23.06.2016 17:45
Wer die Welt regiert
In seinem neuesten Werk findet Noam Chomsky, der zu den bedeutendsten
Intellektuellen unseres Zeitalters gehört, deutliche Worte zum politischen
Status Quo – zur letzten verbliebenen Weltmacht, den USA. Dabei wird ein
weiteres Mal in gewohnt kritischer sowie ausführlicher Manier deutlich, in was
für eine Schimäre sich das US-amerikanische Imperium im Laufe der letzten
Jahrzehnte verwandelt hat... [Quelle:
nds.de / von Emran Feroz] JWD
Quelle: antikriegtv2 | veröffentlicht
04.01.2016
..In „Who rules the world?“ („Wer regiert die Welt?“) bringt Chomsky,
dessen Geist trotz seines mittlerweile hohen Alters fitter zu sein scheint als
jemals zuvor, viele verschiedene Themen unter ein Dach. Im Zentrum des Ganzen
steht jedoch auch dieses Mal die merkwürdige menschliche Rasse. Chomsky fragt
sich dabei, was sich wohl Außerirdische denken würden, wenn sie die Menschheit
über einen längeren Zeitraum hinweg kritisch beobachten. Sie würden sicher nicht
nur feststellen, wie paradox wir uns verhalten, sondern den Geschichtsverlauf
konkret einteilen: Nämlich in das Zeitalter „vor“ und das Zeitalter „mit“ den
Atomwaffen. In diesem Kontext würden die Aliens dann wohl feststellen: Der
Mensch hat es geschafft, etwas zu entwickeln, was ihn vollständig auslöschen
kann. Gleichzeitig ist er jedoch nicht zu jenem moralischen Handeln fähig, seine
eigene Auslöschung zu verhindern.
Quelle: nds.de (verlinkt)
Dass sich diese Auslöschung bis jetzt noch nicht ereignet hat, ist für
Chomsky pures Glück. Diejenigen, die die Auslöschung der Menschheit immer wieder
fast heraufbeschworen haben, sind jedoch leicht zu identifizieren. Dank der
Vereinigten Staaten ist die heutige Welt unsicherer denn je. Wir befinden uns
nah am Abgrund, und das haben wir allen voran den Entscheidungsträgern in
Washington zu verdanken. Ein bedeutender Teil der Weltbevölkerung glaubt
mittlerweile, dass die USA die größte Gefahr für den Weltfrieden darstellen.
Dies ist keineswegs als plumper Antiamerikanismus zu betrachten, sondern
fundiert auf zahlreichen historischen Fakten, die sich bis in die Gegenwart
strecken. Als Antiamerikanisten wären heute wohl auch die Propheten Israels, die
ihre Gesellschaften immer wieder vor dem Untergang warnten, bezeichnet worden,
hebt Chomsky in diesem Kontext etwas zynisch hervor.
Dieser Untergang scheint sich seit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima, einem der
grausamsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, rasant zu nähern. Die USA sind
nämlich in keiner Weise an einer Deeskalation interessiert. Die sogenannte
Staatssicherheitsdoktrin überwiegt seit langem. Interessanterweise, so betont
Chomsky, spielt das Wohl der Bürger in diesem Kontext meistens gar keine Rolle.
Um ihre Interessen zu verteidigen, haben die Vereinigten Staaten stets Dämonen
herbeigerufen und sind über Leichen gegangen.
Obwohl sehr viele Regionen der Welt darunter gelitten haben, sollte das Leid
einiger Akteure besonders erwähnt werden. An vorderster Stelle lässt sich wohl
Südamerika nennen, welches von den Protagonisten der US-Politik, allen voran
Personen wie Henry Kissinger, regelrecht vergewaltigt wurde. Besonders
hervorzuheben ist hier der „erste 11. September“. Chomsky spielt damit auf den
Putsch in Chile an, der sich 1973 ereignete und Zehntausenden von Menschen das
Leben gekostet hat. Obwohl heute allgemein bekannt ist, dass das Pinochet-Regime
der verlängerte Arm Kissingers sowie der CIA war, wird die blutige Vergangenheit
Chiles regelmäßig ausgeblendet.
Chile ist das Paradebeispiel US-amerikanischer Eroberungspolitik auf dem
südamerikanischen Kontinent. Während des Kalten Krieges wurden militaristische
Faschisten in zahlreichen Staaten des Südens vom Weißen Haus unterstützt, um die
linken, oftmals demokratisch legitimierten Regierungen zu stürzen. Die Wunden
dieser mörderischen Politik sind bis heute zu spüren. Und obwohl sich Südamerika
teils davon erholt hat und im Laufe der letzten Jahre zu einer Art globaler
Opposition gegen die US-Hegemonie aufgestiegen ist, ist die Gefahr weiterhin
präsent. Der jüngste Putsch in Brasilien, der sich erst nach dem Druck von
Chomskys aktuellem Werk ereignet hat, macht dies mehr als deutlich.
