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10.12.2017 03:00
Fassadendemokratie:
Interview mit Hermann Ploppa
Der Politologe Hermann Ploppa,
ein Kenner der westlichen Demokratie, ist Autor des Buches: „Die Macher hinter
den Kulissen. Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie
unterwandern.“ In einem Interview und anschließendem Vortrag beleuchtet Hermann
Ploppa Schein und Sein einer westlichen Fassadendemokratie und wer die
treibenden Kräfte für schleichende Veränderungen zugunsten multinationaler
Konzerne in der Gesellschaft sind. [Quelle:
kla.tv] JWD
Quelle: kla.tv | veröffentlicht 09.12.2017 | Teil 1
Fassadendemokratie: Interview mit Hermann Ploppa
09.12.2017
Sendungstext in geschriebener Form:
Mit dem Begriff Demokratie verbindet man im Allgemeinen eine
erstrebenswerte, gerechte Form des Zusammenlebens. Fakt ist jedoch, im Namen der
Demokratie hageln weltweit Bomben auf sogenannt „undemokratische Staaten“ und
ihre „undemokratischen Diktatoren“ mit der Bilanz von Millionen Toten, der
Verwüstung ganzer Landstriche und weiteren Millionen Flüchtlingen. Doch wie
sieht das Demokratieverständnis in den westlichen Vorbildländern aus, welches
diese in alle Welt exportieren möchten?
Klagemauer.tv sprach mit dem Politologen Hermann Ploppa, einem Kenner der
westlichen Demokratie. Er ist Autor des Buches: „Die Macher hinter den Kulissen.
Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern.“
Während im Mainstream permanent das Bild vermittelt wird, die Demokratie sei ein
Fortschritt der modernen Zeit, hinterfragt Hermann Ploppa dies: Demokratie –
also die Teilhabe des Volkes an der Machtausübung – könne man nicht an dem Recht
festmachen, alle vier Jahre sein Kreuz auf dem Wahlzettel zu setzen. Vielmehr
gehe es darum, inwieweit der Mensch ganz real auch durch Besitztum und durch
kommunale Mitsprache etwas zu sagen habe, egal ob man dies dann ausdrücklich
Demokratie nennt oder nicht.
Im Interview und im anschließenden Vortrag beleuchtet Hermann Ploppa Schein und
Sein der Politik und wer die treibenden Kräfte für schleichende, bewusst
herbeigeführte Veränderungen in der Gesellschaft sind.
Hermann Ploppa kommt zu dem Schluss, dass wir es in den westlichen Ländern mit
einer Fassadendemokratie zu tun haben, die nur vorgibt den Wählerwillen
durchzusetzen. Was in anderen Ländern offen mit Bomben und Gewalt durchgesetzt
wird – nämlich die Unterwerfung der Völker unter US-Fremdherrschaft, geschieht
in Deutschland hinter der Kulisse einer Fassadendemokratie diskret in Schlips
und Anzug in „Hinterzimmerclubs“.
Doch immer mehr Menschen durchblicken dies und übernehmen zunehmend selbst die
Verantwortung für die Geschicke dieser Welt – ganz im Sinne einer echten
Demokratie.
Schauen Sie jetzt ein kurzes Interview mit Hermann Ploppa, das einen kleinen
Einblick in die Thematik gibt. Im Anschluss folgt ein ausführlicher, gründlich
recherchierter Vortrag vom 17. November 2017 in Bautzen. Ein herzlicher Dank
gilt eingeschenkt.tv, welches diesen für alle, die nicht dabei sein konnten,
aufzeichnete.
Wir bedanken uns für ihre Aufmerksamkeit.
Fassadendemokratie: Interview mit Hermann Ploppa
Vielen Dank Herr Ploppa, dass Sie sich die Zeit nehmen für dieses Interview. Sie
sind Autor des Buches: „Die Macht hinter den Kulissen - Wie transatlantische
Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern“. Beleuchten wir zunächst einmal
den Begriff Demokratie.
Laut Duden versteht man unter Demokratie das Prinzip der
Teilhabe des Volkes an der Machtausübung durch freie Wahlen beziehungsweise ein
Regierungssystem, in dem vom Volk gewählte Vertreter die Herrschaft ausüben.
Diese sogenannte repräsentative Demokratie, wie wir sie auch in Deutschland
vorfinden, wurde erstmals in der amerikanischen Verfassung eingeführt. Michael
J. Klarman, ein anerkannter Historiker, bezeichnete die Geburt dieser Verfassung
allerdings als die „Konterrevolution der Besitzenden“. Das meint also ein
Gegenschlag der Reichen auf den Versuch des Volkes über Revolution die Macht zu
erlangen.
