11.2017 03:00
Wie sich die „verwirrte Herde“ auf Kurs
halten lässt
Rainer Mausfelds Vortrag zu den Pleisweiler Gesprächen als Video - Der
Vortrag ist mit gut zwei Stunden recht lang geraten. Aber er war spannend und
Rainer Mausfeld präsentierte viel Material, viele Anregungen, viele Daten, viele
Zitate, viele Hinweise auf Literatur – der Vortrag enthält ein Bündel von
nützlichen Informationen. Sie können dann, wenn Sie sich für eine der vielen
benutzten Abbildungen und Folien besonders interessieren das Video anhalten,
nachlesen und notieren. [Quelle:
nds.de / Albrecht Müller] JWD
..weiterlesen
03.08.2017 01:00
Fassadendemokratie und Tiefer Staat
Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter. - Ein neues Buch aus dem
Rubikon-Umfeld geht der Frage nach, welche Mechanismen es sind, die bewirken,
dass von Demokratie im Lande lange schon keine Rede mehr sein kann. Zum ersten
Mal im deutschen Sprachraum bündelt es - mit Beiträgen von Jörg Becker, Daniele
Ganser, Bernd Hamm, Hansgeorg Hermann, Hannes Hofbauer, Jochen Krautz, Mike
Lofgren, Rainer Mausfeld, Hermann Ploppa, Jürgen Rose, Werner Rügemer, Rainer
Rupp, Andreas Wehr, Wolf Wetzel, Ullrich Mies und Ernst Wolff - Analysen zum
Tiefen Staat. [Quelle:
rubikon.news] JWD
..weiterlesen
22.07.2017 00:00
Lügen die Medien?
Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung. -
Ein neues Buch aus dem Rubikon-Umfeld geht der Frage nach: Lügen die Medien? Zu
Wort kommen die Journalisten Walter van Rossum, David Goeßmann, Ulrich Teusch,
Volker Bräutigam, Ulrich Tilgner, Stephan Hebel, Werner Rügemer und Eckart Spoo.
Die Wissenschaftler Noam Chomsky, Daniele Ganser, Rainer Mausfeld, Uwe Krüger,
Jörg Becker, Michael Walter, Erich Schmidt-Eenboom, Klaus-Jürgen Bruder und Kurt
Gritsch. Sowie mit Maren Müller, Hektor Haarkötter, Sabine Schiffer, Gert
Hautsch, Rainer Butenschön, Markus Fiedler und Daniela Dahn wichtige Stimmen aus
der Zivilgesellschaft. [Quelle:
rubikon.news] JWD
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20.05.2017 00:15
Wie
werden Meinung & Demokratie gesteuert?
Vortrag von Professor Rainer Mausfeld - In diesem Video erklärt der
Professor für Allgemeine Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität
Kiel, wie die Demokratie durch Meinungsmanagement gesteuert wird. Dabei spannt
er einen Bogen, beginnend vor rund 200 Jahren bis in die Gegenwart. Im Anschluss
an seinen Vortrag beantwortet Mausfeld eine Reihe von Publikumsfragen. [Quelle:
actvism.org] JWD
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20.02.2017 17:45
Prof. Rainer Mausfeld: Die Angst der Machteliten vor dem Volk
Wenn eine überschaubare Gruppe von Menschen dauerhaft über
die große Masse Macht ausüben will, ist die Stabilität des Systems nur dann zu
erreichen, wenn man die wichtigste Ressource kontrolliert. Wissen. Was das Volk
nicht weiß, noch nicht einmal erahnt, kann es auch nicht auf die Barrikaden
bringen. [Quelle: KenFM] JWD
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06.08.2016 04:00
Die Links-Rechts-Demagogie -
Ein Interview mit Rainer Mausfeld
Die NachDenkSeiten beschäftigen sich von Beginn an mit dem
Thema Manipulation und mit der Frage, wie man sich davor schützen kann. Ein
großer Experte dafür ist auch Professor Mausfeld. Ihn hatten wir im vergangenen
Sommer mit den NachDenkSeiten-Leserinnen und Lesern
bekannt gemacht. Jens
Wernicke hat ihn jetzt aus aktuellem Anlass
ein zweites Mal für die NachDenkSeiten interviewt... [Quelle: nds.de]. JWD
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27.04.2016 00:00
Der Neoliberalismus ist das
geplante finale Ende der Demokratie
Prof. Dr. Rainer Mausfeld von der Universität Kiel in der Fortsetzung seiner
Vortragsreihe: "Warum schweigen die Lämmer." - Was wurde aus dem Projekt
"Aufklärung"? - Der Neoliberalismus ist das von den Eliten geplante finale Ende
der Demokratie. [Quelle: newscan-tv] JWD
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18.01.2016 15:30
Wie den Menschen mittels geeigneter
Psychotechniken der Geist vernebelt wird
Der Wahrnehmungs- und Kognitionsforscher Rainer Mausfeld
beantwortet Fragen von Jens Wernicke, der wissen will, wie "Die neoliberale
Indoktrination" funktioniert, bzw. wie und mit welchen Psychotechniken, den
Menschen der Geist vernebelt wird. Ein längeres Gespräch, welches gleichwohl
Satz für Satz wichtig und bedeutsam ist. Investieren sie die Zeit zum Lesen, zum
besseren Verständnis unserer politischen Realität lohnt es sich auf jeden Fall.
JWD ..weiterlesen
11.07.2015 11:00
„Warum schweigen die Lämmer?“
- Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements
Vortrag an der Christian Albrechts Universität Kiel, am
22.06.2015 von Prof. Dr. Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer?
Demokratie, Psychologie und Empörungsmanagement.
[Quelle: Reiner Heyse via Youtube] JWD
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Tags:
Aufklärung, Eliten, Expertokratie, Globalisierung, marktkonforme
Demokratie, Rainer Mausfeld, Meinungspluralismus, Populismus, TINA,
Verteilungsgerechtigkeit, Erosion der Demokratie, Lobbyismus und
politische Korruption, Neoliberalismus und Monetarismus, Strategien der
Meinungsmache |
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