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10.02.2016 03:00
Die USA können sich darauf verlassen,
dass Saudi-Arabien die syrischen Rebellen finanziert
WASHINGTON - Sogar die New York Times hat jetzt berichtet, dass sich die CIA
das Inszenieren von Konflikten in anderen Ländern von Saudi-Arabien finanzieren
lässt. - Als Präsident Obama die CIA 2013 insgeheim dazu ermächtigte,
kampfbereite syrische
Rebellen zu bewaffnen, dachte der US-Geheimdienst sofort an einen bewährten
Partner, der auch diese verdeckte Operation finanzieren würde. Es war das
Königreich Saudi-Arabien, das die CIA seit Jahrzehnten bei (der Anzettelung von)
Konflikten in diversen Ländern diskret mit Geld unterstützt. [Quelle:
luftpost-kl.de] JWD
Von Mark Mazetti und Matt Apuzzo |
The New York Times, 23.01.16
Screenshot | Quelle: NYT
Gleichzeitig hat die CIA mit ihren Partnern in Saudi-Arabien ein ungewöhnliches
Arrangement zur Ausbildung der Rebellen getroffen, das unter dem US-Codenamen "Timber
Sycamore" (Ahorn-Balken) lief. Nach Angaben aktiver und ehemaliger Mitarbeiter
der US- Regierung stellten die Saudis Waffen und große Geldbeträge zur
Verfügung, und die CIA leitete die Ausbildung der Rebellen an Sturmgewehren des
Typs AK-47 (Kalaschnikow)
und an Panzerabwehrraketen.
Die Unterstützung für die syrischen Rebellen ist nur das bisher letzte Kapitel
der jahrzehntelangen Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten Saudi-Arabiens
und der USA, die vom
Iran-Contra-Skandal, über die
Unterstützung der Mudschaheddin gegen die Sowjets in Afghanistan bis zu den
Stellvertreterkriegen in Afrika reicht. Manchmal – wie in Syrien – arbeiten sie
direkt zusammen, meistens unterschreiben die Saudis aber nur die Schecks, mit
denen die CIA ihre verdeckten Operationen finanziert.
Das gemeinsame Bewaffnungs- und Ausbildungsprogramm, das auch andere arabische
Staaten mitfinanzieren, läuft immer noch, obwohl die Beziehungen der USA zu
Saudi-Arabien getrübt sind und der Einfluss des Königreichs in der Region
kleiner geworden ist. Die alten, auf billigem Öl und gemeinsamen geopolitischen
Interessen beruhenden Bande zwischen beiden Staaten haben sich gelockert, weil
sich die Abhängigkeit der USA von ausländischem Öl verringert hat und die
Obama-Regierung dem Iran diplomatisch näher gekommen ist.
Wegen immer noch bestehender gemeinsamer Interessen, fließt aber weiterhin saudisches Geld in die Kasse der CIA. Die großen Ölreserven Saudi-Arabiens, seine
Rolle als geistige Führungsmacht der sunnitischen Muslime und die lange
geheimdienstliche Zusammenarbeit liefern auch die Erklärung dafür, warum sich
die USA dagegen sträuben, Saudi-Arabien wegen seiner Menschenrechtsverletzungen,
seiner frauenfeindlichen Politik und des dort vorherrschenden Wahhabismus (Infos)
zu kritisieren; vom Wahhabismus, einer sehr militanten Richtung des Islam, in
der die
Scharia gilt, sind
auch viele terroristische Gruppierungen inspiriert, die (offiziell) von den USA
bekämpft werden. Deshalb hat sich die Obama-Regierung auch nicht zu der
Enthauptung des schiitischen
Klerikers Scheich Nimr al-Nimr geäußert, der die königliche Familie
kritisiert hatte.
Obwohl die Saudis aus ihren Waffenlieferungen an die Rebellen in Syrien kein
Geheimnis gemacht haben, war nicht bekannt, dass sie die verdeckten Operationen
der CIA auch finanziell unterstützt haben. Einzelne Details und das ganze Ausmaß
der Zusammenarbeit (zwischen den Geheimdiensten der USA und Saudi-Arabiens)
wurden erst in Interviews mit einem halben Dutzend aktiver und ehemaliger
US-Offizieller und Informanten aus mehreren Staaten am Persischem Golf deutlich.