Herr Ploppa, leben wir in einer Demokratie oder nicht? Ja also, das kann man, glaube ich, gar nicht so am amerikanischen Modell
festmachen. Demokratie gibt es überall auf der Welt. Weil der Wunsch, der
menschliche Wunsch, mitbestimmen zu können und auch gerecht behandelt zu werden,
gehört zu werden und selber seine Meinung sagen zu können, ist weit verbreitet.
Und es gibt auch bei den indigenen Völkern autonome Einheiten, die Demokratie
ganz selbstverständlich praktizieren. Wir müssen jetzt gar nicht groß auf die
USA gucken. Es gibt auch in Afrika in Tansania usw. Formen von direkter
Demokratie. Und die repräsentative Demokratie, wie wir sie jetzt haben, die war
natürlich dann nach dem 2. Weltkrieg von den Siegermächten sozusagen
aufgedrückt.
Also hier im Osten kam ja sowieso eine sowjetische Verfassung sozusagen. Und im
Westen kam entsprechend ja so eine Art, würde ich mal sagen, Parodie der
amerikanischen Verfassung. Wir hatten aber in Deutschland schon immer
demokratische Strukturen. Die entwickelten sich keimhaft aus dem Staat Preußen
und es kann nicht immer daran gemessen werden – Demokratie - ob nun da jetzt
Stimmen alle 4 Jahre mal gezählt werden, nach irgendwelchen Kreuzen. Sondern es
geht auch darum, inwieweit der Mensch ganz real auch durch Besitztum und durch
kommunale Mitsprache usw. was mit zu sagen hat. Und da hatten wir in Preußen
eben von Anfang an die Entwicklung, dass regionale Strukturen gefördert wurden.
Also Solidarstrukturen, die es überhaupt dem Mittelstand und der bäuerlichen
Landwirtschaft möglich machten zu überleben und überhaupt sozusagen mit
erhobenem Haupt sich durchzusetzen. Das hat sich dann immer weiter entwickelt.
Es gab in Preußen z.B. unter Kaiser Wilhelm dem II. ein angeblich autoritäres
Regime. Das kann man getrost vergessen, das ist Re-Education Geschichte.
Tatsächlich ist es so, dass es in Preußen oder dann im Kaiserreich 3600
Zeitungen gab in Deutschland -Tageszeitungen. Und in jeder größeren Stadt gab es
drei verschiedene Zeitungen mit definitiv drei verschiedenen eigenen Meinungen.
Davon können wir heute nicht einmal mehr träumen. Und das ging weiter. Man hat
dann meinetwegen dieses Wahlsystem aus England auch kopiert mit Oberhaus und
Unterhaus in Preußen und im Reich eben auch, dann den Reichstag gebildet. Aber
Demokratie war eigentlich schon sehr weit ausgebildet und noch im 1. Weltkrieg
wurden immer mehr demokratische Reformen an diesem Wahlsystem vorgenommen.
Entscheidend ist, dass man eben nicht jetzt guckt darauf, alle 4 Jahre ein Kreuz
irgendwo zu machen. Sondern, ich denke mal die Schweiz z.B. mit ihrer direkten
Demokratie ist sicher ein Vorbild für uns, wo eben diese repräsentative
Demokratie flott gemacht wird, dadurch dass man regelmäßig Umfragen zu ganz
bestimmten Sachfragen macht. Weil sonst dauert das ewig lange bis mal eine
Reform kommt. Und auf die Weise kann das Volk direkt bestimmen. Die Schweiz
macht 200 Befragungen jedes Jahr. Da sagen natürlich dann Schlaumeier: „Ah, so
oft das Volk zu befragen - das kann doch nur irgendwie Chaos geben.“ Nein, die
Schweiz hat das seit 600 Jahren mindestens. In Ihren Vorträgen und Büchern legen Sie auch die Verflechtungen dar in
Hochfinanz, Politik, Wirtschaft, Medien. Die eigentliche Politik findet demnach
nicht mehr in den Parteien statt sondern in sogenannten „Hinterzimmerclubs“, wie
z.B. der Bilderbergerkonferenz oder der „Atlantikbrücke“. Und letztlich gipfeln
all diese Netzwerke im „Council on Foreign Relations“, zu deutsch „Rat für
Auswärtige Beziehungen“. Diese US-amerikanische Denkfabrik zählt zu den weltweit
einflussreichsten privaten Denkfabriken. Inwiefern wird die Demokratie in den
Nationalstaaten von solchen im Hintergrund tätigen Netzwerken beeinflusst?Ja, das ist eben genau der Punkt mit der repräsentativen Demokratie, die wir
eben auch aufgepfropft bekamen nach dem 2. Weltkrieg. Es war keine Chance für
uns, uns da selber zu entwickeln und es haben sich mit der Zeit diskrete
Organisationen gebildet- Denkfabriken, elitäre Netzwerke wie z.B.
