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04.07.2018 01:00
Wie positioniert sich Donald Trump?
Präsident Trump wurde gewählt, um einen Paradigmenwechsel umzusetzen, aber er
hört nicht auf, diejenigen zu überraschen, die denken, dass er ein Spinner ist.
Er macht nichts anderes als seine Ideen umzusetzen, die er während seiner
Wahlkampagne entwickelt hat, indem er sich in einer politischen, tief in der
amerikanischen Geschichte verwurzelten, aber lange vernachlässigten Tradition
verschreibt. Thierry Meyssan schiebt daher seine Kommunikation beiseite und
analysiert seine Aktionen im Lichte seiner Versprechen. [Quelle:
voltairenet.org] JWD
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 19. Juni 2018
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
ährend des US-Präsidentschaftswahlkampfes haben wir gezeigt, dass die Rivalität
zwischen Hillary Clinton und Donald Trump nicht so sehr in ihrem Stil lag
sondern in ihrer Kultur [1]. Der Außenseiter stellte die puritanische Herrschaft
über die Vereinigten Staaten in Frage und forderte die Rückkehr zum
ursprünglichen Kompromiss von 1789 —, jenem der Bill Of Rights — zwischen den
Revolutionären, die gegen König George kämpften und den Großgrundbesitzern der
13 Kolonien.
Er war aber nicht ein so vollkommener Neuling in der Politik, weil er bereits am
Tag der Anschläge vom 11. September seine Opposition gegen das System gezeigt
hatte [2], wie auch später dann in der Kontroverse über den Geburtsort des
Präsidenten Obama.
Ebenso haben wir das Vermögen von Donald Trump nicht als ein klares Zeichen
dafür interpretiert, dass er sein Handeln in den Dienst der Reichen stellen
würde, sondern als Beweis dafür, dass er den produktiven Kapitalismus gegen den
spekulativen Kapitalismus verteidigen würde.
Wir haben darauf hingewiesen, dass auf außenpolitischer Ebene die Präsidenten
George W. Bush und Barack Obama die Kriege in Afghanistan, Irak, Libyen und
Syrien als Umsetzung der Strategie des Admirals Cebrowski begonnen haben, d. h.
die Zerstörung der staatlichen Strukturen aller Länder des „Erweiterten Nahen
Osten“ [3] ; während sie auf innenpolitischer Ebene die Bill Of Rights
suspendiert haben; dass all das zur Abwertung und Verarmung der "kleinen
Amerikaner" führt.
Im Gegenteil, Donald Trump hat nicht aufgehört, das amerikanische Imperium zu
verurteilen und die Rückkehr zu den republikanischen Prinzipien zu verkünden. Er
berief sich auf Andrew Jackson (1829-37) [4] und ließ sich von den ehemaligen
Mitarbeitern von Richard Nixon würdigen (1969-74) [5].
Er brachte sein innenpolitisches Denken auf die Formel „Make America Great Again
!“, d. h. nicht mehr für die Fortsetzung der imperialen Schimäre, sondern zurück
zum „Amerikanischen Traum“ der persönlichen Bereicherung. Und seine Außenpolitik
auf die Formel „America First!“, den wir nicht in dem Sinne auslegen, den er
während des zweiten Weltkriegs hatte, sondern in jenem Sinn, den er ursprünglich
hatte. Wir sehen also in ihm nicht einen Neo-Nazi, sondern einen Politiker, der
sich weigert, sein Land in den Dienst der transnationalen Eliten zu stellen.
Noch überraschender ist, was wir für unmöglich hielten, dass er ein
Kulturabkommen mit der mexikanischen Minderheit erreichen könnte, und wir sagten
voraus, dass er letztlich eine freundliche Abtrennung, nämlich die
Unabhängigkeit von Kalifornien (Calexit) ermöglichen könnte [6].
Unsere Interpretation der Ziele und der Methode von Donald Trump ließ aber die
Frage offen, ob ein US-Präsident die Fähigkeit hat, die militärische Strategie
seines Landes ändern zu können [7].
Als wir entgegen der Meinung aller Kommentatoren so zwei Jahre lang schrieben,
sind wir fälschlicherweise als Anhänger von Donald Trump bewertet worden. Das
ist eine falsche Deutung unserer Arbeit. Wir sind keine amerikanischen Wähler
und wir unterstützen daher auch keinen Kandidaten des Weißen Hauses. Wir sind
politische Analysten und wir versuchen nur den Sachverhalt zu verstehen und ihre
Konsequenzen vorauszusehen.
