17.08.2017 10:00 Meinungsverschiedenheiten inner-
halb des antiimperialistischen Lagers
Als sein Land von den Dschihadisten in 2011 angegriffen wurde, reagierte
Präsident Bachar Al-Assad gegen die Strömung: statt die Befugnisse der
Sicherheitsdienste zu stärken, hat er sie geschwächt. Sechs Jahre später geht
sein Land aus dem wichtigsten Krieg seit dem von Vietnam als Sieger hervor. Die
gleiche Art von Aggression findet jetzt in Lateinamerika statt, wo sie eine viel
klassischere Reaktion hervorruft... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
...Thierry Meyssan entwickelt hier die unterschiedliche Analyse und Strategie
von den Präsidenten Assad einerseits und Maduro und Morales andererseits. Es
soll diese Staatsmänner nicht in einen Wettstreit setzen, sondern sie aufrufen,
sich von den politischen Katechismen zu befreien und die Erfahrungen der letzten
Kriege zu berücksichtigen.
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 15. August 2017
Quelle: voltairenetTV via Youtube |
veröffentlicht 23.05.2017
Thierry Meyssan : El plan de Estados Unidos
contra America latina
Im Mai 2017 erklärte Thierry Meyssan
auf Russia Today, warum die südamerikanischen Eliten angesichts des
US-Imperialismus einen falschen Weg einschlagen. Er bestand auf den
Paradigmenwechsel der heutigen bewaffneten Konflikte und die
Notwendigkeit, radikal neu zu überdenken, wie man die Heimat
verteidigt.
Die Destabilisierung-Operation von Venezuela geht weiter voran. Zunächst haben
gewalttätige Gruppen, die gegen die Regierung demonstrierten, Passanten, wenn
nicht auch Bürger, die sich ihnen angeschlossen hatten, getötet. Dann
inszenierten die großen Lebensmittel-Händler einen Mangel in den Supermärkten.
Einige Mitglieder der Sicherheitskräfte griffen darauf zwei Ministerien an,
riefen zum Aufstand auf und gingen in den Untergrund.
Die internationale Presse lastet andauernd die Toten der Proteste dem "Regime"
an, während viele Videos bezeugen, dass sie absichtlich von den Demonstranten
selbst ermordet wurden. Auf Grund dieser falschen Nachrichten nennt sie
Präsident Nicolas Maduro einen "Diktator", wie sie es vor sechs Jahren mit
Muammar Gaddafi und Baschar Al-Assad gemacht hat.
Die Vereinigten Staaten verwendeten die Organisation der Amerikanischen Staaten
(OAS) gegen Präsident Maduro, so wie sie einst die Arabische Liga gegen
Präsident Al–Assad verwendet haben. Caracas, ohne seinen Ausschluss aus der
Organisation abzuwarten, hat die Methode angeprangert und verließ sie aus
eigenem Willen.
Die Maduro-Regierung hat jedoch zwei Misserfolge:
ein großer Teil seiner Wähler hat sich während der Parlamentswahlen vom
Dezember 2015 nicht zu den Urnen begeben, wodurch die Opposition die Mehrheit im
Parlament gewonnen hat.
er hat sich von der Nahrungsmittelkrise überraschen lassen, obwohl sie schon
in der Vergangenheit in Chile gegen Allende und in Venezuela gegen Chavez
organisiert worden war. Es dauerte mehrere Wochen, um neue Versorgungswege
einzurichten.
Aller Voraussicht nach wird der Konflikt, der in Venezuela beginnt, nicht
innerhalb seiner Grenzen einhalten. Er wird den ganzen Nordwesten des
südamerikanischen Kontinents und die Karibik anstecken.
Ein weiterer Schritt wurde mit militärischen Vorbereitungen gegen Venezuela,
Bolivien und Ecuador unternommen, ausgehend von Mexiko, Kolumbien und
Britisch-Guayana. Diese Koordination erfolgt durch das Team des ehemaligen
strategischen Büros für globale Demokratie (Office of Global Democracy Strategy);
eine von Präsident Bill Clinton erstellte Einheit, die dann von Vizepräsident
Dick Cheney und seiner Tochter Liz weiterbetrieben wurde. Ihre Existenz wurde
von Mike Pompeo, dem derzeitigen Direktor der CIA bestätigt. Was in der Presse
und dann durch Präsident Trump zu der Erwähnung einer US-militärischen Option
führte.