„Atlantikbrücke“, die so das Socializing - die Kontakte - innerhalb der elitären
Gruppen hergestellt haben, meinetwegen zwischen USA und Deutschland.
Das ist
deren Aufgabe. Und wo dann so die Paradigmen, die politischen Paradigmen, also
das, was jetzt über die Tagesentscheidung hinausgeht, festgelegt wurden und das
sehr diskret. Und dadurch, dass man sozusagen da drunter die Domestiken der
Superreichen hat, wie es Krysmanski genannt hat, hat man dann das durchreichen
können, ganz diskret an der Öffentlichkeit vorbei.
Bekannt ist natürlich schon
lange, das Unwesen mit dem Lobbyismus. Der Lobbyismus ist aber zum Teil
unbedenklich weil, wenn jetzt der Bauernverband neue Normen für Legeeier
durchsetzen möchte, ist das eine Einzelfrage. Aber was hier geschieht, ist
wirklich das Lobbyieren für ein anderes politisches Paradigma. Wir haben in
Deutschland das Solidarprinzip, dass die Starken die Schwachen schützen müssen
und unterstützen müssen. Das haben wir in unserem Steuerrecht drin. Und diese
Solidarität z.B. in der Dreiteilung der Wirtschaft.
Wir haben
genossenschaftliche Wirtschaft, öffentlich-rechtlich/staatliche Wirtschaft- und
nur da, wo es nicht allzu sehr Schaden anrichtet auch profitorientierte
Privatwirtschaft. Und da wird jetzt seit 50 Jahren generationenübergreifend an
dem Projekt gearbeitet, das eben so zu machen wie in den USA, dass sowohl die Charity (das ist jetzt kein rechtlich verbriefter Anspruch mehr auf
Unterstützung), sondern jetzt kommt wieder diese feudalistische Gnadengabe (die
Almosen) und zum anderen eben auch die Interessenvertretung in der Politik, dass
man halt die Paradigmen ändert. Und welche Rolle spielt da Ihrer Meinung nach Angela Merkel in dem Ganzen? Hat
sie auch eine bestimmte Agenda, die sich verfolgt?Ja natürlich hat sie eine gewisse Agenda, wobei man ja sieht, dass sie immer
wieder was anderes vorgibt. Sie hat ja ihre Karriere als FDJ-Mädchen gemacht und
dann nach der Wende war sie ja das „Mädchen“ von Helmut Kohl und wurde
protegiert. Sie ist aber in diesen ganzen transatlantischen Netzwerken eben auch
mit befördert worden. Und dann ergab sich das, dass sie dann natürlich das
umsetzen muss auf Parteipolitik.
Jetzt ist sie wieder in einer wenig
beneidenswerten Situation, dass sie in so einer sogenannten Jamaika-Koalition
eine ehemalige Volkspartei, also CDU/ CSU zu vertreten hat, und dann dazu die
reich gewordenen APO-Opas und -Omas bei den Grünen und auf der anderen Seite die
FDP. Und die also für ihre jeweilige Klientel was durchdrücken müssen. Das ist
eine wenig beneidenswerte Situation.
Da war sie in der großen Koalition mit zwei
noch relativ starken Volksparteien besser gestellt. Und das, was dann da
durchgesetzt wird, das ist das Schöne, da kann man dann sagen: „Ja, du hast SPD
gewählt, du hast´s doch so gewollt? Jetzt musst du´s auch mit tragen.“ Mit
gefangen, mit gehangen. Sie haben gerade schon die Bundestagswahl angesprochen- wie schätzen Sie die
Ergebnisse jetzt ein?Die Bundestagswahl ist insofern bedeutsam, weil - das glaube ich, so das letzte
Aufgebot der Fassaden-Demokratie ist. Also dieser bestimmten Art den Leuten
vorzugaukeln, dass der Wählerwille durchgesetzt wird aber die Leute merken
zunehmend, das ist nicht der Fall. Ich denke, es rieselt und knistert ja jetzt
schon in dieser sogenannten Jamaika-Koalition, weil unmöglichste, sich
widersprechende Klientel-Interessen hier berücksichtigt werden müssen. Das kann
nur der kleinste mögliche Nenner dabei herauskommen.
