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31.12.2017 00:00
Die
langen Schatten des Greater Middle East
Hintergrund - Die Hegemonial-Stellung der
Vereinigten Staaten von Amerika bröckelt an allen Ecken und Enden. Auch wenn es
die Sprache der seit Januar 2017 amtierenden US-Regierung nicht unbedingt
vermuten lässt, berücksichtigt diese in ihrem praktischen Tun durchaus die
geänderten Kräfteverhältnisse. Das zeigt auch deren offizielle Politik in
Syrien. Damit jedoch ist die Maschine des Projekts für das neue (US-)amerikanische
Jahrhundert mitnichten stillgelegt. Die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten
zeigen es auf. [Quelle:
free21.de] JWD
Von Peter Frey | Quelle: Free21 |
30.12.2017

Sceenshot | Quellen: free21.de | southfront.org,
Foto: AFP PHOTO / George Ourfalian, Lizenz: CC-0
Syrische
Regierungstruppen bei der Eroberung der von ISIS-Terroristen
kontrollierten T-2-Pumpstation nahe der Stadt Al-Bukamal an der
Grenze zum Irak im September 2017. |
Das Project for the New American Century (PNAC) war eine neokonservative
Denkfabrik, die bereits zu Zeiten der Regierung von Bill Clinton ins Leben
gerufen wurde. Sie campierte im Gebäude des American Enterprise Institute, einer
weiteren konservativen Denkfabrik mit großem Einfluss auf die Politik der USA.
[1][2][3]
Hinter dem PNAC standen Leute wie Dick Cheney, Richard Perle und Donald Rumsfeld
(mit später höchsten Ämtern in der Bush Junior-Regierung), Francis Fukujama,
Steve Forbes, Eliot Abrams, William Kristol und Robert Kagan. Letztere schufen
nach Auflösung des PNAC im Jahre 2006 die Foreign Policy Initiative (auch PNAC
2.0 genannt), welche das Konzept von PNAC weiterführte. Weisen wir noch darauf
hin, dass William Kristol einer der führenden Journalisten beim Weekly Standard
ist, zugehörig dem Medien-Giganten Fox News des Milliardärs Ruppert Murdoch.
[4][5]
PNAC wie Foreign Policy führten einen Begriff in den politischen Sprachgebrauch
ein, der den territorialen Rahmen für eine Neugestaltung des Nahen und Mittleren
Ostens wie des nordafrikanischen Raumes vorgab: Greater Middle East. [6]
Dazu verfasste die der deutschen Regierung nahestehende Bundeszentrale für
Politische Bildung (bpb) im Jahre 2005 einen Beitrag, der erstaunlich deutlich
den wahren Zweck des Projekts offenlegte:
„Die US-Regierung präsentierte ihr Drei-Säulen-Modell während des G8-Gipfels von
Sea Island im Juni 2004. Doch neben dieser Demokratisierungsabsicht verfolgt die
US-Regierung mit großem finanziellen und personellen Aufwand ein anderes Greater
Middle East-Projekt mit unverkennbar hegemonialpolitischen Zielen […]“ [7]
Im Einzelnen sah das so aus:
[…] erstens: die Beseitigung der „Schurkenstaaten“ in Afghanistan und im
Irak, anschließend die Etablierung von neuen, in den USA ausgebildeten und
neoliberal geschulten Führungseliten und die Durchführung von Wahlen […]“ [8]
Die Umsetzung dieser wahnwitzigen Ideen war im Jahre 2005 bereits in vollem
Gange; die Folgen für die beiden betroffenen Staaten katastrophal.
„[…] zweitens: das unter der Bezeichnung Partnership for Peace formulierte
bilaterale Abkommen zur Einrichtung von möglichst vielen militärischen
Stützpunkten wie in Afghanistan, Irak, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan
und in den Öl-Scheichtümern am Persischen Golf […]“ [9]
Die Bindung ehemaliger sowjetischer Teilrepubliken an die US-Militärmacht ist
teilweise erfolgt. Über sie wurde der Sanitare Cordon zu Russland an deren
südwestlichen Grenzen vollzogen. In diesen Prozess lassen sich auch die
Ereignisse des Jahres 2008 in Georgien einordnen. [10] Das entspricht gänzlich
den geostrategischen Vorstellungen, welche Zbigniew Brzezinski in seinem kurz
vor der Gründung des PNAC verfassten Buch „The Great Chessboard“ formulierte.
