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13.05.2014 13:35
Der tote Willy Brandt kann sich nicht mehr gegen Springer wehren,
aber Gabriel und Bahr hätten das an seiner Statt tun können

Der Springer-Konzern versucht, Willy Brandt zu vereinnahmen. „Axel Springer ehrt Willy Brandt mit einer Gedenktafel“, heißt es in einer Pressemitteilung der Axel Springer SE. Siehe Anhang. Wer erlebt hat, wie die Bild-Zeitung, Die Welt und andere Organe des Springer-Konzerns gegen Willy Brandt und die damalige SPD gehetzt haben, dem wird speiübel bei der Lektüre dieser Meldung... [Quelle: nds.de / Albrecht Müller]  JWD

 – Und Sigmar Gabriel und Egon Bahr hatten auch noch die Ehre, dem Spektakel die notwendige Glaubwürdigkeit sozialdemokratischen Neu- und Urgesteins zu vermitteln. Vor Willy Brandt wurde Ronald Reagan mit den gleichen Ehren versehen. Spätestens dies hätte die beiden Sozialdemokraten wachrütteln müssen. Sie haben Willy Brandt nicht vor diesem Missbrauch eines Medienkonzerns geschützt, der über die Jahre hinweg und bis heute einen wesentlichen Beitrag zum Ruin unserer Demokratie geleistet hat – durch unentwegte und oft infame Manipulation der Bürgerinnen und Bürger.

Springers Strategie: Glaubwürdigkeit auch im linken Lager

Die Medien des Springer-Konzerns, allen voran die Bild-Zeitung und Die Welt, können allein vom rechtskonservativen Lager nicht leben. Sie brauchen auch Leserinnen/Leser und Hörerinnen/Hörer aus dem fortschrittlichen Lager, also aus der Wählerschaft von SPD, der Linken und der Grünen. Die Ehrung Willy Brandts mit einer Gedenktafel ist eine ausgesprochen billige Methode zur Erweiterung und Fundierung der Glaubwürdigkeit auch in dieser Wählerschaft.

Mit einer solchen Ehrung festigen sie im übrigen auch den politischen Wechsel von früheren Wählerinnen und Wählern aus dem Lager der SPD zum Beispiel ins Lager der Union.

Die frühere Strategie der SPD, auf Distanz zu Springer zu gehen, war erfolgreich.

Ungefähr zwischen 1969 und 1976 galt in der SPD Spitze die Verabredung, den Springermedien, die damals einen aggressiven Kampf gegen die SPD, gegen Willy Brandt und ihre Ost-Politik und Gesellschaftspolitik führten, keine Interviews zu geben und dort auch nicht mit redaktionellen Beiträgen aufzutreten. Das galt zumindest solange, wie Holger Börner Bundesgeschäftsführer der SPD war. Für die der SPD nahe stehenden Bürgerinnen und Bürger vor allem aus Kreisen von Arbeitern und Angestellten war klar, dass man, selbst wenn man zum Beispiel die Bild-Zeitung liest, nicht glauben kann, was dort steht. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt beispielsweise hat in seinen Reden die Glaubwürdigkeit der Springermedien noch dadurch unterminiert, dass er spottete, dem Sinne nach: ‚die Bundesligatabelle stimmt, alles andere könnt Ihr vergessen’.

Die guten Wahlergebnisse der SPD mit dem Spitzenergebnis von 45,8 % in 1972 (2009 die Hälfte: 23 %) gründeten auch auf dieser Strategie einer konsequenten Distanzierung von Medien, die inhaltlich und personell gegen die eigene Position angehen.

Später wurde dann diese Verabredung der SPD-Spitze durchlöchert – zunächst vor allem von Politikerinnen und Politikern aus dem rechten Lager in der SPD-Spitze. Das verhalf diesen dann zu besonderer Popularität und damit war die Verabredung insgesamt nicht mehr zu halten. Auch Willy Brandt tauchte später in den Springer-Medien auf.

Aber diese Erosion einer erfolgreichen Strategie des Umgangs mit aggressiven Medien ist kein Argument dafür, die Strategie für überholt zu halten. Sie ist schwierig umzusetzen, weil immer diejenigen aus der eigenen Führungsriege, die sich nicht an die Vereinbarung halten, einen publizistischen Vorteil für sich heraus schlagen können.

Von diesen Schwierigkeiten abgesehen hätte im konkreten Fall der Ehrentafel für Willy Brandt auf dem Vorplatz des Axel-Springer-Hauses schon die Schmierigkeit dieses Vorgangs Personen der SPD-Spitze davon abhalten müssen, sich dafür herzugeben.

Anhang [...]

Weiterlesen im Originaltext bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier

 
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