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21.08.2011 13:35
Die Schulden der Staaten sind das Vermögen der Reichen
Saarbrücker Zeitung - Der ehemalige Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine: "Wenn man Schulden abbauen will, darf man das Geld nicht bei der Bevölkerung nehmen, die ohnehin unter der verfehlten Politik des Lohndumpings leidet, sondern man muss es bei denen nehmen, die seit Jahrzehnten Nutznießer dieser Politik sind… [Quelle: Saarbrücker Zeitung ]    JWD

[Auszug:]
Oskar Lafontaine über Schulden, fiese Banken und die gefährlichste Frau Europas:

Herr Lafontaine, die britische „Sun“ hat Sie 1998 als „gefährlichsten Mann Europas“ beschimpft, weil sie sich für eine europäische Wirtschaftsregierung eingesetzt hatten. Ähnliches schlägt die Kanzlerin nun vor. Ist Merkel die gefährlichste Frau Europas?
Lafontaine: Frau Merkel versteht das Euro-System nicht, und sie versteht die Finanzmärkte nicht. Wenn Deutschland als wichtigste Volkswirtschaft Europas Lohndumping betreibt, kann das System nicht funktionieren. Da Frau Merkel an dieser verfehlten Politik festhält, könnte man sie wegen ihrer falschen Politik als gefährlichste Frau Europas bezeichnen.

Als Finanzminister wollten Sie die Banken „an die Kette legen“. Wäre die Finanzwelt eine bessere, wenn Sie Minister geblieben wären?
Lafontaine: Es wäre uns vieles erspart geblieben, wenn meine Vorschläge, den internationalen Finanzverkehr zu regeln, umgesetzt worden wären. Aber das war seinerzeit nicht durchsetzbar.

Jetzt findet offenbar ein Umdenken statt. Empfinden Sie Genugtuung?
Lafontaine: Nein, eher Sorge und eine gewisse Resignation. Es ist nicht verständlich, dass die Politik trotz der mit Händen zu greifenden Fehler immer noch nicht in der Lage ist, das Treiben der Banken zu beenden.

Die Politik versucht es. Merkel und Sarkozy haben Vorschläge gemacht, die etwas ändern könnten?
Lafontaine: Leider nein. Nur ein radikales Zurückführen des Bankengeschäfts auf das Einsammeln des Geldes der Sparer und das Ausleihen an Investoren und Konsumenten würde die Probleme lösen. Es gibt da diesen Scherz von der 3-6-3-Regel für die Banker: Man sammelt das Geld für drei Prozent ein, leiht es für sechs Prozent aus und geht um drei Uhr Golf spielen....
[Ende Auszug]

Zum vollständigen Artikel bei der Saarbrücker Zeitung ..hier


PS: Anmerkung von Wolfgang Lieb, ehemaliger Staatssekretär im NRW-Wissenschaftsministerium, in (nds.de) zu einer Veröffentlichung des DGB's "Euro ohne Bonds" [..hier]:

Die Frage ist, ob man das „Kartenhaus des Bankensystems“ in dieser Situation überhaupt braucht. Es ist doch absurd, dass die Banken via Zentralbank billiges Geld bekommen und damit Staatsanleihen von Staaten kaufen, die weit höhere Zinsen abwerfen.

Dass die Europäische Zentralbank nicht direkt, sondern nur über den Umweg der Refinanzierung der Banken Staatsanleihen kaufe, sei nur der Ideologie zu verdanken, wonach nur die Weisheit** der „Märkte“ den Staat hindere, das Geld zu verschleudern. Wenn aber Finanzmarktakteure dank der Finanzmarktliberalisierung ein Währungssystem, ja die Weltwirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs führten, dann störe das die Neoliberalen nicht weiter. Schreibt Heiner Flassbeck in seinem Buch „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“.


** gemeint ist wohl die Weisheit der Zockergilde, die uns jeden Tag auf neue hereinlegen


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