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27.06.2017 19:00
Seymour Hersh zu Assads angeblichem Giftgas-
angriff u. Trumps angeblichem Vergeltungsschlag?
Der große alte Mann des investigativen politischen Journalismus hat wieder
zugeschlagen. Seymour Hershs Artikel „Trump´s Red Line“ befasst sich mit dem
angeblichen Giftgasangriff von Khan Scheikoun am 4. April 2017 und dem drei Tage
später folgenden Luftangriff der USA auf einen syrischen Militärflugplatz. Laut
Hersh, der sich wie gewohnt auf hochrangige Quellen im US-Sicherheitsapparat
bezieht, gab es nie einen Giftgasangriff. Syriens Luftwaffe habe vielmehr ein
hochrangiges Treffen von Kommandeuren islamistischer Gruppierungen mit einer
konventionellen Bombe angegriffen... [Quellen:
nds.de] JWD
...Die „Vergeltung“ der USA war demzufolge vor allem eine persönliche
Entscheidung Trumps, bei der Militärberater das Schlimmste gerade noch
verhindern konnten. Sehr interessant ist auch, dass Hershs jüngster Artikel
exklusiv in der WELT am Sonntag erschienen ist. Sein alter Partner London Review
of Books hat offenbar Angst, als prorussisch und prosyrisch zu gelten. Da muss
man ausnahmsweise auch mal den Hut vor WELT-Herausgeber Stefan Aust ziehen, der
dieses brisante Stück publizierte.

Seymour Hersh (2004) | Bild:
Institute for Policy Studies -
..hier
| CC BY 2.0
Leider sind die deutschsprachigen Versionen des Hersh-Artikels „Trumps
rote Linie“ und der Hintergrundbericht „Im
Nebel des Kriegs“ hinter der Bezahlschranke von welt.de. Die
englischsprachigen Versionen „Trump´s
Red Line“ und „The
Fog of war“ sind jedoch frei zugänglich.
Seymour Hersh ist eine lebende Legende. Der Pulitzer-Preisträger deckte unter
anderem 1969 das Massaker von My Lai auf und machte die Welt 2004 auf die
Folterpraktiken im US-Gefängnis Abu-Ghraib aufmerksam. Regelmäßig schreibt er
über sicherheitspolitische Themen, vor allem über die US-Kriege im Nahen und
Mittleren Osten. Hershs große Stärke sind seine Netzwerke. Er verfügt über
zahlreiche hochrangige Insiderquellen in den Ministerien, den Geheimdiensten und
dem Militär, die er in seinen Artikeln anonym zitiert. Genau dies wird ihm von
seinen Kritikern paradoxerweise immer wieder vorgeworfen. Es ist schon seltsam,
dass Quellenschutz immer dann hinterfragt wird, wenn die Quellen der
„offiziellen Deutung“ widersprechen. Die WELT hat, so Redakteur Dirk Laabs,
Hershs Quellen selbst überprüft und für glaubwürdig befunden. Dies gibt den
Vorwürfen Hershs eine besondere Bedeutung, können sie doch nicht mehr wie üblich
als antiamerikanisch abqualifiziert werden. Denn eines kann man Springers WELT
nun wirklich nicht vorwerfen – dass sie antiamerikanisch sei.
Der „Giftgasangriff“, der wohl keiner war
Was hat sich also am 4. April 2017 in Syrien abgespielt? Hershs Quellen zufolge
hatten die Russen schon längere Zeit ein zweistöckiges Gebäude im Norden der von
Islamisten besetzten Stadt Khan Scheikoun im Visier. Dort sollte sich,
Geheimdienstberichten zufolge, eine Art Kommandozentrale der Islamisten
befinden. Nach einer Überwachung des Gebäudes durch Drohnen war man der
Überzeugung, mit einem gezielten Luftschlag zum richtigen Zeitpunkt hochrangige
Kommandeure der Dschihadisten ausschalten zu können. Der Angriff wurde von der
syrischen Luftwaffe durchgeführt. Als Waffe kam offenbar eine moderne russische
lasergelenkte Bombe mit 500 Pfund Sprengstoff zum Einsatz. Der Angriff wurde den
US-Militärs zuvor im üblichen Rahmen angekündigt – eine Praxis, die verhindern
soll, dass man sich gegenseitig im gefährlichen syrischen Luftraum in die Quere
kommt. Im besonderen Fall ging es – so Hershs Quelle – jedoch auch darum, dass
die US-Dienste ihre Informanten oder Agenten unter den Dschihadisten vor dem
Anschlag warnen konnten.