Um sein Land zu retten, hat sich das Team von Präsident Maduro geweigert, dem
Beispiel von Präsident Al-Assad zu folgen. Ihm zufolge sind die Situationen
völlig anders. Die Vereinigten Staaten, die führende kapitalistische Macht,
würde sich an Venezuela vergreifen, um das Öl zu stehlen, gemäß einem in der
Vergangenheit auf drei Kontinenten oft wiederholten Beispiel. Diese Ansicht
wurde gerade in einer Rede von Evo Morales, Präsident von Bolivien, bekräftigt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass im Jahr 2003 und 2011, Präsident Saddam
Hussein, der Führer Muammar Gaddafi, und viele Berater von Präsident Assad ganz
gleich argumentierten. Ihnen zufolge haben die Vereinigten Staaten
hintereinander Afghanistan, den Irak, dann Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien
nur deswegen angegriffen, um die Regime zu stürzen, die ihrem Imperialismus
widerstanden und um die Öl-Reserven im Erweiterten Nahen Osten zu kontrollieren.
Viele anti-imperialistische Autoren machen noch heute dieselbe Analyse, z. B.
indem sie versuchen, den Krieg gegen Syrien durch die Unterbrechung des
katarischen Gas-Pipeline-Projektes zu erklären.
Aber diese Argumentation hat sich als falsch erwiesen. Die Vereinigten Staaten
suchten weder progressistische Regierungen (Libyen und Syrien) zu stürzen, noch
Öl und Gas aus der Region zu stehlen, sondern wollen Staaten zerstören, um
Bevölkerungen in die Steinzeit zurückzuwerfen, in eine Zeit, als "der Mensch
noch ein Wolf für den Menschen war."
Der Sturz von Saddam Hussein und Muammar Gaddafi hat keinen Frieden wieder
hergestellt. Die Kriege haben angehalten, trotz der Installierungen einer
Besatzungsregierung in Irak, dann auch von Regierungen in der Region, die
Kollaborateure des Imperialismus gegen die nationale Unabhängigkeit
einschlossen. Die Kriege gehen weiter, und zeigen, dass Washington und London
nicht Regime stürzen, oder Demokratien verteidigen wollen, sondern um Völker zu
vernichten. Es ist eine grundlegende Erkenntnis, die unser Verständnis des
modernen Imperialismus erschüttert.
Diese radikal neue Strategie wurde von Thomas P. M. Barnett schon seit dem 11.
September 2001 gelehrt. Sie wurde öffentlich aufgedeckt und im März 2003
vorgestellt - also kurz vor dem Krieg gegen den Irak - in einem Esquire Artikel,
dann auch in dem gleichnamigen Buch The Pentagon’s New Map, aber sie erscheint
als so grausam, dass niemand gedacht hat, dass sie umgesetzt werden kann.
Für den Imperialismus gilt, die Welt in zwei zu teilen: auf der einen Seite eine
stabile Zone, die vom System profitiert, auf der anderen, ein schreckliches
Chaos, wo niemand mehr daran denkt zu widerstehen, sondern nur um zu überleben;
eine Zone, aus der die multinationalen Unternehmen Rohstoffe gewinnen können,
die sie brauchen, ohne niemandem Rechenschaft zu schulden.
Quelle: voltairenet.org
Laut dieser, einer Power-Point entnommenen Karte
von Thomas P. M. Barnett auf
einer Konferenz im Pentagon im Jahr 2003, müssen alle Staaten der rosaroten Zone
zerstört werden. Dieses Projekt hat nichts mit dem Klassenkampf auf nationaler
Ebene zu tun, noch mit der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Nach dem
Erweiterten Nahen Osten bereiten sich nun die US-Strategen vor, das
nordwestliche Lateinamerika in Schutt und Asche zu legen.
Seit dem siebzehnten Jahrhundert und dem englischen Bürgerkrieg entwickelte sich
der Westen in der Angst vor dem Chaos. Thomas Hobbes lehrte uns, eher die
“Raison d‘état“ auszuhalten, als zu riskieren, solche Qualen wieder zu erleben.