Die meisten Interviewten wollten anonym bleiben, weil sie nicht dazu autorisiert
waren, über die Kooperation zu informieren.
Die verdeckte CIA-Operation (in Syrien) wurde von Anfang an mit saudischem
Geld unter - stützt.
"Beide Seiten wissen, dass wir aufeinander angewiesen sind," sagte Mike Rogers,
ein ehemaliger republikanischer Kongressabgeordneter aus Michigan, der
Vorsitzender des Geheimdienstausschusses war, als die CIA-Operation begann.
Rogers lehnte es ab, Details der geheimen Operation preiszugeben.
US-Offizielle wollten sich auch nicht dazu äußern, wie hoch der saudische
Beitrag zum CIA-Programm ist; fest steht nur, dass kein anderer arabischer Staat
so viel zur Bewaffnung der gegen die Truppen des Präsidenten Baschar al-Assad
kämpfenden Rebellen beiträgt. Nach Schätzungen wurden bisher für die Bewaffnung
und das Training der Rebellen mehrere Milliarden Dollar ausgegeben.
Als das Weiße Haus Saudi-Arabien, Katar, Jordanien und die Türkei gedrängt hat,
sich stärker für die Sicherheit der Region zu engagieren, hat Obama diese
Staaten auch zur verdeckten Finanzierung der (geplanten CIA-Operation)
aufgefordert.
Sprecher der CIA und der Botschaft Saudi-Arabiens in Washington lehnten es ab,
sich zu den Vorgängen zu äußern.
Als Obama im Frühjahr 2013 beschloss, die
CIA an der Bewaffnung der syrischen Rebellen zu beteiligen, war das auch ein
Versuch, die Kontrolle über den ausufernden Konflikt in der Region
zurückzugewinnen. Katar und die Saudis hatten schon ein Jahr vorher begonnen,
Waffen nach Syrien einzuschleusen. Aus Katar wurden sogar ganze Schiffsladungen
von in China hergestellten,
Flugabwehrraketen des Typs FN-6, die (wie die in den USA hergestellte, in
Afghanistan eingesetzte Stinger-Rakete) ein Mann von der Schulter aus abfeuern
kann, über die türkische Grenze nach Syrien eingeschmuggelt.
Die saudischen Unterstützungsleistungen wurden von dem großspurigen saudischen
Prinzen Bandar bin Sultan überwacht, der damals Chef des saudischen
Geheimdienstes war und von saudischen Aufkäufern Tausende von
AK-47-Kalaschnikows und große Mengen dazu passender Munition in ganz Osteuropa
für die syrischen Rebellen aufkaufen ließ. Die CIA war bei der Einfädelung der
Waffenkäufe behilflich – auch bei einem besonders großen Deal in Kroatien im
Jahr 2014.
Ab Sommer 2012 war die türkische Grenze mit Syrien völlig offen für
Geldtransfers und Waffenlieferungen der Golfstaaten an syrische Rebellengruppen,
von denen nach Meinung von US-Beteiligten einige sogar Verbindung zu Al-Qaida
hatten.
Die CIA hatte damals noch eine Nebenrolle und war vom Weißen Haus nur dazu
ermächtigt, im Rahmen des Trainingsprogramms "Timber Sycamore" syrische Rebellen
an Waffen auszubilden, durfte aber selbst noch keine Waffen liefern. Nach
Angaben zweier ehemals führender US-Offizieller lud
David H. Petraeus, der damalige CIA-Direktor, gegen Ende des Jahres 2012
Geheimdienstvertreter mehrerer Golfstaaten zu einem Treffen in der Nähe des
Toten Meeres nach Jordanien ein. In deutlichen Worten forderte er sie auf, die
Waffenlieferungen nach Syrien künftig untereinander und mit den Vertretern der
CIA in der Türkei und in Jordanien zu koordinieren.
Einige Monate später autorisierte Präsident Obama die CIA dazu, syrische
Rebellen auch selbst mit Waffen zu beliefern und ihnen auf einer Basis in
Jordanien beizubringen, wie sie damit töten können (Infos).
Die Ausbildung wurde von der CIA organisiert, und das General Intelligence
Directorate (..hier),
der saudische Geheimdienst, stellte das Geld und die Waffen dafür zur Verfügung,
darunter auch (in den USA produzierte)
TOW-Panzerabwehrraketen.