Die Bombardierung war offenbar erfolgreich. Geheimdienstberichten zufolge
konnten vier hochrangige Kommandeure ausgeschaltet werden. Was danach passierte,
entzieht sich jedoch auch für Hershs Quellen jeglicher Kenntnis. Minuten nach
der Bombardierung wurden über YouTube und die Sozialen Netzwerke bereits Filme
und Bilder von vermeintlichen Giftgasopfern gezeigt – die Quelle waren meist
Gruppierungen wie die „Weißhelme“; eine vom Westen finanzierte syrische NGO, die
massiv in der Kritik steht, Teil eines Informationskriegs gegen Russland und
Syrien zu sein.
Es ist unmöglich, den Vorfall wirklich objektiv zu bewerten, da es keine
belastbaren Belege gibt. Unabhängige Inspektoren waren nie vor Ort, die Proben,
die von der OPCW untersucht wurden, stammten aus Material, das das türkische
Gesundheitsministerium von „Oppositionellen“ bekommen hat und entziehen sich
daher jeder Aussagekraft. Hershs Version ist jedoch auch nicht über jeden
Zweifel erhaben, da syrische und russische Erklärungen über den Vorfall deutlich
von den Aussagen der Quelle Hershs abweichen . Warum sollten die Syrer und die
Russen etwas von einem offenbar zerstörten „Chemiewaffenlager“ der Islamisten
vermelden, wenn es gar kein solches Lager gab? Die Vergiftungen der Menschen vor
Ort erklärt Hershs Quelle damit, dass im Erdgeschoss des zerstörten Gebäudes ein
Lager für Düngemittel, Insektizide und chlorhaltige Desinfektionsmittel
untergebracht war, das angeblich durch eine „Sekundärexplosion“ chemische
Giftstoffe freigesetzt haben soll. Über jegliche Zweifel erhaben ist diese
Version auch nicht. Wesentlich stärker ist da schon das Argument von Hershs
Quelle, dass Assad nicht nur kein Motiv gehabt hat, sondern dass ein
Giftgasangriff sogar ganz entschieden gegen die syrischen Interessen gerichtet
sei. „Was den meisten Amerikanern gar nicht in den Sinn kommt, ist, dass ein
syrischer Giftgasangriff, den Bashar [al Assad] befohlen haben soll, die Russen
zehnmal mehr verärgert hätte als den Westen. Die russische Strategie gegen den
IS, die ja eine Kooperation mit dem Westen vorsieht, wäre dahin und Basahr [al
Assad] wäre dafür verantwortlich, Russland vor´s Schienbein getreten zu haben,
ohne die Konsequenzen für ihn zu bedenken. Würde Bashar [al Assad] so was tun?
Wo er gerade dabei ist, den Krieg zu gewinnen? Wollt Ihr mich veräppeln?“
Trumps Vergeltungsschlag sollte uns beunruhigen
Über jeden Zweifel erhaben ist indes die offizielle Reaktion der USA. Trump
verfolgte die Folgen des angeblichen Giftgasangriffs Hersh zufolge zusammen mit
dem jordanischen König im Fernsehen und war vom ersten Moment an schockiert.
„Unschuldige Babies“ – dafür musste irgendwer bezahlen und wenn die Medien Assad
als Schlächter ausgemacht hatten, war er es halt, der die Vergeltung der USA zu
spüren bekommen sollte.
Interessant ist, dass laut Hersh die US-Dienste mehrfach unterstrichen haben
sollen, dass es kein Indiz für eine syrische Täterschaft und noch nicht einmal
einen starken Beweis dafür gebe, dass es überhaupt einen „Giftgasangriff“
gegeben hat. Das soll Trump aber nicht davon abgehalten haben, eine Vergeltung
anzuordnen. Es ging nicht mehr um das „ob“, sondern nur noch um das „wie“.
