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24.10.2015 02:15
Die gezielte Vernichtung Libyens –
ein Augenzeugenbericht 22.10.2015

Vorgestern am 20. Oktober 2015 jährte sich der 4. Todestag des ehemaligen Staatsoberhaupts von Libyen, Muammar al-Gaddafi. Auf der Flucht vor den NATO-Bombardierungen wurde Gaddafi von Rebellen brutal ermordet. Aus Videos seiner Festnahme geht hervor, dass Gaddafi vor seinem Tod misshandelt und verletzt wurde. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag geht davon aus, dass es sich bei Gaddafis Tod um ein Kriegsverbrechen handeln könnte. Die Ermittlungen würden jedoch von der neuen Regierung behindert. [Quelle: kla.tv]  JWD



Quelle: kla.tv  |  22.10.2015


Vor dem Tod Gaddafis wurde Libyen 7 Monate lang von der NATO-Luftwaffe regelrecht zerbombt. Die Luftangriffe erfolgten auf Beschluss des UN-Sicherheitsrates, der Gaddafi systematische Verletzungen der Menschenrechte vorwarf.

Nun werden jedoch immer mehr Stimmen laut, die behaupten, dass nicht auf Grund von Menschenrechtsverletzungen Gaddafi abgesetzt und Libyen vernichtet wurde. So z.B. zitierte das Schweizer Radio und Fernsehen SRF am 15. Oktober 2015 den algerischen Schriftsteller Yasmina Khadra. Khadra kritisierte die westlichen Mächte, die Zugang zu einem gigantischen Markt in Libyen gesucht hätten, ich zitiere: „Gaddafi spielte nicht mit. Darum haben sie ihn getötet, nicht weil er ein Tyrann war, sondern weil er den Kuchen nicht teilen wollte.“

Über den gigantischen Markt und die sonstigen Verdienste Gaddafis für sein Land berichtete Klagemauer.tv in der Sendung vom 8.9.2015. Für alle weiteren Hintergründe, die zum gewaltsamen Tod Gaddafis führten, empfehlen wir unseren Dokumentarfilm „Instrumentalisierende Kriegsführung.

Nun aber möchten wir in der heutigen Sendung zwei Stimmen zu Wort kommen lassen, die die Geschehnisse in Libyen – vor und während der internationalen Intervention – hautnah miterlebt und dokumentiert haben: James und Joanne Moriarty. Gleich im Anschluss hören sie die wichtigsten Auszüge ihres Berichts über die geplante und gezielte Zerstörung Libyens. James und Joanne Moriarty sind ein amerikanisches Unternehmerpaar, das seit Januar 2007 in Libyen tätig war. Sie hatten ein einzigartiges Enzym – eine organische Verbindung – hergestellt, das Ölquellen regenerieren und Leitungen und Tanks reinigen konnte. Bis 2011 hatten sie gewaltige Summen in Libyen investiert und hatten begonnen, eine Produktionsstätte für ihr Enzym aufzubauen, bis dann im Februar 2011 die sogenannte Libysche Revolution losbrach. Als die Bombardierungen der NATO begannen, gelang es dem Ehepaar nur unter spektakulärsten Umständen außer Landes zu kommen. Von bärtigen Al-Qaida-Söldnern wurden sie in Gewahrsam genommen und stundenlang verhört. Nachdem sie den Söldnern ihr ganzes Geld übergeben mussten, wurden sie freigelassen. Wie durch ein Wunder schafften sie es schließlich auf ein Schiff und wurden nach Bengasi im Nordosten Libyens geschmuggelt. Von dort aus schafften sie es mit einen Flugzeug über Tunesien in die USA. Wieder in Texas angekommen, wurde James Moriarty an der Passkontrolle vom FBI abgefangen und drei Stunden lang verhört. Später erfuhren sie, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits im Visier der US-Regierung standen.