Katar war nicht nur an der Finanzierung der Ausbildung beteiligt, es stellte
auch eine zusätzliche Basis für das Training syrischer Rebellen zur Verfügung.
Nach Aussage von US- Offiziellen trug Saudi-Arabien aber den weitaus größten
Teil der Kosten für das Ausbildungsprogramm.
Die Obama-Regierung glaubte mit dieser Koalition im Kongress punkten zu können;
nach Aussage eines ehemaligen US-Offiziellen wollten der demokratische Senator
Ron Wyden aus Oregon und andere aber wissen, warum die CIA auf Geld aus
Saudi-Arabien angewiesen war. Wyden lehnte ein Interview dazu ab, sein Büro
forderte in einer Erklärung aber mehr Transparenz: "Führende Regierungsvertreter
haben zwar öffentlich verkündet, dass die USA versuchen, die Kampffähigkeit der
Assad-Gegner zu verbessern, die Öffentlichkeit aber nicht darüber informiert,
wie das geschieht und mit welchen ausländischen Partnern die US-Geheimdienste
dabei zusammenarbeiten."
Wenn zwischen den an dem Ausbildungsprogramm (in Jordanien) beteiligten Staaten
Probleme auftraten, wurden die USA häufig um Vermittlung gebeten. Gastgeber
Jordanien erwartete regelmäßige Zahlungen aus Saudi-Arabien und den USA. Wenn
die Zahlungen der Saudis nicht rechtzeitig eintrafen, beklagten sich nach
Auskunft eines ehemaligen höheren Geheimdienstmitarbeiters die Jordanier darüber
bei der CIA.
Bisher hatten die Saudis CIA-Operationen ohne Bedingungen finanziert. Bei der
Verwendung des für die Ausbildung syrischer Rebellen zur Verfügung gestellten
Geldes wollten sie nach Auskunft ehemaliger US-Offizieller aber mitbestimmen:
"Sie wollten mit am Tisch sitzen und mitreden," teilte
Bruce Riedel, ein ehemaliger CIA-Analyst mit, der jetzt eine führende
Position bei der
Brookings Institution hat.
Das CIA-Ausbildungsprogramm, mit dem syrische Rebellen für den Kampf gegen die
Armee Assads trainiert werden, läuft getrennt von einem Pentagon-Programm ab, in
dem syrische Rebellen zur Bekämpfung des IS in Syrien mit Waffen versorgt und
daran ausgebildet wurden. Dieses Programm wurde (wegen Erfolglosigkeit) bald
wieder eingestellt (..hier).
Die Zusammenarbeit der Geheimdienste Saudi-Arabiens und der USA in Syrien
funktioniert ebenso gut wie bei der bisherigen gemeinsamen Bekämpfung der
Al-Qaida. Nach Aussage von Analysten sind die Beziehungen der USA zu
Saudi-Arabien aber dadurch belastet, dass viele saudische Privatleute genau die
Terroristengruppen unterstützen, die offiziell bekämpft werden.
"Das häufig gebrauchte Argument, wir bräuchten die Saudis als Partner bei der
Bekämpfung des Terrorismus, kann nicht überzeugen," äußerte
William McCants, der das US-Außenministerium früher in Fragen der
Terrorbekämpfung beraten und ein Buch über den Islamischen Staat veröffentlicht
hat. "Wenn mit den Saudis, die den Terrorismus schon immer finanziert und damit
geschaffen haben, nur über Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der
Terrorbekämpfung geredet werden kann, dann ist das kein überzeugendes Argument
(für eine weitere Zusammenarbeit)."
Es wird trotzdem noch einige Zeit bei der guten Zusammenarbeit bleiben, weil
sich zwei Meisterspione gut kennen: Prinz Mohammed bin Nayef, der saudische
Innenminister, der die Finanzierung der syrischen Rebellen von Prinz Bandar
übernommen hat, und CIA-Direktor John O. Brennan – seit den 1990er Jahren, als
Brennan CIA-Stationschef in (der saudischen Hauptstadt) Riad war. Von ehemaligen
Kollegen war zu erfahren, dass die beiden Männer befreundet sind; außerdem
hat Prinz Mohammed in Washington weitere Freunde dazugewonnen, weil er Al-Qaida
nahestehende Terrorgruppen auf der arabischen Halbinsel bekämpft.