Beschlossen wurde der Vergeltungsschlag bei einem Treffen des inneren Zirkels
auf Trumps Anwesen in Mar-a-Lago. Es gab offenbar vier Optionen, von denen zwei
(gar nichts zu tun und ein Enthauptungsschlag mit einer Bombardierung der
Paläste Assads) von vornherein ausgeschlossen wurden. Übrig blieb die letzten
Endes beschlossene, eher symbolische Bombardierung eines syrischen
Luftwaffenstützpunktes und eine groß angelegte Bombardierung zahlreicher
Einrichtungen des syrischen Militärs. Dabei soll – so Hershs Quelle – die
„politische Seite“, allen voran Trump und Außenminister Rex Tillerson,
eigentlich die letztere Option bevorzugt haben. Glücklicherweise konnten die
Militärberater, die darauf hinwiesen, dass einem groß angelegten Bombardement
auch russische Soldaten in den Luftabwehrstellungen zum Opfer fallen würden,
sich durchsetzen und man entschied sich für einen symbolischen Akt, der
möglichst wenig Schaden verursachen sollte. Nachdem man vorher die Russen und
damit indirekt auch die Syrer vorwarnte, blieben die Folgen überschaubar:
Offenbar traf nur ein Bruchteil der 60 Marschflugkörper überhaupt das Ziel und
zerstörte dort lediglich neun, ohnehin nicht mehr einsatzfähige, Flugzeuge. Es
hätte schlimmer kommen können.
Nun ist Trump einer von uns!
Zugegeben – je mehr man über die Vorgänge erfährt, desto skurriler wird die
ganze Geschichte. Vor allem sollte man dabei im Hinterkopf behalten, dass der
US-Vergeltungsschlag im Westen als die eigentliche Amtseinführung des neuen
US-Präsidenten gewertet wurde. Schaut her, auch Trump führt Kriege! Nun ist er
einer von uns – ein „ganz normaler“ US-Präsident.
Die Lektion aus dem Vorfall lässt jedoch Schlimmes erwarten. Wenn es den
Islamisten mit Hilfe gelungener PR-Arbeit gelungen ist, Trump einmal in die „Rote-Linie-Falle“
laufen gelassen zu haben, werden sie dies auch noch weitere Male probieren. Und
dann kann Trump nicht mehr hinter seine eigene Doktrin zurück – er muss wieder
Vergeltung üben und diese Vergeltung muss noch deutlicher ausfallen. So will es
die Macho-Logik, der sich ein Trump allem Anschein nach unterworfen hat. Diesmal
konnten ihn seine Berater noch davon abhalten, russische Militärs zu
bombardieren und so eine internationale Krise auszulösen. Wird ihnen das beim
nächsten Mal auch noch gelingen?
Auch die Bewertung des Giftgasangriffs als vermeintliche False-Flag-Aktion ist
beunruhigend, zeigt sie doch, wie leicht es ist, eine willfährige Mehrheit der
Medien ohne echte Belege hinters Licht zu führen. Qualitätskontrollen scheint es
keine mehr zu geben, wenn quotenstarke Bilder von toten Kindern angeboten
werden. Bleibt abzuwarten, ob die WELT selbst ihre Schlüsse aus diesem
ungewöhnlichen Gastartikel zieht. Ihre kleine Schwester BILD gehörte im April
jedenfalls zu den schrillsten Lautsprechern der islamistischen Propaganda.
Link zum Originaltext bei ' nachdenkseiten '
..hier
Passend zum Thema:
10.05.2017 14:45
„Die Neokonservativen haben
Trump auf die Knie gezwungen“
Angelika Eberl, Leserin der NachDenkSeiten, hat wieder einmal einen wichtigen
Text übersetzt. In diesem Artikel des bekannten und bewährten
Investigativreporters, veröffentlicht am 10. April 2017 in
Consortium News, beschreibt Robert Parry, wie Robert Kagan, eine zentrale
Figur der Neocons, auf Trumps Raketenschlag vom 6.4.2017 reagierte. Parry
schildert, wie die Neokonservativen den neuen US-Präsidenten zurechtgestutzt
haben... [Quelle:
nds.de / Albrecht Müller] JWD
..weiterlesen
05.05.2017 01:10
Warum
hat Trump Schayrat bombardiert?