Doch in diesem Artikel soll es (erneut) speziell um Syrien gehen und da lesen
wir im Jahre 2005(!):
„und drittens: Kooperation mittels Geld und Waffen mit allen den USA freundlich
gesinnten Staaten. In der Logik dieser Programmatik ist kurz- oder mittelfristig
auch ein Regimewechsel in Syrien und vor allem im Iran nicht ausgeschlossen.“
[11]
Ein Jahr später sprach die US-Außenministerin Condoleeza Rice von einem (leider
erforderlichen) „kreativen Chaos“ und verkündete die „Geburtswehen eines Neuen
Nahen Ostens“ und dieser Begriff wurde von Denkfabriken (auch in Deutschland)
wie Medien beständig verbreitet. [12][13] Sie tat das bei der Eröffnung eines
neuen Ölhafens an der türkischen Küste, „zufälligerweise“ jenes Hafens, über den
acht Jahre später das durch den IS geraubte syrische Öl abgefertigt wurde. [14]
Das Konzept des Neuen Nahen Ostens geht eng mit den Planungen des Greater Middle
East zusammen. Die schlimmen Ergebnisse dürfen wir heute genau im abgesteckten
Gebiet des Greater Middle East betrachten.
Daher ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen:
Erstens war der versuchte Sturz der Regierung Assad nachweislich kein Ergebnis
eines spontanen Volksaufstandes. Und zweitens bekommen die Aktivitäten der
westlichen Militärs im Irak und Syrien den richtigen Kontext – und der heißt
NICHT Kampf gegen Terroristen, sondern KAMPF MITTELS TERRORISTEN. Was die
deutsche Beteiligung am Syrien-Krieg betrifft, heißt das nämlich, dass
Deutschland auch militärisch ganz klar auf der Seite von Terroristen steht! Das
wollen wir im Folgenden noch etwas mehr herausarbeiten.
Das schwarze Loch al-Tanf
Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird nicht müde, der US-geführten
Koalition, die in Syrien und dem Irak unter dem Namen Inherent Resolve operiert,
eine koordinierte Zusammenarbeit beim Kampf gegen den Islamischen Staat
anzubieten:
„We would like the United States and the coalition it leads to feel free to
coordinate its operations with the Syrian army and the Russian aerospace group.“
[15]
Auch dieses am 4. Oktober 2017 unterbreitete Angebot Russlands lehnte die
US-Regierung nicht ab. Doch gleichermaßen windet sie sich um eine explizite
Zusage; seit Monaten. Sie glauben, der US-Präsident hätte die Macht, einfach die
Segel in Syrien neu zu setzen? Genau dieses Maß an Macht wird – aus meiner Sicht
– bei Trump und seiner Regierung zu hoch angesetzt. Er muss taktieren – und die
Fraktion, welche das Greater Middle East und damit die Dinge in Syrien in Fluss
brachte, tut das (als mehr oder weniger Gegenspieler) auch.
