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16.01.2014 10:45
Hollandes “Pakt der Verantwortung” – Eine neue Runde des „Rattenrennens“ wird eröffnet
Mit „Rattenrennen“ bezeichnet man einen Wettbewerb, bei dem am Ende alle verlieren. Sei es gezwungenermaßen wie die Südeuropäer oder freiwillig wie jetzt die französische Regierung, alle rennen der deutschen Agenda-Politik hinterher. Am Ende des Rennens geht es allen Europäern schlechter und ein neuer Wettlauf um die Wettbewerbsfähigkeit wird beginnen. Glaubt Hollande tatsächlich, dass es die Deutschen tatenlos hinnehmen würden, wenn Frankreich oder auch andere europäische Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland verbesserten. Die Große Koalition in Deutschland würde mit Sicherheit ein neues Rennen um Lohnsenkungen, Sozialabbau und Unternehmenssteuersenkungen starten. Alle gleichzeitig können in Europa aber nicht wettbewerbsfähiger als die anderen sein. [Quelle: nds.de / W.Lieb] JWD

Nachdem die „Sozialdemokraten“ Tony Blair und Gerhard Schröder schon vor über 10 Jahren den Schwenk auf neoliberalen angebotsorientierten Wirtschaftskurs vollzogen hatten und die südeuropäischen Länder Griechenland, Italien, Spanien, Portugal und Zypern durch die Troika auf diesen Kurs gezwungen wurden, ist nun auch der „Sozialist“ François Hollande umgefallen: „Um zum Wachstum zurückzukehren, brauchen wir eine Angebotspolitik. Diese stimuliert auch die Nachfrage“, sagte Hollande.

Dem im „Rattenrennen“ führenden Deutschlands folgend, will Frankreich nun gleichfalls die „Lohnnebenkosten“ bis 2017 um 30 Milliarden senken und die Unternehmenssteuern sowieso. Die im Wettbewerb ohnehin schwächelnden Briten wollen gleich ganz offen mehr Ballast bei den „Sozialleistungen“ abwerfen, um mithalten zu können.

Schulterklopfen erfährt Hollande vom Consigliere der Aganda 2010 und dem sich selbst nachahmenden sozialdemokratischen Außenminister Steinmeier: “Auch in Deutschland haben wir einige Zeit gebraucht und Hürden überwinden müssen, bis ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Programm festlag, das eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation versprach”, meinte der sich mehr und mehr zur eigenen Karikatur entwickelnde Oberdiplomat. (Steinmeier gelingt es zunehmend, jede auch noch so banale Aussage zu einem zu einem Kommuniqué hochzustilisieren.)

Aber Hollande sollte sich über das Lob der Bundesregierung und der marktkonformen EU-Bürokraten nicht zu früh freuen. Deutschland liegt mit 0,4% Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nur wenig vor Frankreich mit 0,2% und deutliche hinter dem Vereinigten Königreich mit 1,3% [PDF - 866 KB]. Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis in Deutschland angebotspolitisch nachgelegt wird, damit „wir“ unsere relative Führungsposition verteidigen können.

Man kann eigentlich nur darauf hoffen, dass die revolutionserfahrenen Franzosen erkennen, welcher wirtschaftspolitische Neofeudalismus nach Europa zurückgekehrt ist. Da die Franzosen eigentlich einen „Sozialisten“ gewählt haben und Hollande nun politisch das tut, was sich sein konservativer Vorgänger wohl nie getraut hätte, besteht allerdings die reale Gefahr, dass viele Franzosen nur noch den rechtsextreme Front National um Marine Le Pen als Ausweg wählen.

Um die Europawahl im Mai muss man sich wirklich Sorgen machen.

Zum Originalartikel bei ' nachdenkseiten.de ' ..hier


Anmerkung: Eigentlich könnte man Wetten annehmen, dass es genau so kommt, wie von Wolfgang Lieb auf den Punkt gebracht. Wie hanebüchen Hollandes angebotstheoretische Argumentation hinsichtlich der Aussage "das Angebot schafft sich die Nachfrage selber" ist, wird deutlich, wenn man das dieser Aussage zugrunde liegende "Sayische Thorem" etwas näher beleuchtet, wie es Wolfgang Waldner getan hat:

Das Say'sche Theorem ist ein sophistischer Trick

Einen absichtlich herbeigeführten Fehlschluss wie beim Say'schen Theorem bezeichnet man als Sophismus.

Das Say'sche Theorem behauptet, dass es grundsätzlich keine Absatzkrisen geben könne. Begründet wird diese These damit, dass jede Produktion immer ein Einkommen in gleicher Höhe schafft, so dass es also nie einen Mangel an Kaufkraft und Nachfrage geben könne. Dieses Einkommen werde entweder für den Konsum ausgegeben oder gespart und damit investiert (Einkommen = Konsum + Investition).


Unterauslastung des Produktionspotentials trotz Produktion = Einkommen: Say ist widerlegt!
Die Begründung des Theorems ist lachhaft: "Einkommen gleich Produktion" ist eine Tautologie, weil in makroökonomischer Sicht die Produktion das Einkommen schafft und alles Einkommen aus der Produktion resultiert.

Nun hat aber überhaupt niemand behauptet, dass die Absatzkrisen dadurch entstünden, dass kein genau mit der Höhe der Produktion identisches Einkommen geschaffen würde. Einen selbsterfundenen Einwand zu widerlegen und die These damit für bewiesen zu erklären, ist ein alter und dummer Trick, auf den außer in den VWL-Vorlesungen nur noch in einem Kindergarten jemand reinfallen wird. Das Einkommen passt genau zum Umfang der Produktion - Menschen sind aber arbeitslos, weil die Produktion weit unter dem Produktionspotenzial liegt.

Wie in der VWL üblich, ist der Ausgangspunkt der Argumentation genau das, was erst zu beweisen wäre, also die volle Auslastung des Produktionspotentials ohne Rücksicht auf den Absatz der Produkte. So haben wir immer Vollbeschäftigung und dabei entsteht auch ein Vollbeschäftigungseinkommen in der Ökonomie, mit dem alle erzeugten Produkte abgesetzt werden können. Man unterstellt einfach, dass die Unternehmen den Umfang der Produktion bestimmen und zum Zweck der Gewinnmaximierung das Produktionspotential immer voll auslasten, ohne sich für den Absatz der so produzierten Güter zu interessieren. Im Modell der VWL besteht schließlich grundsätzlich Kapitalmangel, der durch Produktion behoben werden kann.

Auch ohne jeden Konsumenten wäre die Vollbeschäftigung zum Zweck der Erzeugung von immer noch mehr Kapital denkbar. Nur wegen des immerwährenden Kapitalmangels kann ohne Ausnahme mit voller Auslastung des Produktionspotentials produziert werden, weil ein Absatzrückgang der Konsumgüter durch eine erhöhte Kapitalgüterproduktion ausgeglichen werden kann. Schlimmstenfalls müssen die Unternehmen das von den Konsumenten gesparte Geld als Kredit für die Finanzierung ihrer Kapitalerweiterung aufnehmen, die bei Kapitalmangel immer rentabel ist, wenn die Zinsen sich laut Modell nach Angebot und Nachfrage zur Finanzierung dieser Investitionen richten. Bei der so garantierten Vollbeschäftigung kann dann immer jeder Arbeit finden, der keine unverschämten Lohnforderungen stellt, und Massenarbeitslosigkeit ist freiwillig, so beweisen es die Professoren. [..] [Quelle: wolfgang-waldner.com]

Weiterlesen im vollständigen Originaltext bei ' wolgang-waldner.com ' ..hier


 
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