Joanne Moriarty: „Unser Verbrechen bestand darin, dass wir Zeugen der Kriegsverbrechen und der Massenmorde waren, die von der NATO in Libyen angerichtet wurden. Als Zielpersonen der Regierung wurden alle unsere Versuche vereitelt, eine vernünftige Arbeitsstelle zu erhalten oder unser Geschäft wieder aufzubauen, das in Libyen vernichtet wurde.“
Trotzdem haben sich James und Joanne Moriarty entschieden, dass möglichst viele Menschen die Wahrheit über diesen Feldzug der Kriegstreiber USA, Israel und der NATO erfahren sollen. Hören sie nun die wichtigsten Auszüge des Augenzeugenberichts von James und Joanne Moriarty über die gezielte Vernichtung Libyens:


„Ich möchte betonen, dass das libysche Volk keineswegs aus extremistischen Muslimen bestand. Der Teil des Korans, der über das Töten von Ungläubigen spricht, wurde von Gaddafi aus Libyen verbannt – er war der Meinung, das sei kein wirklicher Teil des Korans. Aus diesem Grund war seit über 20 Jahren eine Fatwa, ein Tötungsbefehl von radikalen, extremistischen Muslimen gegen Gaddafi angesetzt. Alle sich auf Bücher begründenden Religionen waren in Libyen erlaubt. Den Frauen ermöglichte Gaddafi in den 1970er Jahren die Emanzipation. Es war keine spezielle Kleidung vorgeschrieben und allen Frauen standen hochwertige Ausbildungswege zur Verfügung, wenn sie das wollten. Es gab Ärztinnen, Anwältinnen, Ministerinnen, Geschäftsfrauen oder auch normale Hausfrauen, was immer sie sich aussuchten. […]“

„Das libysche Volk war glücklich, es gab kaum Steuern, selbst Unternehmen wurden nur minimal besteuert. Die Regierung teilte den libyschen Wohlstand mit den Menschen und erhob keine Steuern für Privatleute, um den Staat zu unterstützen. Es gab gar keinen Grund für eine Revolution – nur wenige verdrossene, radikale Islamisten versuchten die Scharia (d.h. allgemein geltendes islamisches Recht) in Libyen durchzusetzen. Dies allerdings ohne jeglichen Erfolg, weil ihr Anteil an der Bevölkerung lediglich etwa 3 bis 5 Prozent betrug. Das waren die Leute, mit denen sich die NATO und die USA verbündeten, um Libyen zu übernehmen.

Wir verbrachten sehr viel Zeit mit den libyschen Stämmen, um die Wahrheit über Libyen und seine Regierung zu erfahren. Auch wurden wir Zeugen der unsäglichen Kriegsverbrechen, die von der NATO an unschuldigen Menschen in Libyen angerichtet wurden.“

„Weil für die sogenannte Revolution in Libyen keine öffentliche Unterstützung vorhanden war, hielten es die NATO, die USA, Großbritannien, Frankreich, die UN, Katar und Israel für notwendig, das Land mit tausenden Al-Kaida-Söldnern zu infiltrieren. Wir konnten die Terroristenhorden beobachten, die von der erwähnten Gruppe bewaffnet, finanziert und ausgebildet wurden. In unserem Besitz befindet sich ein privates Dokument in Hebräisch, eine Vereinbarung zwischen den Pseudo-Rebellen und dem israelischen Geheimdienst Mossad. In diesem Vertrag wird bestimmt, dass Israel den “Rebellen” Waffen liefert und sie ausbildet, bis sie in der Lage sind, das Land zu übernehmen. Als Ausgleich dafür darf Israel in der grünen Bergregion von Libyen eine Militärbasis errichten.“

„Der Krieg gegen Libyen ist bereits seit langer Zeit geplant worden. Der Hauptgrund für die Vernichtung Libyens lag in der geplanten goldgestützten Währung für Afrika namens Dinar.
Gaddafi plante die Errichtung einer Bank für Afrika, mit deren Gründung Libyen ganz Afrika in die Freiheit geführt hätte – in die Freiheit von den Finanzeliten und Imperialisten, die die armen Länder und deren Besitz kontrollieren. Darum musste Gaddafi nicht nur von seiner Machtposition gestürzt, sondern auch getötet werden. Wenn er nur ins Exil vertrieben worden wäre, hätte seine Stimme nach wie vor Gehör finden können.