Als CIA-Stationschef in Riad war Brennan wichtiger für die Durchsetzung von
US-Wünschen in dem arabischen Königreich als der US-Botschafter. Ehemalige
Diplomaten erinnern sich noch gut daran, dass die wichtigsten Gespräche immer
von Brennan geführt wurden.
Nach Meinung aktiver und ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter hat diese Art der
Kommunikation große Vorteile: Die Saudis sind viel aufgeschlossener für Kritik,
wenn sie über Geheimdienstkanäle erfolgt und lassen sich so viel besser im
US-Interesse steuern, als wenn die Kritik öffentlich geäußert wird.
Die geheime Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten der USA und
Saudi-Arabiens findet schon lange statt. Als der Kongress Ende der 1970er Jahre
der CIA wegen eigenmächtiger Operationen vorübergehend die Flügel stutzte (Infos),
organisierten die Saudis mit Marokko, Ägypten, Frankreich und anderen Staaten
den "Safari
Club", der (an Stelle der CIA) verdeckte Operationen in ganz Afrika
durchführte.
"Damals, als die USA nicht dazu imstande waren, sprang das Königreich gemeinsam
mit anderen Staaten ein, um die Sicherheit Afrikas zu gewährleisten," erklärte
Prinz Turki al-Faisal, ein ehemaliger Chef des saudischen Geheimdienstes, 2002
in einer Rede an der Georgetown University.
In den 1980er Jahren halfen die Saudis, eine CIA-Operation in Angola zu
finanzieren, mit der Rebellen im Kampf gegen eine der Sowjetunion nahestehende
Regierung unterstützt wurden (..hier).
Die Saudis waren zwar immer antikommunistisch, aber mit der Finanzierung der
Angola-Operation wollten sie ihre Verbindung zur CIA festigen. "Damit wollten
sie uns ihren guten Willen zeigen," erzählte ein ehemaliger höherer
Geheimdienstler, der an der Operation beteiligt war.
Am folgenreichsten war aber die saudische Finanzhilfe für die
Mudschaheddin, denen es gelang die Sowjets aus Afghanistan zu vertreiben.
Die USA haben dafür selbst jährlich Hunderte von Millionen Dollars ausgegeben,
und die Saudis haben noch einmal die gleiche Summe draufgelegt (Infos).
Das Geld floss über ein CIA-Konto auf einer Bank in der Schweiz. In seinem Buch
"Charlie Wilson's War" beschreibt der Journalist George Crile III, dass die CIA
keine Zinsen haben wollte, weil das im Islam als Wucher gilt und verboten ist.
Als die Reagan-Regierung 1984 bei der Umsetzung ihres Geheimplans, dem Iran
Waffen zu verkaufen und mit dem erlösten Geld die Contras in Nicaragua zu
finanzieren, Hilfe brauchte (..hier),
traf sich Robert C. McFarlane, der Nationale Sicherheitsberater der USA, mit
Prinz Bandar, der damals der Botschafter Saudi-Arabiens in Washington war. Das
Weiße Haus habe den Saudis zu verstehen gegeben, dass sie mit dem "Dank"
Washingtons rechnen könnten, wenn sie behilflich wären, hat sich McFarlane
erinnert.
Prinz Bandar sorgte dafür, dass die Saudis den Contras monatlich eine Million
Dollar zusätzlich zahlten, als Gegenleistung für vorher gewährte
US-Unterstützungsleistungen für das Königreich. Das Geld aus Saudi-Arabien floss
auch dann noch weiter, als der Kongress die US-Zahlungen an die Contras stoppte.
Die Saudis haben über ein Konto auf den Kaiman-Inseln insgesamt 32 Millionen
Dollar überwiesen.
Als der Iran-Contra-Deal bekannt wurde und Fragen nach der Beteiligung
Saudi-Arabiens gestellt wurden, hielten die Saudis dicht. Prinz Bandar weigerte
sich, bei der von dem unabhängigen Ankläger Lawrence E. Walsh durchgeführten
Untersuchung mitzuwirken.
In einem Brief lehnte es der Prinz ab, auszusagen und erklärte, auf die
Verschwiegenheit, das Engagement und die Freundschaft seines Landes sei auch auf
lange Sicht Verlass.
C. J. Chivers hat zu diesem Bericht beigetragen.
Weiterlesen im englischen Originaltext bei '
luftpost-kl.de '..hier
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