Der südöstliche Teil Syriens stellte sich militärisch gesehen am 12. Oktober
2017 so dar. Uns wird im Weiteren (wieder einmal) der grün dargestellte Bereich
im unteren Bildteil beschäftigen. Dort positionieren sich noch immer Militärs
verschiedener NATO-Staaten um den Stützpunkt al-Tanf. [vgl. b1]
Im August 2017 – das war gerade mal ein Viertel Jahr zuvor – stellte sich das
noch anders dar. [vgl. b2]
Die USA argumentierten mit der Bekämpfung des IS, als sie sich, jedem
Völkerrecht widersprechend, mit Unterstützung britischer und norwegischer
Spezialkräfte im Süden Syriens breitmachten. [16]
Man könnte daher meinen, dass durch Jordanien eine Versorgung der Terroristen in
Syrien nicht mehr möglich ist. Das ist es jedoch sehr wohl! Der Sprecher des
russischen Verteidigungsministeriums sagte dazu:
„Aus al-Tanf ist ein 100 Kilometer langes ‚schwarzes Loch‘ an der
syrisch-jordanischen Staatsgrenze geworden. Und anstelle von der Freien
Syrischen Armee spuckt dieses Loch mobile IS-Gruppen aus, die von dort
terroristische Operationen gegen syrische Truppen und Zivilisten unternehmen.“
[17]
Es scheint mir sinnvoll, noch einmal daran zu erinnern, dass britische
Spezialkräfte bereits vor Jahren in den schwarzen Uniformen des IS und dessen
Fahnen schwenkend auf syrischem Territorium operierten, um Angriffe auf die
syrische Armee durchzuführen. Das entsprach ganz den zur Zerschlagung Syriens
entwickelten Strategieplänen der Brooking Institution, einer der
einflussreichsten Denkfabriken der USA. Wie die Kämpfer von Daesh operierten die
Militärs mit Pickups und führten Drohnen zur Geländeaufklärung mit. Da hatten
also die bewaffneten Kräfte der westlichen Interventionisten schon mal die
tatsächlich passende Uniform an. … [18][19]

Screenshot | Quelle: Free21
b1: Die militärische Situation in Syrien,
Stand
18.08.2017. Unter Kontrolle der syrischen Armee stehenden
Gebiete (rot), unter der sogenannten moderaten Opposition bzw. der Dschihadisten von al-Nusra und Co. stehenden Gebiete (grün), vom IS
besetzte Gebiete (schwarz). Quelle: southfront.org, Lizenz: CC-0.
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Screenshot | Quelle: Free21
b2: Die militärische
Situation in Syrien, Stand 12.10.2017. Das Gebiet um al-Tanf und die
Gebiete des IS sind stark geschrumpft, aber existent. Die syrische
Armee machte großflächige Gebietsgewinne im Osten des Landes,
beendete die Belagerung Deir-ez-Zors und machte Fortschritte bei der
Kontrolle der Südgrenze zu Jordanien, über die beträchtliche
Waffen-/ Ausrüstungslieferungen und terroristische Kämpfer nach
Syrien kommen. Quelle: southfront.com, Lizenz: CC-0.
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Die Steuerung dieser westlichen Militärs erfolgt(e) von der Türkei aus und die
praktische Unterstützung übernahm der Conflict, Security and Stability Fund (CSSF).
Dieser CSSF wird von 40 Staaten finanziert und sponsort seinerseits unter
anderem auch die berüchtigte Weißhelm-Truppe in Syrien. Die genaue Finanzierung
(woher und wohin) wird jedoch (selbst vor dem britischen Parlament) unter
Verschluss gehalten. [20][21]
Am 28. September 2017 überfiel Daesh (Islamischer Staat = IS) in einer Breite
von über 150 Kilometern zwischen Deir ez-Zor am Euphrat und Palmyra in
Zentralsyrien mehrere Positionen der SAA von Süden her. Dort verläuft auch die
wichtigste Versorgungsroute für die Zivilbevölkerung in Deir-ez-Zor (M20-Highway
aus Richtung Palmyra) und die in der Gegend im Kampf gegen den IS stehenden
Einheiten der SAA und ihrer Verbündeten (Republikanische Garden, Hisbollah und
weitere). [22]
Anfang Oktober griffen hunderte IS-Terroristen eben diese wichtige
Verbindungsstraße zwischen Damaskus und Deir-ez-Zor erneut an. Sie waren mit
ihren Dutzenden Pickups zuvor „unbemerkt“ über das von den US-Amerikanern
kontrollierte Gebiet bei al-Tanf (wahrscheinlich aus Jordanien kommend)
eingedrungen. [23]
Zur gleichen Zeit geschah aber auch Folgendes. Sowohl die halboffizielle
Nachrichten-Agentur des IS, Amaq, als auch das russische
Verteidigungsministerium berichteten von erfolgreichen Operationen des
Islamischen Staates in der Gegend wie auch der Stadt al-Qarayatayn. Diese bis
zum Krieg christlich geprägte Stadt liegt weitab der aktuellen syrischen
Frontlinien südöstlich der Großstadt Homs. [24][25]
Die russische Aufklärung konnte die Bewegung von 300 IS-Kämpfern und ihren
Pickups wiederum aus al-Tanf feststellen. Doch viel brisanter ist, wo die
Islamisten ihrerseits die Aufklärungsdaten her hatten, die es ihnen
ermöglichten, alle Kontrollpunkte der syrischen Armee (in dem dünn besiedelten
Gebiet) zu umgehen. Russische Medien führten den Begriff „Schwarzes Loch“ ein,
das Gebiet kennzeichnend, aus dem, „wie Kai aus der Kiste“, unversehens immer
aufs Neue IS-Kämpfer ausschwärmten, um die Armee bzw. die Zivilbevölkerung
anzugreifen. [26]
Ebenfalls zu jener Zeit überfiel der IS zwei Hilfstransporte mit Lebensmitteln
und medizinischen Gütern. Das geschah wiederum aus dem Gebiet heraus, dessen
Zugang der Syrischen Armee durch US-Militärs gewaltsam verwehrt wird. [27] Es
handelt sich eben um jenes mehrfach thematisierte al-Tanf. Der dortige
Militärstützpunkt befindet sich etwa 30 Kilometer von der jordanischen Grenze
entfernt (siehe Karte oben) und dazu unmittelbar neben einem großen
Flüchtlingslager. Dort, in Rubkan, campieren etwa 60.000 Menschen (überwiegend
Frauen und Kinder).