Der zweite Grund für den Libyen-Feldzug war AFRICOM, der militärische Kontrollarm der USA über Afrika. Libyen war das mächtigste Land in Afrika und wehrte sich standhaft gegen diese militärische Übernahme durch die USA.
Der dritte Grund war die Klage, die von Gaddafi bzw. Libyen gegen all jene westeuropäischen Staaten vorbereitet wurde, die unzählige Verträge gebrochen und über hunderte von Jahren etliche Gräueltaten in Afrika begangen hatten. Auch der Einkommensverlust Libyens durch das Embargo der Westeuropäer über mehr als 30 Jahre war Inhalt der Klage. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Unschuld Libyens am Lockerbie-Anschlag von einem CIA-Whistleblower bewiesen werden konnte.“

„Die NATO entschied dann, dass sie lange genug auf eine Beteiligung des libyschen Volkes an einem Umsturz gewartet hätte und griff Tripolis mit aller Gewalt an. Wir befanden uns in einem großen Hotel in der Nähe des Hafens und konnten beobachten, wie die NATO ihre Apache-Hubschrauber einflog und unschuldige Menschen in den Straßen niedermähte. In den ersten Stunden der NATO-Übernahme von Tripolis wurden 1.300 Menschen in den Straßen getötet und 5.000 verwundet. Die NATO führte auch Bombenangriffe durch und benutzte großkalibrige, auf Kleinlastern montierte Waffen.

Das Bombardieren und Töten dauerte die ganze Nacht und auch die nächsten drei folgenden Nächte. Und noch mehr Schiffsladungen von Al-Qaida-“Rebellen” aus Bengasi strömten durch den Hafen von Tripolis und über die Landstraßen rund um die Stadt herein. Alle diese Leute trugen Bärte und AK-47-Sturmgewehre. In Wohnwagen unterwegs, errichteten sie etwa alle 500 Meter Kontrollpunkte rund um Tripolis. Sie plünderten sämtliche Läden und alle Wohnungen, brachen in alle Fahrzeuge ein und stahlen alles, was sie nur kriegen konnten. Sie übernahmen Hotels und richteten Folterzentren ein. […]“

„Nachdem die NATO Libyen der Al-Qaida übergeben hatte, wurden viele Libyer inhaftiert, gefoltert und getötet. Viele von ihnen mussten fliehen, um überleben zu können. Heute gibt es zwei Millionen Libyer im Exil. Wir haben engen Kontakt zu den Stämmen von Libyen und sprechen fast täglich mit den Stammesführern im Exil, und sie haben uns zu ihren Sprechern ernannt. Wir haben versucht dem US-Kongress klarzumachen, dass sie in Libyen etwas völlig falsches tun und dass wir Libyen, ein friedliches muslimisches Land, an die Al-Qaida ausgeliefert haben. Es war niemand daran interessiert.

Die Stammesführer begannen, Informationen über die Bewegungen der Al-Qaida innerhalb Libyens weiterzugeben, und wir gaben diese Informationen weiter. Kurz darauf wurden wir von vier verschiedenen US-Geheimdienstabteilungen kontaktiert. Wir merkten aber bald, dass die Geheimdienste nicht die geringste Absicht hatten, die Informationen der libyschen Stammesführer zu berücksichtigen. Im Gegenteil, sie benutzten die Informationen dazu, die Al-Qaida zu warnen und nicht, um sie aufzuhalten.

„Einer der Agenten war eine Frau, sie rief uns nach den Besuchen an und sagte uns, wenn wir jemals wieder ein normales Leben führen wollten, müssten wir aufhören über Libyen zu reden. Die Regierung hätte einen “weichen” Angriff auf uns durchgeführt, d.h. unser Leben und unsere Finanzen zerstört. Wir könnten uns noch glücklich schätzen, dass sie sich nicht zu einem “endgültigen” Angriff entschieden hätten (so die Agentin).

Wir waren buchstäblich vernichtet worden, aber wir haben uns dazu entschlossen, den Mund aufzumachen anstatt zu schweigen. Wir haben realisiert, dass die Weitergabe unserer Geschichte an so viele Menschen wie möglich der einzige Weg ist, uns zu schützen. […]

Aber auf gar keinen Fall werden wir aufhören, unsere Geschichte zu erzählen.“

Link zum Originaltext bei '  kla.tv ' ..hier


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