Wo stehen wir heute?
Wir müssen uns auf die Fakten konzentrieren und seine ganze Kommunikation aus
unseren Überlegungen heraushalten.
Wir müssen das unterscheiden, was von Donald Trump stammt, von dem, was aus der
Politik seiner Vorgänger herrührt und dem, was dem Zeitgeist unterliegt.
Auf innenpolitischem Gebiet
Donald Trump hat einen weißen, rassistischen Protest in Charlottesville
unterstützt und auch das Recht, selbst nach dem Massaker von Parkland, Waffen zu
tragen. Diese Stellungnahmen wurden als Unterstützung der rechtsextremen Ideen
und der Gewalt interpretiert. Ganz im Gegenteil ging es für ihn darum, die
"Menschenrechte" in ihrer US-Version zu fördern, wie sie in den ersten beiden
Änderungsanträgen der Bill Of Rights stehen.
Man kann natürlich sagen, wie schlecht man die Definition der amerikanischen
"Menschenrechte" laut der Tradition von Thomas Paine [8] findet — , wir
kritisieren sie ständig —, aber das ist eine andere Frage.
Aus Mangel an Ressourcen steht die Vollendung der Mauer an der mexikanischen
Grenze, die von seinen Vorgängern errichtet worden war, noch lange aus. Es ist
noch zu früh, um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Die Auseinandersetzung mit
jenen der hispanischen Einwanderer, die sich weigern, Englisch zu sprechen und
sich dem Kompromiss von 1789 anzuschließen, hat noch nicht stattgefunden. Donald
Trump begnügte sich damit, den Kommunikations-Dienst des Weißen Hauses in
spanischer Sprache einzustellen.
Was die Frage des Klimawandels angeht, hat Donald Trump das Abkommen von Paris
zurückgewiesen, nicht weil ihm die Ökologie gleichgültig wäre, sondern weil
dieses eine Regulierung durch die Finanzmärkte aufzwänge, von der allein die
Verantwortlichen der Börsen für den Handel mit den CO2-Emissionsrechten
profitierten [9].
In Wirtschaftssachen ist es Donald Trump noch nicht gelungen, seine Revolution
durchzusetzen: den Export von Gebühren zu befreien und den Import zu verzollen.
Er hat aber sein Land aus den noch nicht ratifizierten Freihandels-Verträgen
zurückgezogen, wie z. B. aus dem transpazifischen Partnerschaftsabkommen.
Während seine Border Adjustment Tax vom Kongress zurückgewiesen wurde, versucht
er heute das Parlament zu umgehen und prohibitive Einfuhrzölle für bestimmte
Produkte einzuführen, was bei den Verbündeten seines Landes Verdutztheit und
Zorn in China hervorruft [10].
In ähnlicher Weise hat Donald Trump Schwierigkeiten mit dem Beginn seines
Roosveltischen Infrastruktur-Bauprogramms, für das er bis jetzt nur 15 % der
Finanzierung gefunden hat. Und er hat noch nicht sein Programm gestartet,
ausländische Köpfe zu gewinnen, um seine Industrie zu verbessern, obwohl dieses
in seiner nationalen Sicherheitsstrategie angekündigt wurde [11].
Letztlich hat aber das Wenige, das er schon geschaffen hat, genügt, um die
Produktion und die Beschäftigung in seinem Land anzukurbeln.
Auf außenpolitischem Gebiet
Um das amerikanische Imperium zu liquidieren, hatte Donald Trump seine Absicht
verkündet, die Unterstützung der Dschihadisten zu beenden, die NATO aufzulösen,
die Cebrowski-Strategie aufzugeben und seine Besatzungstruppen nach Hause zu
holen. Es ist natürlich sehr viel schwieriger, die bewaffneten Streitkräfte als
ersten Zuständigkeitsbereich des Bundes zu reformieren, als die Wirtschafts- und
Finanz-Regeln per Dekret zu ändern.
Präsident Trump hat vorrangig loyale Leute an die Spitze des
Verteidigungsministeriums und der CIA gestellt, um jegliche Rebellion
auszuschließen. Er hat durch Verminderung der Rolle des Pentagon und der CIA den
nationalen Sicherheitsrat reformiert [12]. Er hat den "farbigen Revolutionen"
und anderen Staatsstreichen sofort ein Ende gesetzt, die frühere Regierungen
gekennzeichnet haben..