Die russische Führung warf den US-Militärs nun zum wiederholten Male vor, die
Bewohner des Flüchtlingslagers als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Die syrisch-russische Aufklärung aus der Luft – da muss man sich keinen
Illusionen hingeben – ist nicht schlechter als die der USA und ihrer
Verbündeten. Deswegen konnte sich Igor Konaschenkow (Sprecher des russischen
Verteidigungsministeriums) auch solch eine Aussage leisten:
„From October 2 to 3, about 600 militants stationed at the Rukban refugee camp
in the US-controlled At Tanf area have departed westward in an orderly manner in
off-road vehicles […]“ [28]
600 Militante hielten sich also unbehelligt im Rubkan-Flüchtlingslager auf und
konnten sich ebenso frei, ungestört von den westlichen Militärs, mit ihren
Pickups im Gebiet von al-Tanf westwärts Richtung einer der in Astana
vereinbarten Deeskalations-Zonen bewegen. Konaschenkow hat übrigens den USA
versichert, das Aufklärungsmaterial gegebenenfalls gern zu veröffentlichen.
Da passen die Operationen der sogenannten SDF nur zu gut ins Bild. Während
wirkliche Auseinandersetzungen mit dem Islamischen Staat im Distrikt Deir-ez-Zor
offenbar nicht stattfinden, müssen die Syrische Arabische Armee (SAA) und ihre
Verbündeten erbittert kämpfen, um die Terroristen Stück für Stück zurückdrängen
zu können.
Der Ton russischer Diplomaten und Militärs wird ob des zunehmend entlarvten –
und längst nicht erst seit Kurzem – betriebenen Doppelspiels, der von den
US-Amerikanern ausgerüsteten „Oppositionellen“ wie der unter ihrer Führung
stattfindenden Mission Inherent Resolve, hörbar schärfer. Oleg Syromolotow, der
Gesandte des russischen Außenministeriums, betonte bereits Ende September 2017,
dass Syrien und Russland eine eventuell von US-amerikanischen Miltärs gezogene
rote Linie östlich des Euphrat unter keinen Umständen akzeptieren werde. Zumal
sich diese Militärs völkerrechtswidrig, also illegal auf syrischem Staatsgebiet
aufhalten. [29][30]
Außerdem nimmt die Frequenz zu, in der Syrien und Russland die westlichen
Interventionisten, ganz speziell im Süden Syriens, unmissverständlich
auffordern, umgehend das Land zu verlassen. Es war ein langer Weg, bis man sich
betreffs Syrien so gegenüber der „Wertegemeinschaft“ artikulieren konnte. Das
unter anderem sind sie, die klaren Zeichen einer neuen multipolaren Weltordnung:
„Wenn die Vereinigten Staaten solche Operationen als unvorhergesehene ‚Zufälle‘
betrachten, dann ist die russische Luftwaffe in Syrien bereit, mit der
vollständigen Zerstörung all dieser ‚Zufälle‘ in den Gebieten unter ihrer
Kontrolle zu beginnen.“ [31]
Russland geht sehr bedacht vor. Keiner muss glauben, die Erkenntnisse seiner
Aufklärung und Geheimdienste wären neu. Das alles war der russischen Führung
selbstredend schon im Jahre 2015 bekannt. Damals ging es jedoch um das schlichte
Überleben des syrischen Staates und der Schwerpunkt der politischen wie
militärischen Aktivitäten konzentrierte sich auf den bevölkerungsreichen Westen
des Landes. Eine Eskalation durch Zusammenstöße mit den Militärs der
NATO-Staaten, die mittels Inherent Resolve auch in und über Syrien operierten,
sollte auf jeden Fall vermieden werden. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Die westliche Tradition des Bombenkrieges
Noch etwas muss zur Sprache kommen. Die Bombardements von Inherent Resolve mögen
nicht vorsätzlich den Tod von Zivilisten beabsichtigen. Aber er wird billigend
mit zynischer Logik in Kauf genommen. Es wurde von Anfang an auch nicht gebombt,
um den IS oder andere Nuancen islamistischer terroristischer Gruppierungen
entscheidend zu schwächen. Vielmehr geht es um eine sehr planvolle Zerstörung
der Infrastruktur in Syrien und dem Irak.