Das heißt, bei der nächsten
Wahl werden wir dann wahrscheinlich so einen Zauberer wie den Sebastian Kurz in
Österreich oder den Macron in Frankreich haben.
Leute, die sozusagen von den
großen Banken eingesetzt sind, die dann gar nicht mehr mit Inhalten kommen,
sondern nur noch mit Image. Sebastian Kurz, dieser junge Mann in Österreich hat
dann nur noch damit geworben mit dem Plakat - da schaute er so visionär nach
links oben aus dem Plakat heraus: „Jetzt oder nie!“ Mit dieser Aussage mussten
die Wähler auskommen. Und ich denke, danach kommt dann wirklich die Umwandlung
unserer repräsentativen Demokratie hoffentlich in eine direkte Demokratie. Sie haben gerade Emmanuel Macron, den französischen Staatspräsidenten schon
angesprochen. Vor der Bundestagswahl hatte er ein Gespräch mit Angela Merkel
über den Plan für ein stärkeres Europa. Die Ergebnisse wurden jedoch erst nach
der Bundestagswahl veröffentlicht. Was bedeutet nun dieser Plan für Deutschland
und für die anderen europäischen Völker und welche Rolle spielen die neuen
Senkrechtstarter, wie Sie schon kurz angesprochen haben z.B. Sebastian Kurz oder
auch der deutsche CDU-Politiker Jens Spahn, der ja scheinbar in Konfrontation zu
der Merkel-Politik steht.Ach ja (Gelächter). Ja, zunächst mal, wissen Sie, was da rausgekommen ist bei
diesem Plan für Europa? Ich weiß es nicht.
Das ist genauso wie diese
nichtssagende Christian Lindner - Werbung oder Sebastian Kurz: „Jetzt oder
nie!“. Ich weiß es auch nicht. Ich gehe aber mal davon aus, dass das zurückgeht
auf eine Vorgabe des European Round Table Of Industrialists von März 2013, wo
Frau Merkel Herrn Hollande, den damaligen französischen Präsidenten, und Herrn
Manuel Barroso ins Kanzleramt zitiert hat und dann ein Wunschpaket von 15
„European Round Table Of Industrialists“ - Managern präsentiert hat. Und wie
durch ein Pfingstwunder wurde damals dann eine Arbeitsgruppe für
Wettbewerbsfähigkeit - eine working group on competitiveness - eingerichtet, die
also ein reines Kahlschlagprogramm des Marktradikalismus ist.
Europäisch klingt
gut, ich glaube nicht, dass das genuine europäische Interessen sind, wenn es
heißt: „Es muss ein erstrangiges Ziel werden…“, so heißt es in diesem Text,
O-Ton: „…Es muss ein erstrangiges Ziel werden, öffentliche Ausgaben in
Frankreich und in Deutschland zu verringern. Öffentliche Ausgaben und
öffentliche Regulierungen müssen solche Investitionen bevorzugen, die Wachstum
erzeugen. Erweiterung der öffentlich privaten Partnerschaft, kann die Effizienz
im Bereich der Verkehrsplanung beträchtlich erweitern“
Denken Sie daran, wie
jetzt Druck gemacht wird, die Autobahnen in Deutschland zu privatisieren. Und
das läuft ja schon lange, das erfahren wir jetzt plötzlich: Puplic Private
Partnership. Diese Agenda geht zurück, nehme ich mal an, auf diese mächtigste
europäische Hintergrundorganisation European Round Table Of Industrialists. Ja. Jetzt sind wir gespannt wie es weiter geht. Ich bedanke mich für das
Gespräch - Ja gern - und wünsche Ihnen noch alles Gute. Danke.
Link zum Originaltext bei ' klagemauer.tv '
..hier
Fassadendemokratie:
Vortrag von Hermann Ploppa in Bautzen
Quelle: kla.tv | veröffentlicht 09.12.2017
| Teil 2
Vortrag mit Hermann Ploppa vom 17.11.2017 in Bautzen
Im Vortrag beleuchtet
Hermann Ploppa Schein und Sein einer westlichen Fassadendemokratie und wer die
treibenden Kräfte für schleichende Veränderungen zugunsten multinationaler
Konzerne in der Gesellschaft sind.
Link zum Originaltext bei ' klagemauer.tv '
..hier
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16.10.2017 00:00

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Tags:
Hermann Ploppa, Fassadendempkratie, transatlantische Netzwerke, Council
on Foreign Relations, Think Tanks, European Round Table Of
Industrialists. Puplic Private Partnership |
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