Der Begriff des Chaos kam uns erst wieder mit Leo Strauss, nach dem zweiten
Weltkrieg. Dieser Philosoph, der persönlich viele Beamten des Pentagons geschult
hat, wollte eine neue Form von Macht aufbauen, indem ein Teil der Welt in die
Hölle gestürzt würde.
Die Erfahrung des Dschihadismus im Erweiterten Nahen Osten hat uns gezeigt, was
Chaos ist.
Selbst wenn er auf die Ereignisse von Deraa (März-April 2011) wie von ihm
erwartet reagiert hatte, indem er die Armee gegen die Dschihadisten der Moschee
al-Omari schickte, war Präsident Al -Assad der erste der verstand, worum es
ging. Statt die von außen kommende Aggression durch die Ordnungskräfte zu
unterdrücken, schränkte er die Befugnisse der Sicherheitskräfte ein, und gab dem
Volk die Mittel, um das Land zu verteidigen.
Zu allererst hob er den Ausnahmezustand auf, löste die Sondergerichte auf,
befreite die Internet-Kommunikationen und verbot den Streitkräften ihre Waffen
zu verwenden, wenn unschuldige Menschen damit gefährdet werden könnten.
Diese gegenströmigen Entschlüsse hatten schwere Folgen. Beispielsweise bei einem
Angriff auf einen Militärkonvoi in Banias haben die Soldaten beschlossen, von
ihren Waffen zur Selbstverteidigung nicht Gebrauch zu machen. Sie zogen vor,
durch die Bomben der Angreifer verletzt zu werden und manchmal zu sterben,
anstatt auf die Einwohner, die sie ohne einzugreifen beobachteten, zu schießen.
Wie viele Leute dachte auch ich zu diesem Zeitpunkt, dass er ein schwacher
Präsident war, welcher zu treue Soldaten hatte, und dass Syrien zermalmt werden
würde. Jedoch haben Baschar Al-Assad und die syrischen Armeen sechs Jahre später
ihre Wette gewonnen. Wenn auch zunächst die Soldaten nur alleine gegen die
ausländische Aggression kämpften, hat sich langsam jeder Bürger mitbeteiligt,
jeder auf seinem Posten, um das Land zu verteidigen. Diejenigen, die nicht
konnten oder nicht widerstehen wollten, gingen ins Exil. Sicherlich haben die
Syrer viel gelitten, aber Syrien war der einzige Staat der Welt, seit dem Krieg
in Vietnam, der dem Imperialismus die Stirne bot, bis dieser müde war und
aufgab.
Zweitens, angesichts der Invasion vieler Dschihadisten von allen muslimischen
Völkern, von Marokko bis China, hat Präsident Assad beschlossen, einen Teil des
Territoriums aufzugeben, um seine Bevölkerung zu retten.
Die syrische arabische Armee zog sich in das "nützliche Syrien" zurück, d.h. in
die Städte und überließ das Land und die Wüsten den Angreifern. Dagegen achtete
Damaskus ununterbrochen auf die Nahrungsversorgung in allen unter ihrer
Kontrolle stehenden Gebieten. Im Gegensatz zu einem im Westen gängigen
Missverständnis gab es Hungersnot in den durch die Dschihadisten kontrollierten
Gebieten und in einigen von ihnen belagerten Städten; die "ausländischen
Rebellen" (verzeihen Sie das Oxymoron), von den Verbänden des "humanitären"
Westens beliefert, benutzten die Verteilung von Lebensmittelpaketen, um die
Bevölkerung, die sie aushungerten, zu unterjochen.
Das syrische Volk hat von selbst festgestellt, dass nur die Republik, und nicht
die Muslim-Bruderschaft und ihre Dschihadisten, es ernährte und schützte.
Drittens hat Präsident Assad in einer Rede am 12. Dezember 2012 erklärt, wie er
die politische Einheit des Landes erneuern würde. Er bemerkte die Notwendigkeit,
eine neue Verfassung auszuarbeiten und für ihre Annahme eine qualifizierte
Mehrheit des Volkes braucht, und dass er dann mit der demokratischen Wahl der
gesamten institutionellen Beamten, einschließlich des Präsidenten natürlich,
vorgehen würde.
Damals belächelten die Westler den Willen von Präsident Assad, Wahlen mitten im
Krieg zu organisieren. Heute unterstützen jedoch alle an der Lösung des
Konflikts beteiligten Diplomaten, einschließlich jener der Vereinten Nationen,
den Assad-Plan.