Dann hat er die arabischen Länder, einschließlich Saudi-Arabien, davon
überzeugt, ihre Unterstützung der Dschihadisten aufzugeben [13]. Die Folgen
dieses Beschlusses sind mit dem Fall von Daesch im Irak und in Syrien schnell
sichtbar geworden. Gleichzeitig hat Donald Trump die Auflösung der NATO
aufgeschoben, indem er sich damit begnügte, ihr einfach eine
Anti-Terror-Funktion hinzuzufügen [14]. Inzwischen entwickelt das Bündnis im
Rahmen der britischen Kampagne gegen Moskau aktiv seine anti-russischen
Maßnahmen [15].
Donald Trump hat die NATO nur zur Steuerung der Vasallen der Vereinigten Staaten
beibehalten. Er hat absichtlich den G7 Gipfel diskreditiert, indem er seine
verzweifelten Verbündeten ihrer eigenen Verantwortung überließ.
Um die Cebrowski-Strategie in dem "Erweiterten Nahen Osten" zu unterbrechen,
bereitet Donald Trump eine Reorganisation des Gebiets rund um seinen Rückzug vom
Abkommen mit dem Iran (JCPoA und den geheimen Abkommen) und seinen Plan zur
Regelung der Palästina-Frage vor. Wenn dieses Projekt, das Frankreich und das
Vereinigte Königreich zu sabotieren versuchen, auch kaum eine Chance hat einen
regionalen Frieden zu schaffen, erlaubt es jedoch, die Pentagon-Initiativen zu
lähmen. Hochrangige Offiziere bereiten sich aber darauf vor, die
Cebrowski-Strategie im "karibischen Becken“ umzusetzen.
Die Initiative der Regelung des koreanischen Konflikts, letztes Überbleibsel des
Kalten Krieges, dürfte ihm erlauben, den Zweck der NATO in Frage zu stellen. Die
Alliierten haben sich an dieser Organisation nur beteiligt, um eine
vergleichbare Situation mit der von dem Korea-Krieg in Europa zu verhindern.
Letztendlich sollten die US-Streitkräfte nicht mehr benutzt werden, um kleine
Länder zu vernichten, sondern nur um Russland zu isolieren, oder um China daran
zu hindern, seine "Seiden-Straßen" zu entwickeln.
Autor: Thierry Meyssan |
Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1]
„Werden sich die
Vereinigten Staaten reformieren oder zerreißen?“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 26. Oktober 2016.[2]
Siehe:
l’intervention de Donald Trump sur New York 9, le 11 septembre 2011.
[3]
„Das militärische
Projekt der Vereinigten Staaten für die Welt“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 22. August 2017.
[4]
“Trump
has picked a deeply disturbing hero”, Michael Gerson, The Washington
Post, March 16, 2017.
[5]
“Donald Trump’s
‘America First’ Foreign Policy Speech”, by Donald Trump, Voltaire
Network, 27 April 2016.
[6]
„Bilanz und
Perspektiven von Donald Trump“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst
Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 5.
Dezember 2017.
[7]
« L’alternance du
Pouvoir impérial », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio,
Il Manifesto (Italie) , Réseau Voltaire, 15 novembre 2016.
[8]
Thomas Paine, Rights of Man (Menschenrechte), London, part 1 1791,
part 2 1792.
[9]
„1997-2010: Die
Ökologie der Finanz“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich,
Оdnako (Russland) , Voltaire Netzwerk, 7. Dezember 2015.
[10]
« USA : Impérialisme
contre ultra-impérialisme », «
Guerre économique ou
"guerre absolue" ? », par Jean-Claude Paye, Réseau Voltaire, 26
février et 31 mai 2018.
[11]
Security Strategy of the United States of America, White House,
December 18, 2017
[12]
“Presidential
Memorandum: Organization of the National Security Council and the Homeland
Security Council”, by Donald Trump, Voltaire Network, 28 January
2017. „Donald Trump
löst die Organisation des US-Imperialismus auf“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 31. Januar 2017.
[13]
“Presidential
Memorandum: Plan to Defeat the Islamic State of Iraq and Syria”, by
Donald Trump, Voltaire Network, 28 January 2017. “Donald
Trump’s Speech to the Arab Islamic American Summit”, by Donald Trump,
Voltaire Network, 21 May 2017.