Führender Terrorstaat
In seiner Kritik an den USA nimmt Chomsky kein Blatt vor den Mund. Es ist diese
Mischung aus Intellekt und Courage, die ihn zu einem der größten Denker unserer
Zeit macht. Washingtons Politik, egal, ob nun in Südamerika oder auch im Nahen
Osten, war für ihn stets terroristisch. Deshalb zieht er auch den Schluss, dass
die Vereinigten Staaten ein „führender Terrorstaat“ sind. Im dominierenden
Diskurs werden derartige Behauptungen oftmals kopfschüttelnd belächelt. Doch
nicht, wenn ein Chomsky sie aufstellt...
Quelle: antikriegtv2 | veröffentlicht
04.01.2016 | DIE LINKE im EP
Was genau ist der "I.S."? -
Terrorfinanzierung konsequent stoppen!
...Eines der besten Beispiele hierfür ist der US-amerikanische Drohnen-Krieg, der
zum gegenwärtigen Zeitpunkt in mehreren Staaten, allem voran in Afghanistan,
Pakistan, dem Jemen oder Somalia, geführt wird und unter der Führung von Barack
Obama seinen Höhepunkt erlebt hat.
Der Sachverhalt ist eindeutig. 800 Jahre nach der Einführung der Magna Charta,
die mit der Unschuldsvermutung eines der Grundprinzipien des Rechtsstaates
eingeführt hat, existiert in der westlichen Welt, die sich stets auf diese
Prinzipien beruft und sie für sich beansprucht, eine Kampagne, die Menschen
lediglich aufgrund von Verdächtigungen gezielt und außergerichtlich hinrichtet.
Der Drohnen-Krieg negiert alles, wofür der Westen vorgibt zu stehen. Chomsky
schreibt von der mörderischsten Terror-Kampagne der Gegenwart. Die Realitäten in
den von den Drohnen heimgesuchten Gebieten machen deutlich, dass er damit den
Nagel auf den Kopf trifft.
Der Westen führt
Der Westen regiert die Welt unter der Führung der USA auf verschiedene Art und
Weise. Neben den bekannten staatlichen Akteuren sind vor allem die
multinationalen Großkonzerne zu erwähnen, deren Macht tagtäglich wächst. Viele
nationale Parlamente dienen mittlerweile lediglich als Machtinstrumente der
Konzerne, um deren Interessen durchzusetzen. Dies sieht man etwa an diversen
„Freihandelsabkommen“ wie NAFTA und TTIP. Mit einem echten Freihandel haben
diese Abkommen allerdings wenig zu tun. Chomsky bezeichnet sie als „investors‘
rights agreements“, also als Abkommen, die hauptsächlich die Rechte der
Kapitalanleger beschützen, während die Arbeiterklasse ausgebeutet wird.
Die jüngsten Krisen, und damit meint Chomsky auch jene im Osten Europas, werden
von den westlichen Industrienationen herbeigeführt und dominiert. In den letzten
Jahren und Jahrzehnten haben sie damit ihre eigene Wirklichkeit konstruiert, die
alle anderen Akteure, etwa Iran, Russland oder China, ausschließt und
dementsprechend verärgert. Der Diskurs wird stets einseitig geführt. Man will
sich nie in die Lage der anderen hineinversetzen. Der westliche Egoismus scheint
allgegenwärtig zu sein.
Natürlich kann man es sich auch anmaßen, einige Punkte von Noam Chomsky zu
kritisieren. Obwohl er die Annexion der Krim eindeutig als illegal bezeichnet,
kann man dennoch behaupten, er gehe mit den Russen zu sanft um. Selbiges
betrifft seine Haltung zum Iran, den er im Vergleich zum US-Verbündeten
Saudi-Arabien als „Paradies“ bezeichnet. Die Opfer der Politik der Ayatollahs,
die es sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes gibt, haben diesbezüglich
sicherlich eine andere Meinung. Ähnlich verhält es sich mit der Situation in
Syrien, an deren Eskalation sowohl Russland als auch der Iran weiterhin
beteiligt sind – wenn natürlich auch in einem wesentlich geringeren Maße als der
Westen und mit dem Westen verbündeter Regionalmächte. Und auch der chinesische
Imperialismus, der sich vor allem in weiten Teilen Afrikas sowie Zentralasiens
ausstreckt, findet vom Autor nur wenig Beachtung.
