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07.07.2011 17:55 Über das Verhältnis von
Journalismus und Politik, die Geschwindigkeit der Zeitläufe und die Macht der
Konzerne
Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger
des Jahres 1999 Günter Grass (83) hielt eine Rede anlässlich des 10 jährigen Bestehens bei
der Jahrestagung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg. Darin beschreibt er völlig zutreffend,
wie ich meine, dekadente Erscheinungen in
unserer Gesellschaft und stellt die Systemfrage.
JWD
Zitat aus heutigem Artikel der Nachdenkseiten:
„Günter Grass: Die Steine des Sisyphos
Nicht zuletzt sind es die großmächtigen Banken, deren Lobbytätigkeit
mittlerweile das gewählte Parlament mitsamt der Regierung in Geiselhaft genommen
hat. Die Banken spielen Schicksal, unabwendbares. Sie führen ein Eigenleben.
Ihre Vorstände und Großaktionäre formieren sich zu einer Parallelgesellschaft.
Die Folgen ihrer auf Risiko setzenden Finanzwirtschaft haben schlussendlich die
Bürger als Steuerzahler auszubaden… Wir bürgen für Banken, deren
Milliardengräber allzeit hungrig nach mehr sind.
Selbstverständlich sind auch die Tages- und Wochenzeitungen, also die
Journalisten, dieser Allmacht ausgesetzt. Es bedarf keiner altmodischen Zensur
mehr, die Vergabe oder Verweigerung von Anzeigen reicht aus, um die ohnehin in
Existenznot geratenen Printmedien zu erpressen…
...die gegenwärtigen Ermüdungs- und Zerfallserscheinungen im Gefüge unseres
Staates bieten Anlass genug, ernsthaft daran zu zweifeln, ob unsere Verfassung
noch garantiert was sie verspricht.
Das Auseinanderdriften in eine Klassengesellschaft mit verarmender Mehrheit
und sich absondernder reicher Oberschicht, der Schuldenberg, dessen Gipfel
mittlerweile von einer Wolke aus Nullen verhüllt ist, die Unfähigkeit und
dargestellte Ohnmacht frei gewählter Parlamentarier gegenüber der geballten
Macht der Interessenverbände und nicht zuletzt der Würgegriff der Banken machen
aus meiner Sicht die Notwendigkeit vordringlich, etwas bislang Unaussprechliches
zu tun, nämlich die Systemfrage zu stellen…
Mir jedenfalls ist sicher, dass das kapitalistische System, befördert durch
den Neoliberalismus und alternativlos, wie es sich darstellt, zu einer
Kapitalvernichtungsmaschinerie verkommen ist und fern der einst erfolgreichen
Sozialen Marktwirtschaft nur noch sich selbst genügt: ein Moloch, asozial und
von keinem Gesetz wirksam gezügelt…
Quelle:
Günter Grass, Rede auf der Jahrestagung Netzwerk Recherche [PDF - 98 KB] " Zitat Ende
Zum vollständigen Artikel bei nds.de
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