Das damit verbundene Kalkül ist es, die Lebensbedingungen in den angegriffenen
Staaten unerträglich zu machen, Fluchtbewegungen aus den Ländern heraus zu
initialisieren und aufrechtzuerhalten. Was die gesellschaftlichen Strukturen
dort weiter nachhaltig schwächt, Menschen entsozialisiert und so Konflikte für
die Zukunft „sichert“. Hier werden – beachten Sie den Eingangstext –
pathologische Allmachtsgedanken des Greater Middle East praktisch umgesetzt,
welche spätestens mit PNAC ihre praktische Umsetzung nahmen.
Völlig zu Recht sagte daher auch der syrische Außenminister Wallid Muallen:
„As an example, I would like to cite the US-led coalition, which, in reality, is
systematically destroying anything but ISIL [ISIS]. Thousands of Syrian citizens,
not only men but also women and children in the Raqqa and Deir ez-Zor provinces,
have become victims of US airstrikes. The American coalition is systematically
destroying the economic infrastructure, so we will strongly demand that it this
coalition is disbanded,‘ Muallem said adding that the US uses the war on ISIS as
a pretext for destroying Syria and prolonging the hostilities in the country.“
[32]
Muallen beschuldigt die US-geführte Koalition, dass sie in Wirklichkeit alles
Mögliche zerstört, nur nicht ISIS (IS, Daesh). Viele tausend Menschen in den
Provinzen Raqqua und Deir-ez-Zor sind Opfer der US-Luftangriffe. Die Koalition
zerstört systematisch die ökonomische Infrastruktur. […] Der Krieg gegen ISIS
wird von den USA vorgeschoben, um Syrien zu zerstören und den Krieg zu
verlängern. [sinng. Übers. PA]
Bei dieser Sauerei macht Deutschland mit. Die politischen Spieler, welche diese
Sauerei zu verantworten haben, wurden im September 2017 von der deutschen
Bevölkerung quasi in ihrem Amt bestätigt. Das ist eine Schande für unser Land!