Gerade in diesen Punkten ist die Kritik an Chomsky. in diesen Tagen besonders
laut. Wer ihn jedoch gut kennt und stets aufmerksam gelesen hat, sollte wissen,
dass Chomsky kein Heuchler ist, sondern jemand, der in erster Linie auf die
Fehler jener Gesellschaft aufmerksam machen will, in der er aufgewachsen ist.
Diese kritische Haltung gegenüber den eigenen Eliten macht einen herausragenden
Intellektuellen erst aus. Und genau das und nichts anderes ist Noam Chomsky.
22.06.2016 [ RT Deutsch von Malte Daniljuk] Ein Plädoyer für den Krieg:
US-Strategen machen mobil
Prominente Stimmen der Außenpolitik liefern gegenwärtig in den USA die
Begründung für einen neuen Krieg. Mit dem Ende der Amtszeit von Barack Obama
verschärft sich der Ton. Die Diskussionen der außenpolitischen Strategen passen
dazu, dass die NATO an der russischen Grenze mobil macht. Professor Stephen
Walt, außenpolitische Berater-Ikone, formuliert deutlich eine neue Sehnsucht
nach Krieg, um so den Zusammenhalt der US-Nation zu sichern...
Mein Gott, wenn mich jetzt mein Opa sehen
könnte!! Der war nämlich vor 75 Jahren auch schon mal hier.
Quelle: Propagandaschau (verlinkt) | Original von
Klaus Stuttmann
...Die letzte Amtszeit von Barack Obama neigt sich dem Ende entgegen. Wie so häufig
vor einer neuen Legislatur laufen die außenpolitischen Debatten heiß. Bei den
einschlägigen Think-Tanks werden Bilanzen und Konzepte publiziert, mit denen
sich die Großköpfe aus den Hinterzimmern bei der neuen Regierung bewerben.
Dadurch lassen sich bereits heute zukünftige strategische Orientierungen
erahnen.
Dass die amerikanische Außenpolitik in den kommenden Jahren nicht freundlicher
wird, muss bereits als sicher gelten. Insbesondere die militärische
Zurückhaltung unter Barack Obama dürfte sich angesichts zweier Kandidaten
erledigt haben, die in unterschiedlicher Weise dem Gedanken des American
Exceptionalism anhängen.
Während die ehemalige Außenministerin die besondere Rolle der Vereinigten
Staaten vor allem in ihren liberalen Werten begründet sieht, tendiert Donald
Trump eher zu einem Hyperrealismus unter dem Motto: „America First“. Dass er den
Menschenrechtsimperialismus seiner Gegnerin vollmundig kritisiert, bedeutet
keineswegs mehr Respekt für die Anliegen anderer Länder.
Im Gegenteil hat Donald Trump bereits ein außenpolitisches Programm vorgestellt,
in dem Unilateralismus und Willkür deutlich durchscheinen. „Ich bin sehr
skeptisch gegenüber internationalen Organisationen, die uns fesseln und Amerika
nach unten ziehen“, so seine Einstellung zu multilateralen Vereinbarungen.
Große Teile des außenpolitischen Establishments warten ohnehin nur darauf, dass
Obama das Weiße Haus verlässt, um zu der Politik vor dem Jahr 2009 zurückkehren
zu können. Ähnliches gilt für einige Verbündete wie die Golfstaaten und Israel.
Ein großes offenes Feld stellt dabei Syrien dar. Gemeinsam mit Saudi-Arabien und
den Golfstaaten hatte die CIA im Jahr 2013 eine „Rote Linie“ für die Regierung
von Bashar Al-Assad vorbereitet. Kaum hatte Präsident Obama sie verkündet,
explodierten in Ghuta die Giftgasgranaten.
Dass die USA im Sommer 2013 nicht begannen, Damaskus zu bombardieren, ist der
russischen Regierung zu verdanken. Präsident Wladimir Putin bezeichnete John
Kerry damals öffentlich als einen Lügner. Dieser hatte behauptete, er verfüge
über „Beweise“, dass die syrische Regierung das Giftgas eingesetzt habe. Wie
Seymor Hersh später herausfand, waren es mit dem Westen verbündete islamistische
Söldner, die das Giftgas eingesetzt hatten.