[14]
“Remarks
by Donald Trump at NATO Unveiling of the Article 5 and Berlin Wall Memorials”,
by Donald Trump, Voltaire Network, 25 May 2017.
[15]
« L’Otan non «
obsolète » se prépare avec Mattis à d’autres guerres », par Manlio
Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie) ,
Réseau Voltaire, 16 février 2017.
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND
Link zum Originaltext mit weiteren Leseempfehlungen bei ' voltairenet.org '
..hier
03.07.2018 [voltairenet.org]
Was Donald Trump vorbereitet
Nachdem Thierry Meyssan die historischen Bezüge von Donald Trump (der
konstitutionelle Kompromiss von 1789, die Beispiele von Andrew Jackson und
Richard Nixon) und die Wahrnehmung seiner Politik durch seine Anhänger
untersucht hat, analysiert er Trumps anti-imperialistisches Vorgehen. Es geht
für den amerikanischen Präsidenten nicht darum, „zur guten alten Zeit“
zurückzukehren, sondern im Gegenteil darum, die Interessen der herrschenden
transnationalen Klasse aufzugeben, um seine nationale Wirtschaft zu entwickeln.
Von Thierry Meyssan | Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 3. Juli 2018
Quelle: voltairenet.org (verlinkt)
Das Problem
Im Jahr 1916, während des ersten Weltkrieges, analysierte Lenin die Gründe, die
zur Konfrontation zwischen den Imperien seiner Zeit führten. Er schrieb damals:
Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. In diesem Buch
erläuterte er seine Gedanken folgendermaßen: "Der Imperialismus ist der
Kapitalismus, der an einem Entwicklungsstadium angelangt ist, wo sich die
Herrschaft der Monopole und des Finanzkapitals durchsetzen, wo der Export von
Kapital von großer Bedeutung ist, wo die Aufteilung der Welt zwischen den
internationalen Trusts begonnen hat und wo die Aufteilung des gesamten Globus
zwischen den großen kapitalistischen Ländern abgeschlossen ist."
Die Fakten bestätigten die Logik der Konzentration des Kapitals, die er
beschrieb. Innerhalb von einem Jahrhundert hat diese Konzentration die alten
Imperien durch ein neues ersetzt: "Amerika" (nicht zu verwechseln mit dem
amerikanischen Kontinent). Durch Zusammenschlüsse und Übernahmen von Konzernen
haben einige multinationale Gesellschaften eine weltweit herrschende Klasse
hervorgebracht, deren gegenseitiges Schulterklopfen man jedes Jahr in der
Schweiz in Davos beobachten kann. Diese Leute dienen jedoch nicht den Interessen
des amerikanischen Volkes und sind auch nicht unbedingt „Amerikaner“, nutzen
aber die Mittel des US-Staates, um ihre Gewinne zu maximieren.
Donald Trump wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, weil er
versprach, zu der ursprünglichen Form des Kapitalismus zurückkehren zu wollen,
zum "amerikanischen Traum“ durch freien Wettbewerb. Man kann sicherlich mit
Lenin im Voraus sagen, dass diese Wiederherstellung nicht möglich ist, aber der
neue Präsident hat doch diesen Weg eingeschlagen.
Das Herz des imperialen kapitalistischen Systems ist die Pentagon-Lehre,
formuliert von Admiral Arthur Cebrowski: die Welt ist von nun ab zweigeteilt.
Auf der einen Seite, die entwickelten und stabilen Staaten, auf der anderen, die
noch nicht in die imperiale Globalisierung integrierten und daher zur
Instabilität verurteilten Staaten. Die Aufgabe der US-Truppen ist, die
staatlichen und sozialen Strukturen der nicht-integrierten Regionen zu
zerstören. Seit 2001 haben sie den "Erweiterten Nahen Osten“ systematisch
zerstört und bereiten sich heute darauf vor, dasselbe "im Karibischen Becken" zu
tun.
Es ist klar, dass die Art und Weise, in der das Pentagon die Welt begreift, sich
auf die gleichen Konzepte stützt, wie die der anti-imperialistischen Denker, wie
Immanuel Wallerstein, Giovanni Arrighi oder Samir Amin.
