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20.04.2011 23:15
Bühne frei für Thilo Sarrazin und Konsorten
Anne Will hat die Plattform bereit gestellt -  Nachdem es eine zeitlang ruhig geworden war um den völkischen Vererbungsexperten, wurde ihm durch die Will Media GmbH bei der ARD mal wieder eine Plattform geboten. Die positivste Annahme wäre, dass er günstig eingekauft wurde und somit betriebswirtschaftlich das positive Saldo der GmbH noch etwas aufgebessert wird. Ich muss gestehen, ich habe mir Sarrazins Geschwätzt nicht angetan. JWD

Auch bei gutem Vorsatz gelingt es mir nicht mehr als 3 Worte aus seinem Mund in Verbindung mit seinem Gesichtsausdruck anzuhören, denn in dieser Zeitspanne habe ich dann die Fernbedienung gefunden und die erlösende Umschaltung auf ein anderes Programm geschafft. Ein Leser der Nachdenkseiten wollte es gleichwohl  wissen, sich dabei offensichtlich allerdings derart aufgewühlt, dass er sich nur durch die Abfassung eines Leserbriefes einkriegen  konnte. [ Leserbrief bei nds.de ..hier ].

Da ich Sarrazin nicht ertragen kann, habe ich im Internet Sekundärinformationen zusammen gesucht und bin dabei unter anderem auf  Videos mit Prof. Dr. Norbert Bolz  gestoßen. Er outed sich, wenn auch ein wenig kaschiert als Sympathisant Sarrazins.   Bolz lehrt an der TU Berlin Medien- und Kommunikationstheorie sowie Designwissenschaft. Er ist schlau genug, sich bei seinen Argumentationen nicht soweit festzulegen, dass kein Hintertürchen mehr offen bleibt. So zutreffend wie seine Beobachtungen der medialen Berichterstattung und einigen anderen Dingen aus seinem Spezialgebiet sein mögen, in wichtigen gesellschaftlichen Belangen ist er meines Erachten Opportunist und leistet keinen Beitrag um die menschliche Gesellschaft positiv weiter zu entwickeln. Er gehört zu den Spezies unserer Zeit, die nach der Maxime "besser reich und gesund als arm und krank" ihr Leben gestalten.

Einige seiner Äußerungen hier zusammengefasst: Die Gesellschaft divergiert auseinander, die schlauen werden schlauer, die dummen werden dümmer, die reichen reicher, die armen ärmer usw. Soziale Gerechtigkeit, Kapitalismusdebatte usw. seien Themen des 19. Jahrhunderts, die er schon Überwunden glaubte. Seltsamerweise ist sein gesellschaftlicher Ansatz in seinen Anfängen wohl eher noch vorher manifestiert und schein mir noch viel weniger eine wünschenswerte gesellschaftliche Option darzustellen. Ist doch zum Glück der rassistische Ansatz jenes Jahrhunderts grandios gescheitert. Der Gruppenegoismus, den Leute seines Schlages an den Tag legen, bietet keine humanen Lösungen für die Gesellschaft und würde in der Konsequenz wieder zu einer Sklavengesellschaft römischen Vorbildes führen.

Diese im neoliberalen Milieu grassierenden, gesellschaftlichen Vorstellungen, zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie keine Antworten auf die Frage liefern, wie eine humane Gesellschaft der Zukunft aussehen sollte. Zumindest sind es keinesfalls Zielsetzungen, die man offen diskutieren könnte, ohne dass die rassistische Schlagseite dieser elitären Sichtweise ans Licht kommen würde.  Meines Erachtens geht dieses Elitedenken mit einer kolossalen Selbstüberschätzung  in Bezug auf die eigene intellektuelle Leistungsfähigkeit einher. Solche Menschen sind oft in einer veränderten Umgebung lebensunfähig. Das angehäufte Spezialwissen wird nutzlos. Die ganze mühsam aufgebaute Fassade des eigenen Seins fällt in sich zusammen.

Leider gibt es keinen zwangsläufigen Fortschritt zum Höheren und Besseren. Die Evolution mit natürlicher Selektion funktioniert nun einmal ohne Geist und nur durch Versuch und Irrtum. Die Hoffnung, menschlichem Handeln könnte es gelingen, einige in den negativen Folgen vorhersehbare Entwicklungen zu meiden, erscheint ehrlich gesagt auf Grund der individuellen Egoismen und Machtverhältnissen nicht besonders wahrscheinlich. Dafür sind wohl auch die auf Eigennutz fixierten Gehirne unserer dominierenden, so genannten Elite, zu sehr begrenzt und  weichen von den durchschnittlichen Kapazitäten nur geringfügig ab. So liegt mein bisschen Hoffnung auch mehr darin begründet, dass demokratische Prinzipien dauerhaft nicht mehr auszumerzen sind. So könnten große Netzwerke zustande kommen, mittels derer die Raffgier und der Machthunger einer Minderheit im sich verselbstständigenden Machtapparat,  in Schranken gehalten werden kann.  Prinzip Hoffnung?    JWD


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