Nicht müde wurden die Massenmedien in den vergangenen Jahren, Syrien und
Russland einen barbarischen Bombenkrieg gegen die syrische Zivilbevölkerung zu
unterstellen. Belege dafür wurden nie vorgelegt. Dabei ist es ein grundlegendes,
viele Jahrzehnte altes Konzept westlicher Militärs, seinerseits Kriege durch
massiven Bombenterror für sich zu entscheiden. Das beruht auf den Ideen des
Italieners Giulio Douhet, der sein Buch „Luftherrschaft“ erstmals im Jahre 1921
veröffentlichte und danach bis zu seinem Tod im Jahre 1930 immer wieder
aktualisierte. Von Douhet stammt auch das Zitat:
„Ich halte es sogar für erlaubt und verdienstvoll, bewohnte Städte mit
Giftgasbomben zu belegen – und zwar nicht, weil ich einen sadistischen Spaß am
Massenmord habe, sondern weil dieser Angriff durch seine materielle und
moralische Wirkung für einen Sieg entscheidend ist […]“ [33]
US-Militärs, die gegen Ende des Ersten Weltkrieges nach Europa reisten, um
Strategien des dort geführten Luftkrieges zu studieren, waren von den Ideen
Douhets sehr angetan. Vor allem das Konzept der Präventivschläge und eines
uneingeschränkten Bombenkrieges gegen das Hinterland des Gegners floss in die
künftige Rolle der US- und britischen Luftwaffe ein. [34] Genau in diesem Sinne
führten diese Nationen ihren Bombenkrieg gegen das faschistische Deutschland,
Japan, Nordkorea, Vietnam, Libyen, Irak, Syrien …
Wie von Douhet oben zitiert, wurde all das legitimiert mit „der Zweck heiligt
die Mittel“. Es ist das (selbstredend nicht unser) Opfer, welches für eine
bessere Welt gebracht werden muss. Man kann es natürlich auch anders nennen:
Bekehrung durch Terror. Dafür klärt heute über Syrien die deutsche Luftwaffe auf
und betankt die bombenden Kampfjets.
Das ist mir wichtig: Krieg bedeutet immer Tod. Es geht jedoch, was den
Bombenkrieg betrifft, um ein strategisches Konzept zur siegreichen Gestaltung
von Kriegen. Da haben moralische Begrifflichkeiten nur insofern Platz, als dass
man zuvor den Gegner entmenschte (sonst könnte Mensch den Menschen nicht töten).
Die russische Luftkriegsdoktrin ist also damit nicht moralisch besser als die
der USA oder Großbritanniens.
Aber rein sachlich bleibt festzuhalten: Seit ihrer Erstellung in den 1930er
Jahren war sie (die Doktrin) grundlegend anders aufgestellt. Terror gegen die
Zivilbevölkerung betrachtete die Militärführung immer als untauglich, um die
Kriegsziele zu erreichen. Und so ist es kein Wunder, dass deren Bomberverbände
niemals die Bedeutung der westlichen Armeen erreichten. Geplant durchgeführte
Flächenbombardements der russischen (sowjetischen) Luftstreitkräfte auf zivile
Einrichtungen sind daher niemals Teil der Kriegsführung sowjetischer und
russischer Militärs gewesen. [35]
Spurensuche – oder
Verwischung?
Und unsere Medien? Dezent decken sie den Mantel des Schweigens über das Unrecht,
das unser Land (unter anderem in Syrien) zu verantworten hat. Nur manchmal
blitzt sie auf, die Nachricht hinter der Nachricht:
„Um zu verhindern, dass sich Kämpfer des IS unerkannt absetzen, suchen Militärs
und Geheimdienste im Kriegsgebiet [in Syrien!] nach den Hinterlassenschaften der
Terrororganisation. Auch Deutschland ist Teil dieser Geheimdienstallianz.“ [36]
Ach schau. Suchen unsere Geheimdienste dort unsere verlorenen Söhne? Oder geht
es vielleicht eher darum, schmutzige Spuren zu beseitigen? Man spricht von fast
eintausend Deutschen, die im Nahen Osten gestorben sind. Für den IS oder andere
Dschihadisten? Sie selbst mögen das gedacht haben. Aber sie starben für den
Wahnwitz des Greater Middle East. So eine Wahrheit aber ist nicht Sache der
Tagesschau. Auch nicht die Frage, auf welche Weise viele hundert (wenn nicht
tausende) Deutsche den Weg nach Syrien und den Irak fanden. [37][38][39]
Der Tagesschau ist dabei nicht einmal bewusst, dass sie gerade wieder die
demokratische Fassade des westlichen Wertesystems heruntergerissen hat. Denn mit
welchem Mandat operieren westliche Geheimdienste (einschließlich des deutschen)
in Syrien!? Das Spiel des Greater Middle East ist noch lange nicht zu Ende. Es
ist wichtig, dass all diese Wahrheiten den Menschen bekannt gemacht werden.
Verzagen Sie nicht – auch wenn Ihnen der Wind entgegen bläst, das Notwendige
auszusprechen.
Und bleiben Sie in diesem Sinne schön aufmerksam.