Der Versuch der Lösung
Das Ziel von Donald Trump ist daher, sowohl das transnationale Kapital in die
US-Wirtschaft zu reinvestieren, als auch das Pentagon und die CIA von ihrer
gegenwärtigen imperialistischen Funktion abzubringen und auf die
Landesverteidigung zu beschränken. Um dies zu tun, muss er sich von den
internationalen Handelsverträgen zurückziehen und die zwischenstaatlichen
Strukturen, die die alte Ordnung festlegen, auflösen.
Internationale Handelsverträge rückgängig machen
Schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit hat Präsident Trump den Rückzug seines
Landes aus dem noch nicht unterzeichneten Abkommen zur Transpazifischen
Partnerschaft (TPP) angeordnet. Dieser Handelsvertrag wurde mit dem
strategischen Ziel entwickelt, China zu isolieren.
Da er die Unterzeichnung der geltenden Verträge seines Landes, wie des
nordamerikanischen Freihandelsabkommens, nicht rückgängig machen konnte, hat er
damit begonnen, sie durch verschiedene, dem Sinn, aber nicht dem Text
widersprechende Zollauflagen zu entkräften.
Zwischenstaatlichen Strukturen ein neue Leitung geben oder sie auflösen
Wir haben es hier oft betont: die Vereinten Nationen sind nicht mehr ein Forum
für den Frieden, sondern ein Instrument des US-Imperialismus, in dem einige
Staaten weiter Widerstand leisten. Das war bereits während der sowjetischen
Politik des leeren Stuhls (Koreakrieg) der Fall und ist es auch wieder seit Juli
2012.
Präsident Trump hat die zwei imperialistischen Haupt-Werkzeuge innerhalb der
Vereinten Nationen direkt angegriffen: die Friedenssicherungseinsätze (die die
ursprünglich durch die Charta geplanten Beobachtungsmissionen ersetzt haben) und
den UN-Menschenrechtsrat (dessen einzige Funktion ist, humanitäre Kriege der
NATO zu rechtfertigen). Er hat beim ersten die Haushaltsmittel abgezogen und
sein Land aus dem UN-Menschenrechtsrat zurückgezogen. Er hat jedoch die Wahl des
Direktors der Internationalen Organisation für Migration verloren, womit er dem
weltweiten Menschenhandel vorerst das Feld überlässt. Es geht ihm offensichtlich
nicht darum, die Vereinten Nationen zu zerstören, sondern sie durch Umbau auf
ihre ursprüngliche Funktion zurückzuführen.
Er hat gerade den G7-Staatengipfel torpediert. Dieses Treffen, das ursprünglich
für den Austausch von Sichtweisen geplant war, ist ab 1994 ein Werkzeug der
imperialen Herrschaft geworden. Im Jahr 2014 verwandelte es sich in ein
anti-russisches Instrument; im Einklang mit dem, was die neue Strategie der
Angelsachsen geworden war, um "zu retten, was noch zu retten ist ", d. h. um
einen Weltkrieg zu verhindern, indem das Imperium erst an den Grenzen Russlands
halt macht und dieses somit isoliert. Präsident Trump hat sich während der
Sitzung in Charleroix den Luxus geleistet, seinen verblüfften Verbündeten zu
zeigen, dass er nicht mehr ihr Lehnsherr ist und dass sie sich nun selbst
durchschlagen müssen.
Nach dem Versuch, Frankreich zur Sprengung der EU einzusetzen, wandte er sich
schließlich Italien zu, wohin er Steve Bannon gesandt hatte, um eine gegen das
System gerichtete Regierung mit der Hilfe von US-Banken zu bilden. Rom hat
bereits mit fünf anderen Hauptstädten ein Bündnis gegen Brüssel geschlossen.
Wieder in produktive Wirtschaft investieren
Durch verschiedene, selten vom Kongress gebilligte und in den meisten Fällen per
Dekret angenommene Steuer- und Zollmaßnahmen, ermutigt Präsident Trump die
großen Unternehmen seines Landes, ihre Fabriken in ihr Land zurückzuholen. Das
führte sofort zu einer wirtschaftlichen Erholung, was ungefähr das Einzige ist,
was die Presse ihm gut schreibt.
Man ist jedoch noch sehr weit davon entfernt, einen Rückgang des Einflusses des
Finanzwesens feststellen zu können. Wahrscheinlich gedeihen die Finanzanlagen
weiterhin außerhalb der USA, wo sie den Reichtum des Rests der Welt aussaugen.