Seitdem fährt die US-Regierung einen Schlingerkurs: Offiziell bekämpfen ihre
Truppen den „Islamischen Staat“ in Syrien und dem Irak. Bis zum Eingreifen der
russischen Luftwaffe hatten die amerikanischen Truppen damit bemerkenswert wenig
Erfolg. In der vergangenen Woche forderten nun 51 teils prominente Mitarbeiter
des Außenministeriums, umgehend die Regierungstruppen von Baschar al-Assad
anzugreifen.
„Ein Plädoyer gegen den Frieden“
Wie die aggressive Stimmung im außenpolitischen Establishment mittlerweile
wieder ist, zeigt ein aktueller Beitrag von Stephen Walt. Er hat seine Professur
für Internationale Politik an der Harvard-Universität seit 18 Jahren inne.
Insofern kann dem Erfinder des Konzeptes der „Balance der Bedrohung“ durchaus
zugestanden werden, dass er die Stimmung in Washington gut einschätzen kann. Vor
allem dürfte er ein gewisses Gespür dafür besitzen, was explizit aussprechbar
ist und was nicht.
U.S. Panzertruppen in der Nähe der lettischen Stadt Subate im Rahmen des
NATO-Manövers Dragoon Ride II, Lettland, 6. Juni 2016.
In seinem aktuellen Beitrag für Foreign Policy rechnet Professor Walt mit dem
Frieden ab. Zum Ausgangspunkt für seine Generalabrechnung wählt er das Blutbad
im Mittleren Osten und die Krise der EU. Ganz so, als ob dies ohne Zutun der
amerikanischen Außenpolitik geschehen sei, will Walt darin eine naturwüchsige
Krise von Staaten sehen. Unter Verweis auf ältere Autoren kommt Walt zu dem
Schluss, dass nur Kriege und Konflikte die Nation zusammenschweißen.
„Leider bedeutet dies Argument auch“, bedauert Professor Walt, „dass die Ankunft
des Friedens einen negativen Einfluss auf die nationale Einheit haben kann.“ Wer
bis zu diesem Punkt der Argumentation noch auf eine überraschende Pointe
gewartet hat, wird enttäuscht. Unter Verweis auf Michael Desch findet der
Großkopf der US-Außenpolitik viele historische Beispiele, in denen angeblich
starke und geeinte Nationen aus dem Stahlgewitter des Krieges hervorgingen.
Wie zu erwarten, schließt Stephen Walt mit der allgemeinen Klage aller „Kalten
Krieger“ an: Dieser Quell der nationalen Einheit sei mit dem Ende des Kalten
Krieges versiegt. Demnach entstehen „interne Uneinigkeit und eine Schwächung der
staatlichen Effizienz“ nicht etwa aus der Kürzung öffentlicher Mittel und
sozialer Verelendung. Nein: Schuld hat der Frieden.
„Für mich klingt das plausibel“, so der Professor für Internationale
Beziehungen, um doch gleich einen vorhersehbaren Einwand gegen sich zuzulassen:
Was ist eigentlich mit Al-Kaida, dem Krieg gegen den Terror und der neuen
russischen Bedrohung? Diese Bedrohungen seien „einfach nicht ernst genug, um die
nationale Einheit herzustellen, die eine echte internationale Konkurrenz
produziert“.
„Kurz gesagt, wenn der Kalte Krieg die ‚perfekte‘ Bedrohung war, um die
nationale Einheit zu erzeugen, dann ist der Terrorismus vielleicht die
‚schlimmste‘ Art der Gefahr für den Zusammenhalt der Vereinigten Staaten. Er
wird einfach nicht genug gefürchtet, um eine neue ‚Große Generation‘ nach vorne
zu bringen.“
Kein Zweifel: Es gibt in der amerikanischen Außenpolitik wieder prominente
Stimmen, die ein starkes Bedürfnis nach Krieg formulieren. Wie immer kommt die
Begründung für den Waffengang mit nationalistischer Stimmungsmache daher. Wie
immer ignoriert die faschistoide Mobilmachung die eigene, jüngere Geschichte.
Oder um es gleich mit den Worten von Stephen Walt zu belegen:
„Je weniger wir von der Außenwelt bedroht werden, desto anfälliger sind wir für
hässlichen Streit zu Hause. Noch schlimmer: Der Frieden kann sogar die Samen
seiner eigenen Zerstörung beinhalten. Wie wir heute im Nahen Osten sehen, kann
der Zusammenbruch der Einheit und der staatlichen Autorität leicht heftige
interne Konflikte auslösen, die schließlich auswärtige Mächte anziehen.“
Nicht jeder Professor muss Ursachen und Folgen sauber auseinanderhalten können.
In den USA heißt es aktuell: War is Peace, Freedom is Slavery, Ignorance is
Strength.