Quellen:
[1] informationclearinghouse.info, William Rivers Pitt, „The Project for the New
American Century“, am 25.2.2003, <http://www.informationclearinghouse.info/article1665.htm>
[2] Telepolis, Robert Zion, „Die Grünen: Parteiferne Anstiftung“, am 2.3.2015,
<https://www.heise.de/tp/features/Die-Gruenen-Parteiferne-Anstiftung-3370415.html>
[3] Bundeszentrale für politische Bildung, Alexandra Homolar-Riechmann, „Pax
Americana und gewaltsame Demokratisierung“, am 5.11.2003, <http://www.bpb.de/apuz/27287/pax-americana-und-gewaltsame-demokratisierung?p=all>
[4] sourcewatch.org, „The Foreign Policy Initiative“, am 7.10.2017, <https://www.sourcewatch.org/index.php/The_Foreign_Policy_Initiative>
[5] sourcewatch.org,“Project for the New American Century“, am 7.10.2017,
<https://www.sourcewatch.org/index.php/Project_for_the_New_American_Century>
[6] foreignpolicyi.org, „Greater Middle East“, am 7.10.2017, <http://www.foreignpolicyi.org/search/node/%22Greater%20Middle%20East%22>
[7][8][9][11] Informationen für politische Bildung, Mohssen Massarrat,
„Demokratisierung eines Greater Middle East“, am 2.11.2005, <http://www.bpb.de/apuz/28717/demokratisierung-des-greater-middle-east?p=all>
[10] wsws.org, Niall Green, „EU-Bericht bestätigt, dass Georgien 2008 den Krieg
mit Russland begann“, am 8.10.2009, <https://www.wsws.org/de/articles/2009/10/geor-o08.html>
[12] swp-berlin.org, Volker Perthes, „Der Unilateralismus ist definitiv
gescheitert“, am 21.9.2006, <https://www.swp-berlin.org/publikation/der-unilateralismus-ist-definitiv-gescheitert/>
[13] hintergrund.de, Sebastian Runge, „Zerfall und Neuordnung im Nahen Osten“,
am 11.6.2015, <https://www.hintergrund.de/globales/kriege/zerfall-und-neuordnung-im-nahen-osten/>
[14] Telepolis, Florian Rötzer, „Die Türkei und das IS-Öl“, am 4.12.2015,
<https://www.heise.de/tp/features/Die-Tuerkei-und-das-IS-Oel-3377017.html>
[15] Außenministerium der Russischen Föderation, „Rede des Außenministers
Russlands, Sergej Lawrow“, am 4.10.2017, <http://www.mid.ru/de/foreign_policy/news/-/asset_publisher/cKNonkJE02Bw/content/id/2886718>
[16] Editor‘s Picks, „The latest situation of contact lines around the al-Tanf
border crossing“, am 9.10.2017, <http://www.english.iswnews.com/661/the-latest-situation-of-contact-lines-around-the-al-tanf-border-crossing/>
[17][31] RT-Deutsch, „Moskau: USA benutzen Flüchtlinge als menschliche
Schutzschilde für US-Stützpunkt al-Tanf in Syrien“, am 6.10.2017, <https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/58591-moskau-usa-benutzen-fluechtlinge-als-menschliche-schutzschilde/>
[18] Express, Marco Giannangeli and Josh Taylor, „SAS dress as ISIS fighters in
undercover war on jihadis“, am 2.8.2015, <http://www.express.co.uk/news/uk/595439/SAS-ISIS-fighter-Jihadis>
[19] noch.info, „Perverses Doppelspiel: Nato-Spezialkräfte kämpfen als
IS-Terroristen verkleidet in Syrien“, am 26.3.2016, <http://noch.info/2016/03/perverses-doppelspiel-nato-spezialkraefte-kaempfen-als-is-terroristen-verkleidet-in-syrien/>
[20] wsws.org, Jean Shaoul, „Deutliche Hinweise auf britische Bodentruppen in
Syrien“, am 9.9.2016, <https://www.wsws.org/de/articles/2016/09/09/brit-s09.html>
[21] theguardian.com, „Amber Rudd asked to reveal where secret £1bn conflict
fund is spent“, am 6.3.2017, <https://www.theguardian.com/politics/2017/mar/06/amber-rudd-secret-billion-pound-conflict-stability-security-fund>
[22] flutterbareer.wordpress.com, Philip Klaus, „IS-Schläferzellen erobern Stadt