Das Pentagon und die CIA umleiten
Das ist natürlich das Schwierigste. Bei seiner Wahl bekam Präsident Trump die
Stimmen der Soldaten, aber nicht die der höheren Offiziere und der Generäle.
Donald Trump begann mit Politik am 11. September 2001. Er hat sofort die
offizielle Version der Ereignisse angezweifelt. Anschließend war er von den
Widersprüchen des herrschenden Diskurses überrascht: während die Präsidenten
Obama und Bush Jr. behaupteten, die dschihadistischen Bewegungen beseitigen zu
wollen, gab es stattdessen während ihrer Amtszeit einen drastischen Anstieg und
eine Globalisierung des Dschihadismus, die bis zur Schaffung eines unabhängigen
Staates im Irak und in Syrien führten.
Deshalb hat sich Präsident Trump seit seinem Amtsantritt mit Offizieren umgeben,
deren Autorität in den Armeen anerkannt war. Das war für ihn die einzige
Möglichkeit, einen Militärputsch zu verhindern und sich für seine beabsichtigten
Reformen Gefolgschaft zu verschaffen. Dann gab er dem Militär als Ganzes einen
Freibrief für alles, was die Taktik auf dem Boden betraf. Schließlich verpasst
er keine Gelegenheit, um seine Unterstützung der Streitkräfte und der
Geheimdienste zu bekräftigen.
Nachdem er dem Vorsitzenden der Chefs des Generalstabes und des Direktors der
CIA ihre ständigen Sitze innerhalb des nationalen Sicherheitsrates entzogen
hatte, befahl er, die Unterstützung der Dschihadisten zu stoppen. Nach und nach
sah man Al-Kaida und Daesch an Boden verlieren. Diese Politik setzt sich heute
fort mit dem Rückzug der US-Unterstützung für Dschihadisten im Süden von Syrien.
Von nun an bilden diese keine privaten Armeen mehr, sondern nur verstreute
Gruppen, die für bestimmte terroristische Aktionen verwendet werden.
In gleicher Weise täuschte er zuerst vor, auf die Auflösung der NATO zu
verzichten, wenn diese akzeptiert, ihrer anti-russischen Funktion eine
Anti-Terror-Funktion hinzuzufügen. Er beginnt von da an der NATO zu zeigen, dass
sie keine ewigen Privilegien habe, wie man es mit der Ablehnung gesehen hat,
einem ehemaligen Generalsekretär der NATO ein Sonder-Visum zu gewähren. Vor
allem beginnt er ihre anti-russische Tendenz einzudämmen. So verhandelt er mit
Moskau über die Annullierung der Manöver der Allianz in Osteuropa. Darüber
hinaus erlässt er Verwaltungsakte, die die Weigerung der Alliierten belegen,
sich an der kollektiven Verteidigung gemäß ihren Möglichkeiten zu beteiligen.
Auf diese Weise bereitet er sich darauf vor, das Ende der NATO herbeizuführen,
wenn er es für möglich erachtet.
Dieser Moment wird erst kommen, wenn die Destrukturierung der internationalen
Beziehungen gleichzeitig ihren Höhepunkt in Asien (Nordkorea), im Erweiterten
Nahen Osten (Palästina und dem Iran) und in Europa (EU) erreicht haben wird.
Was man sich merken soll
Präsident Trump ist absolut nicht die "unberechenbare" Person, wie
gesagt wird. Im Gegenteil, er handelt vollkommen überlegt und
logisch.
Donald Trump bereitet eine Reorganisation der internationalen
Beziehungen vor. Diese Veränderung geschieht durch einen
vollständigen und plötzlichen Umbruch und gegen die Interessen der
transnationalen herrschenden Klasse gerichtet. |
Autor: Thierry Meyssan |
Übersetzung: Horst Frohlich | Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
Thierry Meyssan: Politischer Berater, Präsident und Gründer des Réseau
Voltaire und der Konferenz Axis for Peace. Er veröffentlicht Analysen über
ausländische Politik in der arabischen, latein-amerikanischen und russischen
Presse. Letztes, auf Französisch veröffentlichte Werk: Sous nos yeux - Du 11-Septembre à
Donald Trump.
Dieser Beitrag ist unter Lizenz der Creative Commons
(CC BY-NC-ND
Link zum Originaltext mit weiteren Leseempfehlungen bei ' voltairenet.org '
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