Entgegen allem Anschein, weit entfernt von einem erratischen Verhalten, versucht
die US-Regierung den Rahmen ihrer Außenpolitik festzulegen. Präsident Donald
Trump verhandelt mit einem Sprecher des tiefen Staates, der sein Land seit 11.
September 2001 regiert. Es scheint, dass sie den Rahmen eines Abkommens gefunden
hätten,... [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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22.04.2017 11:00
Rückblick: Giftgas und US-Luftschlag -
Karin Leukefeld berichtet aus Damaskus
Brandgefährlich – nicht nur Saudi Arabien, Katar, Israel und die Türkei, sondern
auch die deutsche und die französische Regierung äußern ihre Zustimmung zu dem
in den frühen Morgenstunden, ohne jede völkerrechtliche Grundlage erfolgten
Raketenangriff der USA auf einen Stützpunkt der syrischen Luftwaffe bei Homs... [Quelle:
Weltnetz TV] JWD
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21.04.2017 12:30
Der Nervengasangriff, der nicht
stattfand – Khan Sheikhoun, Syrien
Eine Analyse von Theodore A. Postol in deutscher
Übersetzung - Der Nervengasangriff, der nicht stattfand: Eine Analyse der Zeiten und Orte
kritischer Ereignisse des angeblichen Nervengasangriffs am 4. April 2017 um 7
Uhr in Khan Sheikhoun, Syrien. Anmerkung: Die Expertise von US-Prof. Postol
wurde am 18.04.2017 bei
washingtonsblog.com veröffentlicht. [Quelle:
Propagandaschau] JWD
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18.04.2017 13:30
CIA-Bericht über Vorfall in
Khan Schaykhun ist grob gefälscht
In einem am 13. April 2017 veröffentlichten Bericht bemerkt Professor Theodore
Postol, ein Fachmann vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), dass der
Bericht der Geheimdienste, der vom Weißen Haus veröffentlicht wurde, grobe
Fehler beinhaltet. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
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17.04.2017 12:00
Giftgasmassaker war False-Flag-Operation
Das Giftgasmassaker wurde von Assad-Gegnern als „Angriff unter falscher Flagge“
inszeniert und durch Weißhelme weltweit verbreitet. - 87 Menschen sollen am 4.
April bei einem Angriff der syrischen Luftwaffe in Khan Sheikhun, in der von
islamistischen Extremisten kontrollierten Provinz Idlib, durch das Nervengas
Sarin getötet worden sein. Dieses Giftgasmassaker führte zur jüngsten Wende im
syrischen Stellvertreterkrieg... [Quelle:
rubikon.news] JWD
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08.04.2017 01:00
ZDF-Kriegstreiber Elmar Theveßen verbreitet bei „Maybrit Illner“ Lügen über den Giftgasangriff von Ghouta
Theveßen ist stellvertretender Chefredakteur,
selbsternannter „Terrorexperte“ des ZDF und „nebenbei“ Mitglied der
Propagandaorganisation
„Atlantik-Brücke“, deren Ziel es ist, Deutschlands
Politik und öffentliche Meinung mit den Interessen der US-Eliten (nicht zu
verwechseln mit den US-Bürgern) zu synchronisieren. [Quelle:
Propagandaschau] JWD
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07.04.2017 13:30
Trumps Brutkastenlüge
Der Lack ist ab, Trump entwickelt sich scheinbar zu einem
hirnverbrannten Einpeitscher des Militärisch-industiellen Komplexes. Keine Lüge
ist zu Groß, Uli Gellermann spricht in seinem Kommentar zutreffend von den "Giftgas-USA"
und "der Nation der Lügner". Die blutrünstige US-Armee ist die einzige, die
immer wieder Giftgas und Uran-Munition einsetzt, bzw. eingesetzt hat. Wir sind Verbrechern und
Charakterschweinen und wie ein Rückblick beweist, notorischen Giftgas-Lügnern ausgeliefert. JWD
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Tags: Seymour Hersh,
Medien und Medienanalyse, Militäreinsätze/Kriege, Baschar al-Assad,
Giftgas, investigativer Journalismus, Syrien, Donald Trump,USA, WELT |
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