von der syrischen Armee“, am 2.10.2017, <https://flutterbareer.wordpress.com/2017/10/02/is-schlaeferzellen-erobern-stadt-von-der-syrischen-armee/>
[23][28] tass.com, „Terrorists from US-controlled area capture two aid convoys
in Syria“, am 11.10.2017, <http://tass.com/defense/969978>
[24][25][26] tass.com, „US al-Tanf base used by IS groups for attacks against
Syria — Defense Ministry“, am 6.10.2017, <http://tass.com/defense/9693306.10.2017>
[27] de.sputniknews.com, „Treubrüchige Übereinstimmung: Russland beschwert sich
über US-Handlungen in Syrien“, am 13.10.2017, <https://de.sputniknews.com/zeitungen/20171013317853949-treubruechige-uebereinstmmung-russland-beschwert-sich-ueber-us-handlungen-in-syrien/>
[29] southfront.org, „Russia will not allow United States to limit area of
syrian army operations in Deir Ezzor - Diplomat“, am 29.9.2017, <https://southfront.org/russia-will-not-allow-united-states-limit-area-syrian-army-operations-deir-ezzor-diplomat/>

[32] southfront.org, „Syrian foreign minister: US-LED-Coalition destroying
anything but ISIS in Syria“, am 12.10.2017, <https://southfront.org/syrian-foreign-minister-us-led-coalition-destroying-anything-but-isis-in-syria/>
[33][35] Olaf Groehler, „Geschichte des Luftkriegs 1910 – 1981“, S.115,
Militärverlag der DDR; Originalquelle: Guliot Douhet, „Die Luftherrschaft“,1921
(1930)
[34] de.wikipedia.org, „Flächenbombardement“, am 14.10.2017, 16:45 Uhr,
<https://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chenbombardement>
[36] tagesschau.de, „Geheimdienstallianz - Sichern, was vom IS übrig bleibt“, am
12.10.2017, <https://www.tagesschau.de/ausland/is-geheimdienste-101.html>
[37] sueddeutsche.de, „‘Deutsche Dschihadisten werden regelrecht verheizt‘“, am
6.3.2015, <http://www.sueddeutsche.de/politik/is-kaempfer-deutsche-dschihadisten-werden-regelrecht-verheizt-1.2380615>
[38] zeit.de, „100 Deutsche in Syrien und im Irak getötet“, am 23.8.2015,
<http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-08/islamischer-staat-deutsche-kaempfer-tote>
[39] verfassungsschutz.de, „Reisebewegungen von Jihadisten Syrien/Irak“, am
17.11.2017, <https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/zahlen-und-fakten-islamismus/zuf-is-reisebewegungen-in-richtung-syrien-irak>
[b1] southfront.org, „Military situation in Syria on october 12, 2017 (Map
Update)“, Screenshot bei southfront.org, <https://southfront.org/military-situation-in-syria-on-october-12-2017-map-update/>
[b2] southfront.com, „Military Situation In Syria On August 18, 2017 (Map
Update)“, Screenshot bei southfront.org, <https://southfront.org/military-situation-in-syria-on-august-18-2017-map-update/>
Dieser Text
wurde zuerst am 14.10.2017 auf
peds-ansichten.de veröffentlicht.
| Lizenz: Peter Frey
Peter
Frey,
Baujahr 1960 und seit 1965 Dresdner, ist gelernter Autoschlosser, war
LKW-Fahrer, Taxifahrer, selbständig in der IT-Beratung, insolvent,
Sozialhilfeempfänger, Hartz IV-Empfänger, studierte schließlich ab 2004
Informationstechnik und ist seit Jahren in seiner Heimatstadt Dresden in der
Friedensbewegung aktiv, um Menschen aufzuwecken und so zu aktivem, selbst
bestimmten, dem kleinen wie dem großen Frieden gewidmeten Handeln zu bewegen.
Seit einigen Jahren ist er hauptberuflich als Administrator tätig und betreibt
nebenher den Blog Peds Ansichten. |
Link zum Originaltext bei ' free21.de ' ..hier
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Tags: Project for the
New American Century (PNAC), amerikanisches Jahrhundert |
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