Obwohl die Dschihadisten Kommandos im ganzen Land verweilten, besonders in
Damaskus, und Politiker in ihren Häusern mit ihren Familien ermordeten, hat
Präsident Assad nationale Gegner ermutigt, das Wort zu ergreifen. Er hat dem
liberalen Hassan el-Nuri und dem marxistischen Maher el-Hajjar Sicherheit
garantiert, damit auch sie das Risiko der Präsidentschaftswahlen vom Juni 2014
eingehen. Trotz der Forderung der Muslim-Bruderschaft und der westlichen
Regierungen nach einem Boykott, trotz des dschihadistischen Terrors, trotz des
Exils von Millionen Staatsbürgern im Ausland, reagierten 73,42 % der Wähler
präsent.
Ebenso schuf er seit dem Anfang des Krieges ein Ministerium der nationalen
Aussöhnung, was man noch nie in einem Land im Krieg gesehen hatte. Er vertraute
es dem Präsidenten einer Alliierten Partei an, der SSNP von Ali Haidar. Dieser
hat mehr als eintausend Vereinbarungen ausgehandelt und geschlossen, die die
Amnestie von Bürgern, die Waffen gegen die Republik ergriffen hatten, aber dann
der syrischen arabischen Armee beigetreten sind, bescheinigte.
Während dieses Krieges hat Präsident Assad niemals Gewalt gegen sein eigenes
Volk verübt, egal was jene sagen, die ihn grundlos massiver Folter beschuldigen.
So hat er auch noch immer keine allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Es ist für
einen jungen Mann immer noch möglich, seinen Militärdienst zu verweigern.
Administrative Schritte gestatten jedem männlichen Bürger dem Wehrdienst zu
entgehen, wenn er nicht sein Land mit der Waffe in der Hand verteidigen will.
Nur die Ausgewanderten, die nicht die Gelegenheit hatten diese Schritte
einzuleiten, können sich im Widerspruch zu diesen Gesetzen befinden.
Sechs Jahre lang hat Präsident Assad nicht angehalten, einerseits an sein Volk
zu appellieren, ihm Aufgaben anzuvertrauen, und andererseits zu versuchen, es zu
ernähren und zu beschützen, soweit es möglich war. Er ist immer das Risiko
eingegangen, vorerst zu geben und dann erst zu erhalten. Das ist der Grund,
warum er heute das Vertrauen seines Volkes hat und auf aktive Unterstützung
zählen kann.
Die südamerikanischen Eliten irren sich, wenn sie die Schlachten der vergangenen
Jahrzehnte für eine gerechtere Verteilung des Reichtums fortsetzen. Der
wichtigste Kampf ist nicht mehr zwischen der Mehrheit des Volkes und einer
kleinen Klasse von Privilegierten. Die Wahl, die sich den Völkern des
Erweiterten Nahen Osten gestellt hat und die nun auch die Südamerikaner
ihrerseits treffen müssen, ist das Vaterland zu verteidigen oder zu sterben.
Die Tatsachen beweisen es: der zeitgenössische Imperialismus zielt nicht mehr
nur auf den Raub der natürlichen Reserven ab. Er dominiert die Welt und plündert
ohne Skrupel. Auch zielt er von nun an darauf ab, Völker zu vernichten und
Gesellschaften von Regionen zu zerstören, deren Bodenschätze er bereits
ausbeutet.
In diesem Zeitalter des Eisens, allein die Assad Strategie gestattet aufrecht
und frei zu bleiben.
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump..
14.03.2015 03:00 „Der Tod kommt aus Amerika“ und die Bestätigung durch den Chef
von STRATFOR
„Der Tod kommt aus Amerika“ - dies sollte der Titel meines
nächsten Buches sein, ergänzt um den Untertitel: „Der bedrückende Wandel der USA
vom Befreier zum Gewalttäter“. Dann wurde ich von Freunden darauf hingewiesen,
das Buch würde als antiamerikanisch verstanden und potentielle Leser würden von
der Eindeutigkeit und Härte des Titels davon abgehalten, es zu lesen. Zögernd
habe ich die Warnungen ernst genommen. [Quelle:
NachDenkSeiten] JWD
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